Sauerland: Mehr Menschen werden pflegebedürftig
Veröffentlicht: Freitag, 21.03.2025 11:50
Der Hochsauerlandkreis stellt heute im Kreistag den Pflegebedarfsplan vor

Die Bevölkerung im Hochsauerlandkreis wird in den kommenden Jahrzehnten weniger, älter und pflegebedürftiger. Das stellt den Kreis vor große Herausforderungen. Um den Pflegnotstand zu verhindern, muss deshalb rechtzeitig und vorausschauend gehandelt werden. Im Kreistag wird heute der Pflegebedarfsplan vorgestellt.
Pflegebedürftigkeit
Mit dem Anstieg der Anzahl älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung, wird auch die Pflegebedürftigkeit zunehmen. So bezogen 2023 von den 261.774 im Hochsauerlandkreis lebenden Menschen 19.362 Leistungen der Pflegeversicherung und gelten damit als pflegebedürftig. Für 2050 gehen die Prognosen von einer Bevölkerungszahl von 229.459 für den HSK aus, von denen voraussichtlich 22.500 Menschen einen Pflegebedarf haben. Dies entspricht einer Erhöhung um rund 16%.
Versorgung
Im Jahr 2023 wurden lediglich 13 % der Pflegebedürftigen im Hochsauerlandkreis in einer stationären Einrichtung versorgt, zeigt der Pflegebedarfsplan. Der Rest wurde im ambulanten Setting gepflegt, wobei der Großteil, 51 %, Pflegegeld als Unterstützung erhielt. In Pflegegrad 5 werden lediglich 45%, also nicht einmal die Hälfte aller, stationär versorgt.
Ambulante Pflege
Im ambulanten Versorgungssetting greifen verschiedene Angebote ineinander und schaffen so ein gutes Versorgungsnetz. Allerdings nicht überall im Hochsauerlandkreis. Insbesondere in den kleinen Städten und Gemeinden sind die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen auf Anbieter aus der Umgebung angewiesen, um Pflege in der eigenen Häuslichkeit realisieren zu können. Niedrigschwellige Unterstützungsangebote, wie Tagespflege- und Kurzzeitpflegeplätzen bis hin zu Wohngemeinschaften, konnten im HSK gesteigert werden, allerdings nur gering. Das Mehrangebot kommt hauptsächlich in den größeren Städten und Gemeinden zum Tragen, allen voran Arnsberg. In Marsberg ist die einzige Tagespflegeeinrichtung geschlossen worden.
Stationäre Versorgung
Aufgrund des steigenden Pflegebedarfs wird in den kommenden Jahrzehnten von einem höheren Bedarf an Pflegeplätzen ausgegangen. Unmittelbar zeigen die Prognosen noch kein Defizit, aber in einigen Kommunen ist es bereits jetzt schwierig, einen Pflegeplatz in der bevorzugten Einrichtung vor Ort zu erhalten, was ggf. den Umzug in einen Nachbarort bedeuten kann, um eine stationäre Versorgung sicherzustellen.
Fachkräftemangel ist größte Herausforderung
Ohne ein Mehr an Personal kann eine adäquate Versorgung kaum sinnvoll realisiert werden, stellt die Kreisverwaltung in ihrem Bericht fest. Der Fachkräftemangel ist die größte Herausforderung für eine adäquate Sicherstellung der Pflege. Er ist keine Frage der Zukunft, sondern bereits jetzt ein akutes Problem für viele Leistungsanbieter. Ein Ausbau der Angebote, unabhängig ob im ambulanten oder stationären Bereich, kann nur gelingen, wenn es ausreichend Personal gibt, welches die Aufgaben übernimmt. Ansonsten führt jedes weitere Angebot nicht zu einem Mehr an Anbietern und Plätzen, sondern lediglich zu einer Verschiebung von diesen.
Handlungsempfehlungen
Für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen ist es entscheidend, sich über bestehende Angebote, Finanzierungsmöglichkeiten und Ansprüche zu informieren. Die Fachstelle „Pflege – Alter – Behinderung“ spielt dabei eine zentrale Rolle im Versorgungsnetz des Hochsauerlandkreises (HSK).
Ausbau und Stärkung der Pflegeangebote
Die Implementierung der Fachstelle als festes Angebot im HSK war ein wesentlicher Schritt zur Sicherstellung der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen. Um das Angebot zu stärken und den Bekanntheitsgrad zu steigern, sollten interessierte Investoren und Träger von Angeboten entsprechend beraten werden. Besonders kleinere Kommunen müssen einbezogen werden, um Versorgungslücken zu vermeiden.
Fachkräftemangel und Netzwerkarbeit
Der Fachkräftemangel in der Pflege ist eine Herausforderung, der der HSK mit dem Projekt „care4future – Schülerinnen und Schüler für die Pflege begeistern“ begegnet. Netzwerkarbeit ist ebenfalls entscheidend: Die Kommunale Konferenz „Gesundheit, Alter und Pflege“ bietet eine Plattform für Austausch und Unterstützung.
Bei der Planung muss stets die subjektive Sicht des Hilfesuchenden berücksichtigt werden. Statistisch ausreichende Angebote können für Einzelne irrelevant sein, wenn das gewünschte Angebot keine freien Kapazitäten hat.