Sauerland: Vorsicht vor Silvesterböllern

Die AOK warnt vor Knalltrauma durch Böller. Hörverlust und Tinnitus können die Folge sein.

© AOK Colourbox/hfr

Ohren schützen und Abstand halten: Die AOK Nordwest warnt zum Jahreswechsel vor einem Knalltrauma durch Silvesterböller. Nach Zahlen der HNO-Kliniken ist besonders die Altersgruppe unter 30 Jahre von einem Knalltrauma und damit der Gefahr von dauerhaftem Hörverlust und Tinnitus betroffen gewesen. 60 Prozent waren unbeteiligte Zuschauer. Das zeigt eine Erhebung mit Unterstützung der ‚Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie(DGHNO KHC).

Sauerländer sollten sich deshalb mit Ohrenstöpseln schützen und nicht nah an gezündete Böller herangehen.

Unterschätzte Gefahr

„Zum Jahreswechsel ist ein Knalltrauma, durch Silvesterböller verursacht, eine häufige Gefahrenquelle für dauerhaften Hörverlust und Tinnitus. Insbesondere in der Altersgruppe bis 30 Jahre ist die Zahl der Betroffenen alarmierend“, warnt AOK-Serviceregionsleiter Dirk Schneider. Viele Schaulustige würden an Silvester die Gefahr, die durch die mit dem Feuerwerk einhergehende Lautstärke für die Ohren droht, verkennen.

"Je geringer der Abstand zum Feuerwerk ist, desto höher ist der messbare Schallpegel: Bei einem Abstand von zwei Metern werden bereits bis zu 160 Dezibel erreicht. Dieser Wert entspricht dem Schallpegel einer abgefeuerten Pistole. Professionelle Feuerwerke übersteigen diese Werte sogar mit Schallpegeln über 190 Dezibel abhängig von der angenommdas Gehör Schaden nehmen kann, liegt aber schon bei einer Dauerbeschallung von mehr als 85 Dezibel“, so Prof. Dr. Alessandro Bozzato, der die Erhebungsstudie mit Unterstützung der DGHNO KHC durchgeführt hat. Ein Knalltrauma kann auch ausgelöst werden durch eine am Ohr abgefeuerte Pistole, durch einen Airbag oder einen Schlag aufs Ohr.

Ohrgeräusche (Tinnitus) und Schwerhörigkeit

Durch die hohen Schalldruckpegel können Sinneszellen der Hörschnecke im Innenohr auch irreversibel geschädigt werden. Die Hauptsymptome sind anhaltende Ohrgeräusche (Tinnitus) und Schwerhörigkeit. Die Betroffenen haben vor allem Probleme bei der Wahrnehmung hoher Frequenzen. Sie hören Klingeltöne und hohe Stimmen deutlich schlechter als zuvor. Das Ohr fühlt sich wie verstopft an, dazu können stehende Schmerzen im Ohr, im Extremfall auch eine Trommelfellverletzung kommen.

Abstand halten und Gehörschutz tragen

In der letzten systematischen Erhebung, in der alle 37 deutschen HNO-Kliniken befragt wurden, waren zum Jahreswechsel 2021/2022 trotz Verbot erneut dutzende Patientinnen und Patienten von einer Verletzung des Hörorgans betroffen. 60 Prozent der gemeldeten Betroffenen waren in der Alterskohorte der elf bis 30-jährigen angesiedelt. Mehr als jeder Fünfte war noch nicht volljährig. Über 80 Prozent der gemeldeten Personen waren männlich. „Hervorzuheben ist, dass 60 Prozent der Betroffenen nicht beim aktiven Zünden von Feuerwerkskörpern verletzt wurden, sondern als unbeteiligte Zuschauende anwesend waren“, sagt Prof. Dr. Bozzato.

AOK NordWest und DGHNO KC raten dringend, besser auf Abstand zu gehen und einen Gehörschutz zu tragen, um ein Knalltrauma zu vermeiden. Ohrstöpsel sind in Drogerien, Baumärkten, Apotheken oder auch in Musikgeschäften erhältlich. „Klingen die Symptome nicht innerhalb von 24 Stunden ab, sollten die Betroffenen unbedingt einen Hals-Nasen-Ohrenarzt aufsuchen, um bleibende Schäden zu vermeiden. Zu den therapeutischen Möglichkeiten gehören vor allem Infusionen mit Kortison, die häufig auch ambulant gegeben werden können“, so Schneider.

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