Sauerland: Wild gefährdet oft junge Bäume

Rehe und anderes Wild richten in frisch aufgeforsteten Wäldern oft großen Schaden an.

© LJV/A. Schneider

Für junge Waldflächen sind Wildtiere oft ein Problem. Wenn es zu viele Rehe, Hirsche und andere Wildtiere gibt, die junge Bäume anknabbern, wird es für Waldbesitzer teuer. Egal ob kommunaler Wald oder Wald in Privatbesitz. Beispiel Brilon: Rund zwei Drittel des Waldes in Brilon (7.750 Hektar) gehören der Stadt. Damit ist der Wald in Brilon einer der größten kommunalen Wälder in Deutschland. Dürre und Borkenkäfer haben auch dort Fichtenbestände größtenteils zerstört. Die Vermögensverluste im Stadtwald hätten dazu geführt, dass mit dem weitgehenden Verlust der Fichte das finanzielle Rückgrat des Forstbetriebs gebrochen ist, heißt es im Forstwirtschaftsbericht 2025. Dafür sind die Ausgaben für den Wald gestiegen: Für Kultur- und Kultursicherungskosten im Briloner Stadtwald sind rund 1,3 Millionen Euro veranschlagt.

Wildverbiss

Die Kosten von rund 1,3 Millionen Euro führt der Bericht auf deutlich zu hohe Wildbestände zurück. Die Verbissinventur im Frühjahr 2024 im Nordteil des Betriebes habe dies belegt. In diesen Betriebsteilen verhindere der Äser des Schalenwildes selbst die Etablierung von kostengünstigen Primärwäldern, so dass selbst diese künstlich durch Saat oder Pflanzung angelegt und geschützt werden müssen.

Schmallenberg:

Im Forstwirtschaftsplan 2025 für den Stadtwald Schmallenberg und den Ortswald Nordenau steht, dass sich die Borkenkäfersituation hat sich aufgrund des milden und nassen Jahresverlaufes deutlich entspannt. Derzeit sind gut 43 ha Waldflächen wieder aufgeforstet worden. Die Pflanzen sind gut angewachsen.

Der Verbiss der Kulturen wird in Schmallenberg als moderat eingeschätzt. Für die Herbstpflanzung sind gut 60 ha in Planung. Für 2025 ist für den Bereich Bestandesbegründung ein Gesamtbetrag in Höhe von 300.000 € für alle Reviere vorgesehen. Diese Ausgaben stammen zum größten Teil aus der Sonderzahlung „Pflanzmaßnahmen nach Kalamität“ (273.000 €), sowie Maßnahmen für Nachbesserung und Pflanzmaßnahmen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen (27.000 €). Die Kulturen sollen vorwiegend als Herbstpflanzung durchgeführt werden. Für die Kultur und Bestandespflege sind 35.000 € beplant. Die Pflegemaßnahmen sollen vorwiegend durch eigenes Forstpersonal durchgeführt werden. Sowohl der Bereich Kulturbegründung als auch die Bestandespflege werden in den nächsten Jahren den Arbeitsschwerpunkt bilden.

Einnahmen

Für den Stadtwald Schmallenberg sind für das Jahr 2025 Einnahmen in Höhe von 798.500 € zu erwarten, heißt es. Die geplanten Ausgaben belaufen sich auf 1.234.000 €. Dementsprechend ergebe sich ein Defizit von - 435.500 € Für den Ortswald Nordenau sind Einnahmen von 43.100 € geplant, die Ausgaben beziffern sich auf 39.618 €. Es ergebe sich somit ein positives Ergebnis von 3.483 Euro, so die Stadtverwaltung.

Experteneinschätzungen

Zu hohe Bestände an Reh-, Rot-, oder Damwild führen zu einer Vegetationsverarmung, weil Baumarten wie Tanne, Bergahorn, Buche, Esche, Eiche und Hainbuche stark verbissen werden und damit vielfach verloren gehen, so Wald-Experten. Ziel müsse es daher sein, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Schalenwild und seinen Lebensräumen herzustellen, so dass die Verjüngung der Wälder mit ihren standortsheimischen Arten auf Dauer – auch ohne Zaun – sichergestellt sei. Verursacher für Verbiss- und Nageschäden an Kulturen sind vor allem das Rotwild, Rehwild, Hase und Damwild. Aufgrund der flächenmäßig großen Verbreitung und den spezifischen Ernährungsansprüchen verursache das Rehwild die stärksten Verbissschäden.


Die Sauerländerin Nicole Heitzig ist Präsidentin des Landesjagdverbandes NRW. Sie sagt, Jäger müssten wissen, was, wo gepflanzt wird. Beim Umbau zu einem klimaresistenten Wald müsse an den neu bepflanzten Kahlflächen aktuell und auch mittelfristig mehr gejagt werden, um die jungen Bäume zu schützen. Es seien dafür viele Jäger nötig, die ständig an diesen Flächen präsent sein müssten. Das sei eine Daueraufgabe. Es sei wichtig die Artenvielfalt im Blick zu haben, denn der Wald sei Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Wichtig sei die Aufklärung darüber, warum verstärkt gejagt werden müsse. Die Bevölkerung müsse auf dem Weg mitgenommen werden und die Notwendigkeit der Bejagung verstehen.

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