Sauerland: Wirtschaft stagniert

IHK-Konjunkturumfrage spricht von keinem guten Start ins neue Jahr in der Region Sauerland und Hellweg.

© Becker/IHK

Die Wirtschaft im Sauerland stagniert, das ist die zentrale Aussage der IHK-Konjunkturumfrage. Sie spricht von keinem guten Start ins neue Jahr in der Region Sauerland und Hellweg.: „Die Wirtschaft ist weiter fest im Griff der multiplen Herausforderungen und zeigt nur wenig Dynamik. Unwägbarkeiten und Unsicherheiten trüben die Stimmung und dämpfen die Investitionsbereitschaft“, fasst IHK-Präsident Andreas Knappstein die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage zusammen.

459 Unternehmen befragt

Die IHK Arnsberg, Hellweg-Sauerland hat zum Jahresbeginn 459 Unternehmen aus dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Soest befragt. Die Lage in den Unternehmen hat sich weiter verschlechtert. 29 Prozent beurteilen ihre Situation mit „schlecht“, 21 Prozent mit „gut“ Damit habe sich der negative Trend fortgesetzt. Das gelte vor allem für die Industrie, aber auch für Handel und Gastgewerbe. Verkehrs- und Bauwirtschaft und der Dienstleistungssektor zeichnen noch ein leicht positives Bild, heißt es. Die Erwartungen haben sich zwar minimal verbessert, bleiben jedoch pessimistisch.

„Der Abschwung wird sich 2024 verlangsamt fortsetzen“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Jörg Nolte.


Keine Besserung in Sicht

Anzeichen für eine Besserung seien noch nicht auszumachen – weder im Export noch auf der Investitionsseite. In der negativen Erwartung sind sich alle Branchen einig, wobei der Pessimismus im Handel besonders groß ist. Der Konjunkturklimaindikator, der sich aus Lage- und Erwartungswerten berechnet, stagniert bei einem Wert von rund 83. Damit bleibt er deutlich unter der Grenze von 100, die das Konjunkturklima in „positiv“ und „negativ“ teilt. „Die konjunkturelle Talsohle ist noch nicht erreicht. Die entscheidende Frage ist nun, ob die derzeitige Entwicklung eine vorübergehende Delle in der Konjunktur darstellt oder ob sie strukturelle Verwerfungen nach sich ziehen wird“, betont Andreas Knappstein. Es sei zwar zu erwarten, dass die Inflation 2024 weiter zurückgeht und die Kaufkraft zulegt. Doch angesichts der großen Unwägbarkeiten und Unsicherheiten verharrten die Investitionsabsichten auf niedrigem Niveau.

Investitionen werden reduziert

Seit Herbst 2022 haben die befragten Unternehmen wiederholt angekündigt, dass sie ihre Investitionen reduzieren. Zwei Drittel der Unternehmen geben als Motiv für ihre Aufwendungen an, in den Ersatz von Produktionsmitteln zu investieren. „Besonders wichtig für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit sind jedoch Investitionen in Produktinnovationen und in die Erweiterung der Kapazitäten. Wir beobachten, dass diese Investitionsmotive eine immer kleinere Rolle spielen. Das Ausbleiben von zukunftsorientierten Investitionen könnte den Abwärtstrend beschleunigen. Das bereitet uns große Sorgen“, hebt Andreas Knappstein hervor.

Politik sei in der Pflicht

Der IHK-Präsident sieht die Politik in der Pflicht, das Investitionsklima zu verbessern: „Unternehmen benötigen Verlässlichkeit und Klarheit. Aktuell sorgt aber weder die Politik für verlässliche Entscheidungen noch erzeugt die Bürokratie verständliche Verwaltungsakte. Im Gegenteil: Förderungen werden versprochen und über Nacht wieder einkassiert. Die ausufernde Bürokratie blockiert nicht nur die Wirtschaft, auch die kommunalen Verwaltungen haben längst die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht.“

Konjunkturrisiken

Die große Unzufriedenheit mit der Politik zeige sich auch bei der Frage nach den Konjunkturrisiken. Mittlerweile betrachten 61 Prozent der befragten Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbindungen als Risiko für ihre geschäftliche Entwicklung. Vor einem Jahr lag dieses Risiko mit 42 Prozent noch an fünfter Stelle der meistgenannten Geschäftsrisiken. Ganz oben im Risikoranking steht aber die Inlandsnachfrage. „Dem Abschwung als solchem gilt zweidritteln der Betriebe damit die größte Sorge. Die Unternehmen sind sich bewusst, dass die Rezession – zumindest eine leichte – längst Realität ist“, so IHK-Volkswirt Stefan Severin. Die schwache Auslandsnachfrage, die in früheren Zeiten fehlende Inlandsimpulse wettmachen konnte, verschärfe die Situation.

Liste der Risiken

Weitere Risiken, die von mehr als jedem zweiten Unternehmen genannt werden, sind die Energie-und Rohstoffpreise, der Fach- und Arbeitskräftemangel sowie die Arbeitskosten. „Die Dichte an Risiken und Herausforderungen bleibt auf einem enorm hohen Wert“, so Stefan Severin. Die angespannte Lage und die Aussicht auf weiterhin schwierige Geschäfte wirken sich auch auf die Beschäftigungsabsichten aus. Gut 60 Prozent der Betriebe kündigen an, die Zahl der Mitarbeiter konstant zu halten. Einem Unternehmen, das zusätzliche Einstellungen plane, ständen drei gegenüber, die mit weniger Mitarbeitern rechnen.

Die Industrie weise mit einem Saldo von -16 Punkten aus „gut“- minus „schlecht“-Urteilen die schwierigste Geschäftslage aller Branchen aus. Angesichts eines Anteils von 43 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Südwestfalen beeinflusst die Industrie das Konjunkturklima stärker als in anderen Regionen. Die Elektroindustrie ist die einzige große Industriebranche mit positiver Lagebewertung. Im Maschinenbau und der Metallindustrie ist die Situation deutlich negativ.

Den Auftragsbestand beurteilt die Branche wie schon im vergangenen Herbst schlecht. Die Aussichten sind düster: Vier von zehn Betriebe erwarten einen Rückgang der Geschäfte.

„Der Tiefpunkt für die Industrie ist offenbar noch nicht erreicht. Auch dem Export werden keine positiven Impulse zugetraut. Konjunkturrisiken wie die Inlandsnachfrage, die Wirtschaftspolitik und die Energiepreise belasten die Industrie deutlich stärker als alle anderen Branchen“, so Jörg Nolte. Es werde nur in notwendige Ersatzbeschaffungen und Rationalisierungen investiert.

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