Sauerland: Streiks am Equal Pay Day

In Arnsberg wird in städtischen Kitas gestreikt, in Brilon im Krankenhaus.

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Im Rahmen des Equal Pay Days hat die Gewerkschaft Verdi auch heute zu Warnstreiks aufgerufen.  Gestreikt wird bei Bund und Kommunen in Einrichtungen der Sozialen Arbeit und Erziehung sowie der Pflege und Gesundheit auch vor dem Hintergrund des Frauentags morgen. Der Tag heute markiere symbolisch den Gender-Pay-Gap, der 2024 in Deutschland 16 Prozent betrug. Aufgerufen sind die Betriebe und Dienststellen im Bereich Sozial- und Erziehungsdienst sowie im Bereich Gesundheit und Pflege im ver.di Bezirk Westfalen. Das sind u.a. die städtischen Kitas bei uns. Die Stadt Arnsberg hatte bereits gestern angekündigt eine Notbetreuung zu organisieren.

Streik richtet sich nicht gegen Eltern, so Verdi.

„Wir möchten nochmal das deutliche Signal senden, dass wir nicht die Eltern bestreiken.“, so Pamela Strutz, Bezirksgeschäftsführerin des ver.di Bezirks Westfalen. „Es ist auch im Sinne aller Eltern, dass in Kitas gute Arbeitsbedingungen existieren. Die Kolleg*innen arbeiten seit Jahren am Limit – und das in diesem sensiblen Bereich, wo wir unsere Kinder gut betreut sehen wollen. Gute Arbeitsbedingungen in Kitas bedeuten gute frühkindliche Bildung. Davon haben wir alle was – aber in erster Linie die Kinder, die eine unbeschwerte und entwicklungsfördernde Zeit in der Kita erleben, wenn das Personal unter besseren Bedingungen arbeiten kann.“ 

Gesundheitswesen auch betroffen

Gemeinsam mit dem Sozial- und Erziehungsdienst sind auch die Beschäftigten im Gesundheitswesen, in Kliniken und Altenpflege, erneut zum Streik aufgerufen. Dazu gehören wieder die LWL-Gesundheitseinrichtungen in Marsberg sowie das städtische Krankenhaus in Brilon.

„Die aktuellen Tarifforderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind für die Kolleg*innen in den Care-Berufen ein wirksames Mittel zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels. In der Pflege, in Kitas und in der Sozialen Arbeit arbeiten mehrheitlich Frauen. Ihre Arbeitssituation ist geprägt von hoher Verantwortung für Menschen einerseits und emotionale Belastung andererseits, weil die aktuellen Bedingungen meist durch schlechte Personalausstattung gekennzeichnet sind.“, so Sabrina Kiwit, Gewerkschaftssekretärin im Bereich Gesundheitswesen. „Mit dem Streik am 7.3. wollen wir genau diese überwiegend weiblichen Beschäftigten sichtbar machen. Deswegen haben wir das Motto gewählt: „Die Welt steht still, wenn wir die Arbeit niederlegen.“

Doppelbelastung

„Das Leben der Beschäftigten ist oft durch Doppelt- und Dreifachbelastungen geprägt. Neben der Arbeit müssen die eigenen Kinder versorgt und Angehörige gepflegt werden“, so Christine Behle vom Verdi-Gesamtvorstand. „Im gesamten öffentlichen Dienst fehlt ausreichend Personal. Hier besteht deutlicher Handlungsbedarf, damit Beschäftigte nicht weiter am Limit arbeiten müssen und damit die Bürgerinnen und Bürger eine qualitativ hochwertige Versorgung erhalten. Insbesondere in den sozialen und pflegenden Berufen brauchen wir deutlich mehr Beschäftigte und Möglichkeiten zur zeitlichen Flexibilität, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten.“ Die aktuellen Tarifforderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst, einschließlich flexiblerer Arbeitszeitmodelle, einer Entgelterhöhung von 8 Prozent im Volumen bei einer Mindesterhöhung von 350 Euro pro Monat sowie die Erhöhung von Zuschlägen für belastende Schichten, etwa für das Arbeiten in Wechselschicht, nachts oder an Sonn- und Feiertagen, seien wichtige Schritte zur Überwindung der Lohnunterschiede sowie ein wirksames Mittel zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels in Care-Berufen.

Im öffentlichen Dienst arbeiten in der Pflege, in Kitas und in der Sozialen Arbeit mehrheitlich Frauen. Diese Arbeitsfelder sind geprägt von hoher Verantwortung für Menschen und durch emotionale Belastung der Beschäftigten, da die aktuellen Bedingungen meist aufgrund schlechter Personalausstattung und Arbeitskräfte-/Fachkräftemangel nicht ausreichen, um den Menschen gerecht werden zu können.

„Es ist an der Zeit, dass Frauen für ihre unverzichtbare Arbeit gerecht entlohnt werden", betont die stellvertretende ver.di-Vorsitzende. "Wir fordern nicht nur eine angemessene Bezahlung für typisch weibliche Berufe, sondern auch strukturelle Änderungen, die faire Arbeitsbedingungen ermöglichen."

Umfrage von Verdi

Im Rahmen einer ver.di-Arbeitszeitbefragung waren die schwierigen Arbeitsbedingungen bzw. die unattraktiven Arbeitszeiten der Beschäftigten in den sozialen und pflegenden Berufen neben der angespannten Arbeitsmarktlage die am häufigsten genannten Gründe für unbesetzte Stellen. Die Mehrheit gab an, in hohem oder sehr hohem Maße durch unbesetzte Stellen belastet zu sein (Pflege: 79,1 Prozent, Sozialarbeit: 63,9 Prozent, Kita: 78,3 Prozent). Gleichzeitig sagen die Beschäftigten, dass sie unter den gegebenen Bedingungen nicht ohne gesundheitliche Einschränkungen bis zum Rentenalter im Beruf bleiben können (Pflege: 82,8 Prozent, Sozialarbeit: 63,9 Prozent, Kita: 86,2 Prozent).

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