Sauerland: Häusliche Gewalt anzeigen
Veröffentlicht: Mittwoch, 01.10.2025 08:01
Überwiegend werden Frauen zum Opfer von häuslicher Gewalt.

Die Fälle von häuslicher Gewalt haben in Nordrhein-Westfalen zugenommen. Das zeigt ein neues Lagebild des Landeskriminalamtes. Danach sind im vergangenen Jahr 61.406 Taten erfasst worden. Das sei noch mal ein Plus von rund zwei Prozent (2023: 60.268 Fälle). Die Opfer von häuslicher Gewalt sind meist Frauen. Innenminister Herbert Reul (CDU) appelliert an die Opfer, nicht zu schweigen: "Melden Sie sich, wenn etwas passiert ist. Die Polizei geht jedem Hinweis nach. Niemand muss Gewalt und Schikane zu Hause aussitzen", so Reul zur dpa. Er betonte: "Hinter jeder Zahl stecken Menschen, die leiden, zerbrochene Partnerschaften oder Kinder, die nicht mehr gerne nach Hause kommen."
Erfasste Fälle von häuslicher Gewalt im Hochsauerlandkreis sind auch gestiegen
Nach Angaben der Polizei im Hochsauerlandkreis hat es bei uns im vergangenen Jahr insgesamt 588 bekanntgewordene Fälle von häuslicher Gewalt gegeben. Im Jahr 2023 waren es 514 Fälle.
Die unterschiedlichen Delikte 2024:
- Bedrohung/ Nachstellung/ Nötigung: 145 Fälle (davon 115 weibliche Opfer)
- Vorsätzliche einfache Körperverletzung: 330 Fälle (davon 258 weibliche Opfer)
- Gefährliche Körperverletzung: 63 Fälle (davon 40 weibliche Opfer)
Auch diese Zahlen aus dem Sauerland belegen, dass es zumeist Frauen sind, die Opfer häuslicher Gewalt werden. Ermittler gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Auch die Polizei HSK ruft dazu auf, häusliche Gewalt anzuzeigen:
Grundsätzlich gelte:
Häusliche Gewalt umfasst physische, psychische und sexuelle Gewalt zwischen Personen in häuslicher Gemeinschaft. Jeder und jede kann betroffen sein. Betroffene sollten eine Strafanzeige bei der Polizei erstatten und in akuten Fällen die 110 wählen. Es können im Anschluss umfangreiche Maßnahmen eingeleitet werden, die der betroffenen Person Schutz bieten. Näheres zum Thema Häusliche Gewalt ist hier zu lesen.
Häusliche Gewalt in NRW
Nach dem Lagebild des Landeskriminalamtes sind 2024 über 66.000 Menschen Opfer in ihrem eigenen Zuhause geworden. In mehr als der Hälfte der Fälle ging es um Körperverletzung. In rund ein Viertel der Fälle ging es um Bedrohung, Nötigung oder Stalking. Bei 71 Prozent der Fälle waren die Opfer weiblich, in 29 Prozent männlich. Zwei Drittel aller Fälle galten demnach als Partnerschaftsgewalt - dabei waren vier von fünf Opfern Frauen.
32 Menschen wurden nach Zählung des Lagebilds im vergangenen Jahr durch ihre Partner oder Ex-Partner getötet. 29 der Opfer waren Frauen. In Familienkonflikten gab es 19 Todesopfer.
Ermittler gehen von hohem Dunkelfeld aus
Häusliche Gewalt ist vor allem ein Problem bei jungen Menschen: Insgesamt waren die meisten Opfer und Täter zwischen 30 und 39 Jahren alt. Bei innerfamiliärer Gewalt ist fast die Hälfte der Opfer unter 21 Jahre alt.
Die Ermittler sind sicher: Die Zahlen steigen, weil immer mehr Fälle angezeigt werden. Aber: Das sogenannte Dunkelfeld bleibt laut LKA groß, weil viele Opfer sich noch immer nicht trauen, sich bei der Polizei zu melden. "Wir brauchen starke Schutzstrukturen, mehr offene Ohren und Augen im Umfeld und Mut für Betroffene, Hilfe in Anspruch zu nehmen", sagte Innenminister Reul der dpa: "Gewalt Zuhause darf kein Tabuthema sein."