Sauerland: Digitalisierung von Arztpraxen
Veröffentlicht: Montag, 30.06.2025 00:00
95% der Praxen sind aktuell mittelmäßig digital ausgestattet, so die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe.

Die ambulante Gesundheitsversorgung besonders auch im ländlichen Raum steht vor großen Herausforderungen. Ärzteschaft und Patienten werden älter. Ärztemangel, Praxen und Personal am Limit und entnervte Patienten in Telefonwarteschleifen sind schon jetzt spürbare Folgen. Helfen können da technische Innovationen wie Videosprechstunden, Digital-Mangerinnen in Praxen und der Einsatz von KI. Die meisten Arztpraxen im Sauerland nutzen bereits die neuen Möglichkeiten bei der Patientenversorgung und setzen u.a. auch auf die Online-Terminvergabe. E- Rezept und E-AU sind mittlerweile vorgeschrieben und Standard.
KI bietet viele Möglichkeiten
In Zukunft könnte KI helfen, wenn ein Patient z.B. über Kopfschmerzen klagt. Die KI kann dann im Vorfeld eines Arztbesuches abchecken ob eine sofortige Behandlung, ein Termin in 2 Tagen oder in 3 Wochen sinnvoll ist. Auch bei der Auswertung von Krankenhausberichten und Labor- oder Bluthochdruckwerten wird KI bereits genutzt. Sie legt dem Arzt eine Zusammenfassung vor und gibt Behandlungsempfehlungen. Es sind viele weitere Anwendungen denkbar, wichtig dabei sei allerdings, dass am Ende immer der behandelnde Arzt den Hut auf hat und entscheidet, so die Ärzteschaft.
Umfassende Digitalisierung gefordert
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) fordert eine umfassende Digitalisierung des ambulanten Gesundheitssystems. Dafür seien Milliarden aus dem Bundeshaushalt notwendig. Die KVWL sieht dringenden Handlungsbedarf: Ohne eine schnelle Digitalisierung drohe die Patientenversorgung in Praxen zu scheitern, heißt es. Analog zur Unterstützung der Krankenhäuser, die vier Milliarden Euro für die Digitalisierung erhalten, fordert die KVWL vier bis viereinhalb Milliarden Euro für die ambulante Versorgung. Ein Praxiszukunftsgesetz soll diese Transformation sichern.
Die Digitalisierung sei nicht nur eine Frage der Effizienz, sondern auch der Notwendigkeit. Eine alternde Gesellschaft und steigende Krankenkassenausgaben erfordern eine bessere Patientensteuerung, um Über-, Unter- und Fehlbehandlungen zu vermeiden. Für eine zukunftsgerechte Ausstattung seien weitere Investitionen in digitale Tools und Hardware notwendig.
Trotz aller Fortschritte betont die KVWL, dass auch nicht internet-affine Menschen weiterhin Zugang zu medizinischen Leistungen haben müssen – sei es per Telefon oder durch den persönlichen Besuch in der Praxis. Das sieht auch der Arnsberger Hausarzt und Vertreter der KVWL im HSK Dr. Hans Heiner Decker so.