Waldzustandserhebung läuft: Wälder unter Beobachtung

Landesweit werden rund 10.000 Bäume unter die Lupe genommen. Erhebung ist Teil eines langfristig angelegten Monitorings.

© Nicole Fiegler/Wald und Holz NRW

Aktuell wird der Zustand der Wälder bei uns erfasst. Seit dem 18. Juli sind speziell geschulte Zweier-Teams von Wald und Holz NRW unterwegs und erfassen systematisch den Gesundheitszustand der Wälder in Nordrhein-Westfalen. Die sogenannte Waldzustandserhebung ist ein zentrales Instrument der forstlichen Umweltbeobachtung und liefert verlässliche Daten für die Erstellung des jährlichen Waldzustandsberichts, so der Landesbetrieb Wald und Holz.

In einem standardisierten Verfahren untersuchen die Teams dabei landesweit rund 10.000 Bäume. Die Erhebung ist Teil eines langfristig angelegten Monitorings. Das gibt es seit 1984 und bietet eine einzigartige Datenreihe zum Wald. Ziel ist es, repräsentative Aussagen über den aktuellen Zustand sowie über längerfristige Veränderungen in den Wäldern Nordrhein-Westfalens zu treffen.

Baumkronen geben wichtige Hinweise

„Um herauszufinden, wie es dem Wald geht, fragt man am besten die Bäume“, sagt Kay Genau, Experte für Waldinventuren im Zentrum für Wald und Holzwirtschaft, der Einrichtung für Forschung und Wissenstransfer von Wald und Holz NRW. „Jeder Baum ist ein Individuum. Betrachtet man ihn sehr genau von allen Seiten, erfährt man eine Menge über seinen aktuellen Gesundheitszustand“, so Genau. Besonders die Krone sei ein sensibler Indikator für Umweltstress, Nährstoffversorgung und Schädlingsbefall. Form, Dichte, Nadel- oder Blattverlust sowie sichtbare Schädigungen gäben Aufschluss über den Gesundheitszustand des Baumes.

Die sogenannte Lichtkrone – also der lichtexponierte obere Bereich der Baumkrone – wird mit einem Fernglas analysiert. Dabei wird unter anderem die Kronenverlichtung in Prozent erfasst. Dieser Wert gibt an, wie stark der Blatt- oder Nadelverlust im Vergleich zu einem vitalen Referenzbaum ist. Ein fitter Baum erhält den Wert 0 %, während zunehmende Schäden in Fünf-Prozent-Schritten dokumentiert werden. Zusätzlich werden Rindenveränderungen, Wucherungen oder mechanische Verletzungen verzeichnet. Die Diagnose umfasst auch Hinweise auf Insektenbefall oder Pilzinfektionen.

Vier-Augen-Prinzip

„Wir erheben die Daten im Wald ganz bewusst zu zweit. Das Vier-Augen-Prinzip verringert die Gefahr, etwas zu übersehen oder falsch einzuschätzen. Das ist wichtig, damit wir am Ende ein möglichst klares Bild davon erhalten, wie es unserem Wald in NRW geht“, sagt Michael Drews vom Team Waldinventuren im Zentrum für Wald und Holzwirtschaft.

Die Teams begehen im Rahmen der Erhebung gezielt vorab definierte Stichprobenpunkte, die systematisch über die gesamte Waldfläche Nordrhein-Westfalens verteilt sind. An jedem dieser Punkte untersuchen sie jeweils 24 ausgewählte Bäume. So entsteht eine flächendeckende, wissenschaftlich belastbare Stichprobe des Gesamtwaldes.

Vier Jahrzehnte Umweltbeobachtung

Die Waldzustandserhebung hat sich über vier Jahrzehnte als zentrales Element forstlicher Umweltberichterstattung etabliert. Die jedes Jahr zur gleichen Zeit erhobenen Daten ermöglichen belastbare Zeitvergleiche und die Identifikation langfristiger Entwicklungen. Der daraus resultierende Waldzustandsbericht Nordrhein-Westfalen fasst die erhobenen Daten verständlich zusammen und liefert fundierte Aussagen zu aktuellen Herausforderungen des Waldökosystems – von Trockenstress über Schadorganismen bis hin zu klimatischen Veränderungen.

Hintergrund

Aus der Debatte um die Waldschäden der 1980er-Jahre entstand ein inzwischen seit über 40 Jahren europaweit harmonisiertes Monitoringprogramm – das forstliche Umweltmonitoring, so Wald und Holz. Ziel ist es, den Zustand und die Entwicklung der Waldökosysteme zu erfassen und Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge besser zu verstehen. Die Waldzustandserhebung (WZE) ist ein wichtiger Teil des Umweltmonitorings und wird, wie auch die Bodenzustandserhebung und die immissionsökologische WZE, als systematische Stichprobeninventur durchgeführt. In ausgewählten Waldbeständen findet im Rahmen des forstlichen Umweltmonitorings zudem ein intensives Monitoring statt.

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