Sauerland: Stimmung in der Wirtschaft weiter angespannt

Die Lage der lokalen Betriebe hat sich zuletzt nur leicht verbessert. Es bleiben aber viele Sorgen. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Arnsberg.

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„Angesichts der aktuellen weltwirtschaftlichen Verwerfungen sind seriöse Prognosen kaum zu treffen. Der Wunsch zur Besserung ist stärker ausgeprägt, als dieses in der Wirklichkeit umzusetzen ist.“ So fasst der Präsident der Arnsberger Industrie- und Handelskammer Andreas Knappstein die aktuellen Ergebnisse der Konjunkturumfrage zusammen. Zwischen Ende März und Anfang April wurden verschiedene Betriebe im Sauerland und am Hellweg zu ihrer aktuellen Situation und zu den Erwartungen für die kommenden Monate befragt. Das Resultat: Die Lage hat sich leicht verbessert, die Sorgen bleiben allerdings. So sehen die Betriebe zwar etwas positiver in die Zukunft, die aktuelle Geschäftslage bleibt angespannt und hat sich zuletzt wieder leicht verschlechtert.

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Einzelhandel, Verkehr und Bau besonders betroffen

Der Konjunkturklimaindikator steigt insgesamt auf 89 Punkte, das ist ein Plus von fünf Punkten im Vergleich zur letzten Umfrage von Anfang des Jahres, allerdings bleibt der Wert weiter unter der Wachstumsgrenze von 100. Lediglich 18 Prozent der Betriebe bewerten ihre derzeitige Lage als gut, 29 Prozent als schlecht. Der daraus resultierende negative Lagesaldo (-12 Punkte) zeigt eine, wenn auch nur leichte, Verschlechterung im Vergleich zum Jahresbeginn (-2 Punkte). Besonders deutlich fällt der Rückgang in den Branchen Einzelhandel (Verschlechterung um -26 Punkte auf -36 Punkte), Verkehr (-27 Punkte) und Bau (-16 Punkte) aus. Lichtblick ist der Dienstleistungssektor, der als einzige Branche einen positiven Lagesaldo meldet und sich leicht verbessern konnte. In der Industrie ist die Lage (-17 Punkte) weiter kritisch, aber verbessert gegenüber Jahresbeginn.

Erwartungen steigen leicht

Nach zuletzt desaströsen Prognosen (Salden von unter minus 20 Punkten) verbessert sich der Erwartungssaldo auf minus 10 Punkte und ist damit zwar immer noch schwach, aber wieder auf dem Niveau des Vorjahres. Die angekündigte Investitionsoffensive für Infrastruktur scheint besonders das Baugewerbe zu beflügeln: Um 32 Punkte auf einen Saldo von plus neun verbesserten sich die Erwartungen dort. Allerdings ist diese Branche auch die einzige mit einer positiven Gesamtprognose. In der Industrie (Verbesserung um 18 Punkte) und im Großhandel (Verbesserung um 15 Punkte) haben sich die Erwartungen zwar signifikant aufgehellt, die Branchen bleiben aber, wie die übrigen pessimistisch gestimmt. Der Konjunkturklimaindikator, der aus Lage- und Erwartungswerten berechnet wird, steigt von 84 auf 89. Damit bleibt er aber weiterhin unter der kritischen Schwelle von 100 Punkten, die die Wachstumsgrenze markiert. Auch die Investitions- und Beschäftigungsabsichten verbessern sich – wenn auch auf schwachem Niveau – leicht.

Hoffnung auf neue Bundesregierung

Für Hauptgeschäftsführer Jörg Nolte ist dies allerdings noch kein Grund zum Aufatmen: „Die verbesserten Erwartungen sowie Investitions- und Beschäftigungsabsichten zeigen in eine positive Richtung. Das ist zwar ein gutes Zeichen, insbesondere für die Industrie an unserem Standort, um von einer Trendwende zu sprechen ist es aber noch viel zu früh. Es gibt nach wie vor einen erheblichen Investitionsstau sowie viele Unsicherheiten für weitere unternehmerische Planungen.“ Präsident Andreas Knappstein ergänzt: „Die Ergebnisse spiegeln eine gewisse wirtschaftliche Erwartungshaltung wider, die sich noch nicht in der Lage verfestigt hat. Die Betriebe hoffen auf Besserung, aber die tatsächliche Erholung verläuft schleppend. Viele Unternehmer setzen ihre Hoffnungen in die neue Bundesregierung. Es bleibt zu hoffen, dass die im Koalitionspapier angekündigten Entlastungen rasch umgesetzt werden. Es braucht echte wirtschaftspolitische Impulse, um dem Standort neuen Schwung zu verleihen.“ 

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Nachfrage in Deutschland besonders schwach

Als größtes Risiko sehen 63 Prozent der Unternehmen die schwache Inlandsnachfrage. Dahinter folgen hohe Arbeitskosten sowie der zunehmende Fach- und Arbeitskräftemangel. Auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen wird wieder häufiger als Problem genannt, wenn auch nicht unter den Top-Fünf-Risiken. Zwar hat sich die aktuelle Exportlage leicht gebessert, die Erwartungen der Unternehmen an das Auslandsgeschäft haben sich jedoch eingetrübt. Angesichts der angespannten weltwirtschaftlichen Lage dürfte der Export in den kommenden Monaten weiter unter Druck geraten. Besorgniserregend ist zudem die Einschätzung der eigenen Finanzlage. Der Anteil der Unternehmen, die ihre finanzielle Situation als unproblematisch einstufen, geht erneut leicht zurück. Forderungsausfälle nehmen zu – ein weiteres Zeichen dafür, dass die Reserven vieler Betriebe schwinden. „Je länger diese Phase andauert, desto mehr geht es an die Substanz der Unternehmen“, warnt Präsident Andreas Knappstein. „Die Politik muss jetzt schnell handlungsfähig werden und die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, damit der zarte Hoffnungsschimmer nicht gleich wieder erlischt.“

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