Sauerland: erste Bilanz zum E-Rezept

Seit einem Monat ist das Elektronische-Rezept Standard.

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Seit einem Monat ist das E-Rezept Standard. Die Apotheken in Westfalen-Lippe ziehen eine gemischte Bilanz. Die Zahl der elektronischen Verordnungen sei in die Höhe geschnellt. „Damit allerdings wird deutlich, dass es noch eine Reihe von Problemen gibt“, zieht Sandra Dietrich-Siebert, Vorsitzende der Bezirksgruppe Hochsauerland im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), eine erste Bilanz. Mittlerweile sei durchschnittlich jedes zweite Rezept ein elektronisches.

Es gibt noch Probleme

Die Apotheken in Westfalen-Lippe seien gut aufgestellt: „Die technische Infrastruktur steht seit annähernd zwei Jahren. Seit September 2022 sind wir Apotheken bereits verpflichtet, E-Rezepte anzunehmen. Und die Ärzte in der Modellregion Westfalen-Lippe haben vermehrt E-Rezepte ausgestellt“ so Sandra Dietrich-Siebert.

Dennoch gebe es auch Probleme. „Manchmal sind die Patienten vor dem E-Rezept in der Apotheke“, weiß Sandra Dietrich-Siebert. Denn viele Ärzte signierten die einzelnen E-Rezepte nicht sofort, sondern alle Verordnungen gebündelt zum Beispiel am Ende des Praxistages. Kommen die Patienten direkt nach dem Arztbesuch mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte in die Apotheke, hätten die Mitarbeiter noch keinen Zugriff auf das E-Rezept.

„Gerade bei uns im ländlichen Raum, wo die Wege bis zur Arztpraxis und zur Apotheke teils weit sind, ist das für die Patienten ein Problem.“ Technisch könnten Praxen mit der so genannten Komfortsignatur die Rezepte sofort freischalten Das Bedürfnis nach Beratung sei hoch. „Viele Patienten sind verunsichert, weil sie auf der elektronischen Gesundheitskarte nicht sehen können, was der Arzt verordnet hat. Ihnen fehlt die Kontrollmöglichkeit“, so Sandra Dietrich-Siebert. „Patienten haben zwar grundsätzlich einen Anspruch, in der Arztpraxis einen Papierausdruck zu bekommen, aber wir wollen ja nicht zuletzt aus Umweltgründen eigentlich weg von Papier“, so Sandra Dietrich-Siebert weiter.

Schutz vor Regressen gefordert

Eine große Sorge der Apotheken sei, dass die Technik es zulasse, dass Ärzte Rezepte in der Telematikinfrastruktur speichern, die kleine formale Fehler aufweisen könnten. Für die Apotheken sei das kaum zu kontrollieren. „Es darf aber keinesfalls sein, dass die Krankenkassen, wie sie es auch beim rosafarbenen Rezept so oft tun, am Ende für solche Fehler die Apotheken in Regress nehmen. Davor müssen die Apotheken geschützt werden.


E-Rezept sei Chance

Trotz allem aber sei das E-Rezept eine große Chance, so Sandra Dietrich-Siebert. Zum Beispiel müssten Patienten für ein Folgerezept nicht mehr unbedingt in die Arztpraxis, sofern sie im laufenden Quartal bereits ihre Gesundheitskarte vorgelegt hätten. Nach einer Videosprechstunde könnten Rezepte kontaktlos übermittelt werden. Wer die technischen Voraussetzungen habe, die E-Rezept-App der Gematik zu nutzen, könne das E-Rezept seiner Apotheke vor Ort online übermitteln – und sich unter Umständen per Botendienst bringen lassen. E-Rezepte könnten auch nicht verloren gehen. „Und im Zusammenspiel mit der elektronischen Patientenakte kann die Versorgung der Patienten weiter verbessert werden“, sagt Sandra Dietrich-Siebert, „deshalb müssen diese Startprobleme nun schnell gelöst werden.“

Der AVWL

Der AVWL vertritt die Interessen von rund 1.300 Apothekeninhabern mit 1700 Haupt- und Filialapotheken. Er versteht sich als Zweckverband für die wirtschaftlichen, rechtlichen und berufspolitischen Interessen seiner Mitglieder und vertritt diese nach außen. Weitere Informationen hier

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