Frauenberatung Arnsberg berät trotz Corona

Corona spitzt viele Probleme für Frauen im Sauerland zu. 

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Mehr häusliche Gewalt, Vereinsamung und häufiger werdende Beziehungsprobleme: Trotz Corona hat die Arnsberger Frauenberatung vergangenes Jahr fast 1.900 Beratungen durchgeführt. Viele Probleme würden durch Corona zugespitzt, so die Beraterinnen. Zum Beispiel hätten viele Frauen unter der Isolation im Lockdown gelitten. Es habe auch viele Fälle gegeben, wo psychische Erkrankungen sich durch den Lockdown verschlimmert haben oder dadurch erst neuentstanden sind. Frauen, die schon vorher mit psychischen oder Suchtproblemen zu kämpfen hatten, hätten seit Beginn der Pandemie häufiger Rückfälle erlitten. Eine Beobachtung, die zum Beispiel auch Suchtberatungsstellen und Fachkliniken im Sauerland machen. Auch Konflikte in Familien und häusliche Gewalt seien häufiger als vor Corona vorgekommen. Insgesamt fast 390 Mädchen und Frauen hat die Arnsberger Frauenberatung vergangenes Jahr beraten. Oft online oder per Telefon, bei Notfällen seien aber persönliche Gespräche immer möglich. Trotz der Pandemie war die Frauenberatung Arnsberg jederzeit erreichbar und das soll auch weiterhin so bleiben. "Eine unserer Stärken als kleine Einrichtung ist, dass wir uns schnell auf die Situation einstellen konnten", erklärt die Arnsberger Frauenberaterin Karola Enners. Wegen der zuletzt gesunkenen Corona-Zahlen finden aktuell wieder mehr Beratungen und Gruppentreffen der Frauenberatung Arnsberg in Präsenz statt, für den Herbst sind auch wieder Veranstaltungen der Frauenberatung angedacht. Bei Notfällen seien sowieso immer auch persönliche Beratungen unter den üblichen Corona-Voraussetzungen möglich.

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Fast 1.900 Beratungen bei Arnsberger Frauenberatung

Rund um psychische und psychosomatische Erkrankungen gab es bei der Arnsberger Frauenberatung im vergangenen Jahr die meisten Fälle, etwas mehr als 200 Fälle wurden in diesem Bereich verzeichnet. Auch zu den Themen Beziehungsprobleme, Existenzsicherung, Migrationsthemen und zu physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt zählten die Beraterinnen jeweils mehr als 100 Fälle, bei häuslicher Gewalt waren es fast 100 Fälle. Aber auch zu den Bereichen Kinder und Erziehung, Berufliche Probleme und Essstörungen erreichten die Arnsberger Frauenberatungen Anfragen. Insgesamt habe man speziell im ersten Lockdown einen Rückgang der Nachfrage gemerkt. Wohl auch, weil viele Frauen wegen Corona vorsichtiger waren oder schlicht nicht wussten, dass die Frauenberatung auch im Lockdown erreichbar war.

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Frauenberatung in Arnsberg für alle kostenlos

Auch wegen der steigenden Zahl der Anfragen im Bereich der sexualisierten Gewalt würde sich die Arnsberger Frauenberatung mehr Personal wünschen, zumal die Frauenberatung gerne als Fachstelle für Beratungen für Opfer sexualisierter Gewalt fungieren würde. Von diesen Fachstellen gibt es aber pro Kreis in NRW nur eine, im HSK ist diese in Meschede angesiedelt. "Aber gerade in solchen Fällen brauchen Frauen die Hilfe vor Ort. Nicht jede Frau kann im Notfall aus Arnsberg nach Meschede fahren", so die Frauenberaterinnen. Ob es mehr Personal und eine Fachstelle für sexualisierte Gewalt gibt, hängt aber von der Politik ab. Die Angebote der Arnsberger Frauenberatung sind alle kostenlos. Die Kosten für die Frauenberatung werden zu 85 Prozent vom Land NRW, vom Hochsauerlandkreis und von der Stadt Arnsberg getragen. Der Rest wird über eine Restkostenfinanzierung des Kreises und über Spenden finanziert. Aber auch ohne Fachstelle können sich alle Frauen, die Hilfe benötigen, an die Frauenberatung Arnsberg wenden - natürlich auch die Opfer sexualisierter Gewalt. "Ich kann jede Frau in Not ermutigen, sich bei uns zu melden. Wir finden immer eine Lösung", so Karola Enners.

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