Verwaltungen im Sauerland suchen Personal

Aktuell funktionieren die Verwaltungen in unseren Städten und Gemeinden noch. In ein paar Jahren könnte das anders sein. Schon jetzt fehlen qualifizierte Bewerber.

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Abgesagte Vorstellungsgespräche, kaum noch Bewerber für eine Stelle - wie die Unternehmen im Sauerland haben auch die Verwaltungen mit Personalmangel zu kämpfen. Besonders im Bereich der technischen Berufe fehle Personal, heißt es zum Beispiel aus Sundern und Schmallenberg. In der Stadt Sundern sei das beim Sanierungsstau in den städtischen Gebäuden, wie Schulen und Turnhallen zu spüren. Auch Schmallenberg sucht Ingenieure und Techniker. .Die Stadt Olsberg sieht ab dem Jahr 2025 in allen Bereichen Probleme Stellen zu besetzen. Dann würden viel Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden.

Verbesserte Arbeitsbedingungen :

Die Städte und Gemeinden im Sauerland müssen potentiellen Mitarbeitern schon etwas bieten.

Es gibt familienfreundliche Arbeitszeiten, unbefristete Arbeitsverträge und die Kommunen fördern die Gesundheitsprävention. Bei der Stadt Olsberg zum Beispiel gibt es vergünstigte Mitgliedschaften in einem Fitnessstudio oder vergünstigten Eintritt beim Besuch des AquaOlsberg.

Azubis in den Verwaltungen haben gute Chancen nach ihrer Ausbildung auch übernommen zu werden.

Außerdem bekommen Mitarbeiter in den Verwaltungen die üblichen Leistungen des öffentlichen Dienstes, wie betriebliche Altersversorgung, Leistungsentgelt, Jahressonderzahlung.

So ist die Situation in den Verwaltungen:

Gemeinde Bestwig:

Bewerber sagen die Teilnahme am Vorstellungsgespräch in aller Regel vorher ab (z.B. wenn sie zwischenzeitlich woanders eine Zusage erhalten haben)

Wegen Personalmangel habe es noch keine Störungen in den Abläufen gegeben. Diese beruhen hauptsächlich auf krankheitsbedingten Ausfällen.

Generell sei es problematisch für das Bürgerbüro und Soziales Fachkräfte zu gewinnen.


Auch der Stadt Brilon fällt es immer schwerer geeignetes Personal zu finden. "Es benötigt einen höheren Einsatz", so die Stadt. "Nicht alle Stellen können mehr mit dem gewünschten Fachpersonal, gemeint ist damit die „Grundausbildung“, besetzt werden, sondern es kommt immer mehr zu Einstellung aus anderen Berufsgruppen (also nicht der klassische Verwaltungsfachangestellte). Diese müssten dann intern „nachgeschult“ werden." 

Derzeit konnte noch ausreichend neues Personal gewonnen werden. Dabei war und ist die Einführung eines digitalen Bewerbermanagementverfahrens sehr hilfreich. Außerdem wird versucht, durch Einrichtung von Ausbildungsstellen dem entgegenzuwirken. Die Stadt Brilon ist auf allen „Kanälen“ präsent (Instagram pp.), ebenfalls in den Briloner Schulen. Die Teilnahme an Ausbildungsbörsen ist ein weiterer wichtiger Faktor, um neue Bewerberinnen und Bewerber gewinnen zu können. 

 

Stadt Meschede:

Störungen in den Abläufen beruhen hauptsächlich auf krankheitsbedingten Ausfällen und nicht auf Personalmangel

Auch die Kommunen leiden in nahezu allen Bereichen unter dem Fachkräftemangel.


Der Stadt Olsberg machen die rückläufigen Bewerberzahlen Sorgen. Lag die Zahl der Bewerber/innen vor 20 Jahren noch bei über 40, so ist man jetzt froh, wenn sich überhaupt eine Handvoll qualifizierter Bewerber/innen auf eine Stellenausschreibung meldet.

Bisher kam es noch nicht zu Störungen in den Arbeitsabläufen, weil zurzeit noch alle Stellen besetzt sind. Ab dem Jahr 2025 wird es problematisch werden, weil sehr viele Mitarbeiter/innen dann altersbedingt aus ihrem Arbeitsverhältnis ausscheiden werden.

Besonders im Bereich der Kindertagesstätten ist es schwierig, Personal zu gewinnen. Der Mangel an ausgebildeten Erzieher/innen auf dem Arbeitsmarkt macht sich stark bemerkbar. Zwar sind zurzeit alle Stellen in den Kindertagesstätten bei der Stadt Olsberg besetzt, es darf aber auch niemand ausfallen, denn dann könnte es schwierig werden.


Die Stadt Schmallenberg konnte zumindest im allgemeinen Verwaltungsbereich jede Stelle besetzen. Problematischer sieht es im gesamten technischen Bereich aus. Das Bewerberangebot bei Ingenieuren und Technikern, sowohl im Tief- als auch Hochbau, ist insgesamt aktuell recht überschaubar. Mit diesem Fachkräftemangel haben neben privaten Arbeitgebern natürlich auch die öffentlichen Verwaltungen zu kämpfen. Zurzeit sucht die Stadt Schmallenberg konkret Ingenieure oder Techniker im Gebäudemanagement und Bauordnungsamt sowie einen Stadtplaner im Amt für Stadtentwicklung. Kämen zu der generell bereits knappen Personaldecke in diesen Bereichen noch längere krankheitsbedingte Ausfälle hinzu, könnte es zwangsläufig zu entsprechenden Engpässen kommen., beschreibt Anke Sibert, die Sprecherin der Stadt Schmallenberg die Situation. 

Insgesamt setzt die Stadt Schmallenberg verstärkt auf die Ausbildung junger Nachwuchskräfte und die Fortbildung eigener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dieser Weg habe sich in den letzten Jahren absolut bewährt. Nicht zuletzt werden hierdurch den Beschäftigten konkrete und langfristige Perspektiven und Wertschätzung entgegengebracht, was die Motivation steigert.


Bei der Stadt Sundern fehlt besonders im Bereich der technischen und sozialen Berufe Personal. Das gelte aber auch für besondere Verwaltungsbereiche, wie den Sitzungsdienst, so Sunderns Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke.

Unmittelbar bemerkbar macht sich der Personalmangel z.B. beim Sanierungsstau in den städtischen Gebäuden wie Schulen, Turnhallen etc. Zusätzliche Verpflichtungen durch neue Gesetzgebungen können wir eigentlich nicht mehr schaffen.

Vakanzen gibt es aber fast in allen Bereichen. 

"Gleichzeit bemerken wir in den letzten Monaten, dass es eine neue Attraktivität gibt, wieder bei der Stadtverwaltung Sundern zu arbeiten. Wir konnten für etliche Stellen junge Menschen gewinnen. Das liegt zum einen daran, dass sich rumspricht, dass die Lage in Sundern sich ändert und es gut ist, hier zu arbeiten. Das kann aber auch an den wachsenden Unsicherheiten in der freien Wirtschaft liegen", so Willeke. 


Auch bei der Stadt Winterberg sind die Zeiten vorbei, als auf eine Stellenausschreibung zig Bewerbungen gekommen sind. Heute ist die Verwaltung froh, wenn sich überhaupt jemand auf eine Stellenausschreibung bewirbt. Gerade in den technischen Bereichen geht die Bewerberanzahl zurück. "Wir konnten bisher immer noch alle Stellen besetzen, allerdings musste wir das ein oder andere Mal die Stellenausschreibungen auch mal über eine längere Zeit veröffentlichen", so Rabea Kappen, Sprecherin der Stadt Winterberg.

"Hinzu kommt, dass bei uns in den nächsten fünf Jahren die Babyboomer-Generation in Rente gehen wird und so werden allein 7 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch Führungskräfte, die Verwaltung verlassen. Wir werden daher ein professionelles Wissens- und Nachfolgemanagement aufbauen und die Digitalisierung weiter vorantreiben müssen. Vor allem müssen wir noch verstärkter auf die Ausbildung der zukünftigen Generationen, also der eigenen Fachkräfte, setzen, um so die Leistungsfähigkeit unserer Verwaltung zu sichern".


Die Stadt Arnsberg musste zum Jahresbeginn die Bürgerbüros in Hüsten und Oeventrop schließen und das Personal in die Wohngeldstelle setzen. Obwohl Personal gesucht wurde und noch gesucht wird, ist dort so viel zu tun, dass das Personal dort die Antragsflut nicht schafft. Wann die Stadtbüros wieder öffnen ist noch nicht bekannt.


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