Sauerland: IHK stellt Konjunkturumfrage vor

Stimmung in den Betrieben in der Region ist so schlecht wie nie zuvor

© Wrona/IHK

Die Stimmung in den Betrieben in der Region ist so schlecht wie nie zuvor. Das zeigen die Ergebnisse der Konjunktur-Umfrage der IHK in Arnsberg im HSK und Kreis Soest. „Die befürchtete Gasmangellage, hochschnellende Energiepreise, Lieferengpässe und die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung lassen die Zukunftserwartungen der Unternehmen einbrechen“, so IHK-Präsident Andreas Rother. 430 Unternehmen wurden befragt.

IHK-Konjunkturklimaindikator

Der IHK-Konjunkturklimaindikator besteht aus Bewertungen der Lage und der Erwartungen. Er ist von 115,3 Punkten zum Jahresbeginn über 91 Punkte im Frühjahr auf jetzt 66 Punkte gefallen. Das ist der tiefste je gemessene Wert, so die IHK. Das letzte Allzeittief verursachte der erste Lockdown zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020. Damals lag der Wert bei 69,1 Punkten. De 100-Punkte-Linie markiert die Grenze zwischen Wirtschaftswachstum und Rezession. „Wir befinden uns am Beginn einer Rezession, da bleiben keine Zweifel“, so Rother.

Erwartungen negativ

Die Erwartungen der Branchen sind durchweg negativ. In der Industrie, am Bau, im Einzelhandel und in der Verkehrswirtschaft finden sich keine oder nur noch einzelne Betriebe, die optimistisch in die Zukunft blicken. Eine Verschlechterung erwarten hingegen in der Industrie 58 Prozent der Betriebe, am Bau 89 Prozent, in den Dienstleistungen 52 Prozent, im Großhandel 78 Prozent, im Einzelhandel 69 Prozent, in der Verkehrswirtschaft 50 Prozent und im Gastgewerbe 54 Prozent. Alle Branchen zusammen genommen bleiben 36 Prozent der Betriebe, die zumindest von einer unveränderten Situation ausgehen.

Es sind noch Aufträge da

Der noch gute Auftragsbestand sorge für eine zufriedenstellende Lage. 27 Prozent bewerten ihre Lage mit gut, 19 Prozent mit schlecht. Rund jedes zweite Unternehmen ist aktuell zufrieden. Auch vom Export gehe kein positiver Konjunkturimpuls aus, vielmehr erwartet die Industrie einen Rückgang des Auslandsgeschäfts. Die Ursache der Rezession ist für die IHK der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Dessen Folgen seien die schnell steigenden Energiepreise, die Inflation und die daraus folgende Kaufzurückhaltung sowie der drohende Gasmangel.

Gasversorgung bereitet Sorgen

„Wir Unternehmer blicken mit riesiger Sorge auf die Entwicklung beim Gas. Ich mag mir eine Gasmangellage gar nicht vorstellen“, beschreibt IHK-Präsident Rother seine Befürchtungen. Wenn Unternehmen ihre Produktion einstellen, weil sie von der Gasversorgung abgeschnitten sind, folgen hohe Arbeitslosigkeit und eine Pleitewelle. „Das würde der Region mit ihrer starken Industrie nachhaltig schaden“, betont Rother. Es sei gut, dass der Staat einen Preisdeckel installiert, damit Unternehmen und Haushalte die Gaskosten etwas besser geschultert bekommen. „Ich befürchte allerdings, dass bei vielen damit die Motivation nachlassen könnte, Energie einzusparen.“

Kampagne geplant

Damit Unternehmen Mitarbeiter darauf hinweisen können, auch zu Hause Gas zu sparen, startet die IHK eine Kampagne. „Wir werden Informations-Plakate und Flyer breit in der Unternehmerschaft streuen. Damit erhalten die Unternehmen ein Instrument, sich an die Belegschaft zu wenden“, so Jörg Nolte.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer kritisiert zudem die finanzielle Situation, in der sich viele kommunal Energieversorger befinden: „Einige Stadtwerke fordern aktuell ihre Großkunden auf, zum Teil horrende Vorauszahlungen zu leisten.“ Hintergrund ist, dass vielen Versorgern, gerade auch Stadtwerken, die Liquidität ausgeht. „Daher mein dringender Appell an die Politik: Statten sie die Versorgungsunternehmen mit Liquidität aus. Es kann auf Dauer nicht funktionieren, dass Unternehmen, die aufgrund der Krisen oft selbst knapp mit Liquidität ausgestattet sind, die Versorger vorfinanzieren müssen.“

Investitionen

Von den negativen Gesamtaussichten sind auch die Investitionsplanungen der Unternehmen betroffen. Viele Vorhaben werden gestrichen oder verschoben. Im Ergebnis wollen 40 Prozent der Betriebe weniger als im letzten Jahr investieren und nur noch knapp 20 Prozent weiten ihre Investitionen aus. Das ist im Vergleich zum Frühjahr fast eine Umkehr der Investitionspläne. Investiert wird vornehmlich in den Ersatzbedarf (63,5 % Nennungen) und in die Rationalisierungen der Abläufe und Prozesse (41,4 %).

Personalbedarf

Ebenfalls negativ fallen die Beschäftigungsabsichten aus. Während nur noch 10 Prozent der Unternehmen zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen, geben 25 Prozent an, mit kleineren Belegschaften zu planen. „Dennoch bleibt das Fehlen von Fachkräften aus Sicht der Unternehmen eines der größten Risiken für die konjunkturelle Entwicklung“, betont Jörg Nolte. Das lasse hoffen, dass es in der akuten Krise nicht zu vorschnellen Entlassungen komme. „Vorausgesetzt Gas bleibt verfügbar und die Gaspreisbremse funktioniert.“

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