Sauerland: Kirchen suchen nach neuen Wegen

"Andere Gottesdienste" sollen Christen wieder zusammenbringen.

© Ev. Kirchenkreis Soest-Arnsberg

Was muss sich ändern, damit wieder mehr Menschen in Gottesdienste bei uns kommen? Darüber haben sich Evangelische wie Katholische Kirche in einer ökumenischen Pfarrkonferenz Gedanken gemacht und alternative Konzepte entwickelt. Im Mittelpunkt dieser „anderen Gottesdienste“ stehe dabei ganz bewusst nicht die etablierte Pfarrerschaft, es sind nicht geweihte Gemeindeglieder, die auf einfache Weise gottesdienstliche Feiern und Andachten halten sollen. „Dieses Anliegen“, so Superintendent Dr. Manuel Schilling, „wird in unseren beiden Kirchen angesichts der abnehmenden Zahl von hauptamtlichen Theolog:innen immer bedeutsamer.“

Neue Ideen sind gefragt

„Wir müssen was tun“, so der Experte Dr. Goldschmidt. „Wir müssen den Mut haben und die Kraft aufbringen, andere Gottesdienst-Landschaften zu gestalten und zu bauen.“ In der Landeskirche Hannover gebe es z.B. viele kleine Kirchengemeinden, die nicht mehr von einem Pfarrer oder Pfarrerin betreut werden. Laien verantworten ein Gottesdienst-Programm, das auf breite Akzeptanz stoße. Die Pfarrstellen dort sind seit fünf Jahren vakant. „Die Gottesdienste“, so Goldschmidt, „dauern meist nur zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten. Aber genau das kommt an.“ Der Kirchraum werde dort häufig zu einem zweiten Wohnzimmer.

Intensive Vorbereitungen nötig

Bevor man sich an solche Formate wage, müsse es allerdings eine intensive Vorbereitung geben. Goldschmidt: „Das steht und fällt am Ende mit dem Team, das sich engagiert. Wichtig sei vor allem, dass sich die Pfarrerinnen und Pfarrer zurücknehmen. Sie haben allenfalls die Rolle eines Moderators. „Man muss dem Team weitgehend freie Hand geben, es lediglich flankierend begleiten und Hilfe dann anbieten, wenn ausdrücklich darum gebeten wird. Dann gelingt es, Kirche lebendig zu halten. Und darum geht es ja in erster Linie.“

So ein kleiner Gottesdienst werde für die Menschen, die ihn besuchen als ein vollwertiger Gottesdienst wahrgenommen; und das sei er auch: „Das ist kein Lückenfüller. Wer das glaubt, macht etwas falsch. Der Kleine braucht sich nicht zu verstecken.“ Wichtig sei zudem, dass das Vorbereitungsteam offen für alle sei. Goldschmidt: „Jeder und Jede ist willkommen, können mitmachen und ihre Gaben einbringen.“ Damit stärke man auch eine Willkommenskultur.

Überraschungen erwünscht

Verlässlichkeit bei Zeit und Ort stärke das Vertrauen und die Akzeptanz. Beim Ablauf hingegen sind Überraschung und Abwechslung ausdrücklich erwünscht. Wenn man diese Faktoren alle beachtet und Mut hat, etwas Neues auszuprobieren, kann nach Einschätzung von Dr. Goldschmidt Besonderes entstehen: „Dann feiern Sie in Ihren Gemeinden Gottesdienste, die die Seele zum Klingen bringen.“

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