Sauerland: Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie
Veröffentlicht: Freitag, 18.10.2024 11:47
Die Positionen von Unternehmen und IG Metall liegen weit auseinander. Auch die zweite Runde der Tarifverhandlungen ist diese Woche gescheitert

Im Sauerland sind viele Menschen in der Metall- und Elektroindustrie beschäftigt. Die zweite Runde der aktuellen Tarifverhandlungen in NRW ist gescheitert. Die Vorstellungen von Arbeitgebern und und IG Metall liegen weit auseinander. Der Unternehmensverband bietet vor dem Hintergund der schlechten Wirtschaftslage eine zweistufige Entgelterhöhung von 3,6 Prozent bis 2026. Die IG Metall fordert 7 Prozent mehr um so die Kaufkraft anzukurbeln. Ende Oktober endet die Friedenspflicht, dann sind auch im Hochsauerlandkreis Warnstreiks möglich.
Die Position des Unternehmensverbandes Westfalen Mitte
Dag Hagby, Vorsitzender des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte: „In der zweiten Verhandlung haben wir der IG Metall ein sehr faires Angebot unterbreitet. Wir müssen berücksichtigen, dass die gesamte Branche derzeit in einer Krise steckt und keine hohen Entgelterhöhungen verkraften kann. Laut einer Umfrage, die wir kurzfristig durchgeführt haben, schätzt die Hälfte der tarifgebundenen M+E-Unternehmen in unserem Verbandsgebiet ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht ein und knapp 68 Prozent klagen über einen gesunkenen Auftragsbestand. Das wirkt sich inzwischen auch auf die Beschäftigung aus: Über 30 Prozent werden wohl Mitarbeiter entlassen müssen und fast 43 Prozent planen für die kommenden sechs Monate Kurzarbeit ein. Eine Trendwende der schon langanhaltenden pessimistischen Stimmung ist auch nicht in Sicht. Diese Aussichten machen unseren Unternehmen schwer zu schaffen.
Unsere Betriebe benötigen dringend Bedingungen, die den Standort stärken und die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Angesichts der schlechten Wirtschaftslage ist unser Angebot über eine zweistufige Entgelterhöhung von 3,6 Prozent bis Mitte 2026 ein konstruktiver Lösungsvorschlag, um schnell zu einer Einigung zu kommen, die von Unternehmen und Beschäftigten getragen werden kann.“
Das Angebot der Arbeitgeber
• Eine Tabellenerhöhung in zwei Stufen von insgesamt 3,6 Prozent innerhalb einer Laufzeit von 27 Monaten.
• Die beiden Stufen setzen sich zusammen aus einer Tabellenerhöhung von 1,7% ab dem 1.7.2025 sowie einer Erhöhung der Tabelle von weiteren 1,9% ab dem 1.7.2026.
• Eine einmalige überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütung innerhalb des Gesamtpaketes ist vorstellbar.
• Darüber hinaus sind die Metallarbeitgeber bereit, mit der IG Metall über Korrekturen im Be-reich der tariflichen Freistellungszeit zu sprechen. Die Ergebnisse einer hierfür einzusetzen-den Arbeitsgruppe beider Tarifparteien werden Teil eines Gesamtpaketes.
• Das Angebot ist zwingend verbunden mit einer dauerhaft verankerten und ausgeweiteten automatischen tariflichen Differenzierung für Unternehmen in schwieriger wirtschaftlicher Lage.
IG Metall
Die IG Metall fordert in der Metall-Tarifrunde 2024 aufgrund der in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Preise eine tabellenwirksame Erhöhung der Monatsentgelte um 7 Prozent sowie 170 Euro mehr im Monat für Auszubildende, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Aus Sicht der IG Metall sind ordentliche Erhöhungen nötig, um die Kaufkraft und damit die Wirtschaft anzukurbeln.
„Die Arbeitgeber sagen seit Wochen, sie wollen eine schnelle Tarifrunde und damit schnell Sicherheit und Klarheit für die Beschäftigten und Unternehmen“, kritisiert Knut Giesler, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall NRW. „Bei diesem Angebot sind Warnstreiks kaum zu vermeiden. Es braucht dann doch wieder den Druck der Beschäftigten.“
Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober um 24 Uhr. Danach sind Warnstreiks zulässig.