Sauerland: Interessenausgleich bei Oventrop gescheitert
Veröffentlicht: Freitag, 19.07.2024 00:34
Insgesamt will der Hersteller von Heizungssystemen Oventrop an seinen Standorten in Olsberg und Brilon 205 Beschäftigten kündigen. Über einen Sozialplan soll weiter verhandelt werden.
Unter den Beschäftigten des Sauerländer Herstellers von Heizungssystemen Oventrop herrscht weiter zermürbende Ungewissheit, wer vom Jobabbau betroffen ist. Bereits im September hatte das Unternehmen Oventrop über die Pläne zum Personalabbau informiert, Von 175 Mitarbeitenden war die Rede. Die Produktion mehrerer Produkte soll nach Polen verlagert werden. Im Juni kündigte Oventrop an, insgesamt 205 Arbeitsplätze in Verwaltung und Produktion abzubauen. Bei mehreren Terminen mit der Einigungsstelle konnte die IG Metall Olsberg keinen Interessenausgleich für die gekündigten Mitarbeiter erzielen. Die Gewerkschaft wirft dem Management von Oventrop fehlende faktenbasierende Kommunikation und Information vor. Zum Sozialplan werden die Verhandlungen fortgesetzt, so Unternehmenssprecher Christian Rohrlack.
IG Metall kritisiert Unternehmensführung von Oventrop
"Die IG Metall Olsberg hat in den Gesprächen und Verhandlungen den ganzen Werkzeugkasten sozialverträglicher Lösungen, die von Transfergesellschaft, Freiwilligenprogramm, Ausstiegsmöglichkeiten für rentennahe Jahrgänge, Zukunftstarifvertrag, angeboten und ins Spiel gebracht. Nichts der gleichen konnte ernsthaft diskutiert werden", sagt Helmut Kreutzmann, der 1.Bevollmächtigte der IG Metall Olsberg. "Die Arbeitgeberseite, so meine Einschätzung, wollte von Beginn an stumpf und billig die Kolleginnen und Kollegen vom Hof haben. Ich bin erschrocken wie wenig Empathie die eingesessenen Eigentümerfamilien ihren Beschäftigten, die das Unternehmen über Jahre geprägt und getragen haben, entgegenbringen". Kreutzmann zeigt sich enttäuscht, dass es zu keiner Einigung zu einem Interessenausgleich gekommen ist, der die finanziellen Verluste für die gekündigten Beschäftigten anerkennt und abmildert.
Oventrop: Auflösungsverträge angeboten
Christian Rohrlack, der Sprecher von Oventrop, sieht die Kündigungen als erforderlich für die Zukunftssicherung des Unternehmens. "Wir bedauern es sehr, dass wir diese Entscheidungen treffen müssen und wir wissen, wie schmerzlich sie für alle Betroffenen sind. Einzelnen Beschäftigten seien auch Angebote für Auflösungsverträge unterbreitet worden. Die Auswahl der Kündigungen sei anhand der Kriterien zur Sozialauswahl durchgeführt worden, so Rohrlack.
Die IG Metall kritisiert, dass es von Oventrop keine Beschäftigungssicherung für die verbleibenden Arbeitsplätze im Hochsauerlandkreis gibt.
Das Unternehmen Oventrop
Oventrop ist nach eigenen Angaben einer der führenden europäischen Hersteller von Armaturen, Reglern und Systemen für die Haustechnik. Neben den Standorten in Olsberg und Brilon gibt es auch Produktionsstätten in Polen und China. Mit acht Tochtergesellschaften und zahlreichen Vertretungen ist Oventrop weltweit in über 80 Ländern präsent.
Neuaufstellung um wettbewerbsfähig zu sein
Oventrop stellt sich neu auf, um auch in Zukunft wirtschaftlich gesund und wettbewerbsfähig zu sein. Hierfür hat das Unternehmen eine langfristige Strategie entwickelt, mit der zum einen die aktuelle konjunkturelle Krise überwunden werden kann und gleichzeitig langfristig Arbeitsplätze in Deutschland und an den anderen Standorten der Oventrop-Gruppe gesichert werden. Oventrop setzt dabei auf Internationalisierung, eine Fokussierung auf die Kernkompetenzen des Unternehmens und den Aufbau einer modernen und effizienten Produktion an den Standorten in Brilon und Szydłowiec.
Insgesamt arbeiten an den beiden Sauerländer Standorten rund 1.000 Beschäftigte.