Sauerland: Erzbistum Paderborn arbeitet Missbrauch auf

Das Erzbistum Paderborn will in der kommenden Woche die Mitglieder der St.Laurentius Gemeinde in Arnsberg informieren

© Erzbistum Paderborn

Der Missbrauch durch einen früheren katholischen Priester im Sauerland soll aufgearbeitet werden. Der Priester war von 1991 bis 2008 in der Probsteipfarrei St. Laurentius in Arnsberg tätig. In Letmathe ab 1975, in Rüthen ab 1981. Im Nachhinein wurde bekannt, dass er 1969 wegen Unzucht an minderjährigen Jugendlichen zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. 2016 starb der Priester.

Gemeindeversammlung in Arnsberg

Nächste Woche Donnerstag will das Erzbistum Paderborn die Mitglieder der St. Laurentius Gemeinde in Arnsberg über die Einzelheiten informieren. "Der Dialog über den Umgang mit Missbrauchsfällen in der Vergangenheit und heute soll dabei eröffnet werden, heißt es vom Erzbistum heute. Das Erzbistum bittet um Verständnis, dass es öffentlich keine weiteren Details zu den Vorwürfen geben kann, um keine Anhaltspunkte zu Rückschlüssen auf betroffene Personen zu geben. Ausdrücklich bedauert das Erzbistum den nicht nur aus heutiger Sicht unverantwortbaren Einsatz des Priesters, heißt es in einer Pressemitteilung.

Zum Hintergrund:

Es geht um den Einsatz eines einschlägig vorbestraften Priesters an verschiedenen Orten auf dem Gebiet des Erzbistums Paderborn. Der zunächst im Bistum Aachen inkardinierte Priester wurde im Jahr 1969 wegen Unzucht an minderjährigen Jugendlichen zu einer Haftstrafe verurteilt, die er 1970 und 1971 im offenen Vollzug in Attendorn verbüßte. Während des offenen Vollzugs war er in der Gemeinde seelsorglich tätig. Zwei fachärztliche und psychologische Gutachten sowie die Einschätzung des damaligen JVA-Leiters kamen derzeit zu dem Schluss, dass bei einem zukünftigen Einsatz keine weiteren Ausfälligkeiten im sexuellen Bereich zu erwarten seien.

Das Bistum Aachen bat das Erzbistum Paderborn, den Priester nach dessen Haftentlassung auf dem Gebiet des Erzbistums einzusetzen. Dieser Bitte gab der damalige Paderborner Erzbischof Lorenz Kardinal Jaeger statt.

Die Pfarrer und Seelsorger in den jeweiligen Gemeinden waren nach Aussage des Erzbistum Paderborn nicht über die Vorgeschichte des Geistlichen informiert. Der Beschuldigte wurde 2008 in Arnsberg in den Ruhestand versetzt und verstarb im Jahr 2016.

Im Jahr 1991 erhielt der damalige Paderborner Erzbischof Degenhardt dann Hinweise, dass der Beschuldigte sexuelle Kontakte zu einem Jugendlichen unterhalten solle. Die Familie des Betroffenen wünschte seinerzeit zu dessen Schutz, dass die Handlungen nicht öffentlich gemacht würden. Es erfolgte eine Versetzung des Priesters nach Arnsberg. Erst später erhielt der Priester die Auflage, den früheren Einsatzort zu meiden.

Betroffene Gemeinden sollen informiert werden

Die Akten des beschuldigten Priesters wurden bereits im Rahmen der 2018 veröffentlichten MHG-Studie eingebracht, sowie sowohl dem mit der Aufarbeitungsstudie für das Erzbistum Paderborn beauftragten Forscherteam der Universität Paderborn als auch der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für das Erzbistum Paderborn vorgelegt. Der Fall des Priesters war in einigen der betroffenen Gemeinden bereits Inhalt lokaler Information durch Pfarrnachrichten oder Medienberichterstattung. Dem berechtigten Interesse der Gemeinden nach einer umfänglichen Darstellung des Falles soll nun nachgekommen werden.


Bisher bekannte Vorwürfe

Im Jahr 2010 erfuhr der damalige diözesane Missbrauchsbeauftragte aufgrund der Meldung einer Angehörigen des Betroffenen von den Vorwürfen. Mit dem Familienmitglied wurden daraufhin mehrere Gespräche geführt, ein Kontakt zum Betroffenen selbst konnte jedoch nicht hergestellt werden. Im Jahr 2013 informierte das Bistum Aachen über einen weiteren, dem Erzbistum Paderborn bisher nicht bekannten Vorwurf gegen den Geistlichen aus seiner Zeit im Bistum Aachen vom Anfang der 1960er Jahre. Die Bearbeitung dieses Vorwurfs erfolgte durch das Bistum Aachen. Ein weiterer Informationsaustausch über den beschuldigten Geistlichen fand zwischen den beiden Bistümern danach nicht mehr statt. Kenntnis von weiteren Vorwürfen gegen den Priester bezogen auf seine Einsatzzeit im Erzbistum Paderborn erhielt die Diözese erst nach dessen Tod. Insgesamt beziehen sich zwei bisher bekannte Vorwürfe auf die Zeit des Priesters in Peckelsheim, zwei weitere auf die Zeit in Rüthen. Aus Letmathe und Arnsberg liegen bisher keine weiteren Vorwürfe vor.

Betroffene können sich melden

Mit den Pfarrern der Gemeinden des Erzbistums Paderborn, in denen der Priester eingesetzt war, ist das Erzbistum im Gespräch. Sie werden die weiteren Informations- und Dialogbedürfnisse vor Ort einschätzen und auf Wunsch vom Erzbistum Paderborn bei der Durchführung von Angeboten unterstützen. Die Betroffenen, zu denen das Erzbistum im Kontakt steht, hat der Interventionsbeauftragte zuvor auf die Veröffentlichung vorbereitet.

Das Erzbistum bittet mögliche weitere Betroffene oder Personen, die mit relevanten Informationen zur weiteren Aufklärung beitragen können, sich bei den unabhängigen Ansprechpersonen oder der Interventionsstelle des Erzbistums zu melden. Alle Meldungen werden absolut vertraulich behandelt.


Beauftragte Ansprechpersonen im Erzbistum Paderborn


Unabhängige Ansprechpersonen:


Gabriela Joepen | 0160 - 702 41 65 | gabriela.joepen@ap-paderborn.de


Prof. Dr. Martin Rehborn | 0170 - 844 50 99 | missbrauchsbeauftragter@rehborn.com


Interventionsbeauftragter:


Thomas Wendland | 0171 - 863 1898 | thomas.wendland@erzbistum-paderborn.de


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