Neheim: Gespräche im Tarifkonflikt
Veröffentlicht: Mittwoch, 30.10.2024 00:00
Rund 50 Betriebsräte aus der Metallbranche kommen am Vormittag zum Unternehmensverband Westfalen Mitte in Neheim.

Die IG Metall Arnsberg und der Unternehmensverband Westfalen Mitte nehmen heute Stellung zu den aktuellen Tarifverhandlungen. In Neheim ist eine gemeinsame Aktion der Arbeitgebervertretung und der Gewerkschaft geplant. Am 15. Oktober fand die zweite Verhandlung in der aktuellen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie für das Tarifgebiet NRW statt.
Um den Forderungen der IG Metall Nachdruck zu verleihen, wird eine Delegation von ca. 50 Betriebsräten aus ca. 20 Betrieben zum Sitz des Unternehmensverbands Westfalen Mitte in Neheim kommen, heißt es. Dort ist eine offizielle Forderungsübergabe an den Geschäftsführer des Verbandes Dr. Volker Verch. Die Abordnungen der einzelnen Betriebe werden ihre Forderungen in Form von überdimensionalen Postkarten an den Unternehmensverband übergeben, so die IG-Metall.
Die Position des Unternehmensverbandes
Dag Hagby, Vorsitzender des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte sagte damals: „In der zweiten Verhandlung haben wir der IG Metall ein sehr faires Angebot unterbreitet. Wir müssen berücksichtigen, dass die gesamte Branche derzeit in einer Krise steckt und keine hohen Entgelterhöhungen verkraften kann. Laut einer Umfrage, die wir kurzfristig durchgeführt haben, schätzt die Hälfte der tarifgebundenen M+E-Unternehmen in unserem Verbandsgebiet ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht ein und knapp 68 Prozent klagen über einen gesunkenen Auftragsbestand. Das wirkt sich inzwischen auch auf die Beschäftigung aus: Über 30 Prozent werden wohl Mitarbeiter entlassen müssen und fast 43 Prozent planen für die kommenden sechs Monate Kurzarbeit ein. Eine Trendwende der schon langanhaltenden pessimistischen Stimmung ist auch nicht in Sicht. Diese Aussichten machen unseren Unternehmen schwer zu schaffen.
Unsere Betriebe benötigen dringend Bedingungen, die den Standort stärken und die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Angesichts der schlechten Wirtschaftslage ist unser Angebot über eine zweistufige Entgelterhöhung von 3,6 Prozent bis Mitte 2026 ein konstruktiver Lösungsvorschlag, um schnell zu einer Einigung zu kommen, die von Unternehmen und Beschäftigten getragen werden kann.“
Das Angebot der Arbeitgeber im Einzelnen:
- Eine Tabellenerhöhung in zwei Stufen von insgesamt 3,6 Prozent innerhalb einer Laufzeit von 27 Monaten.
- Die beiden Stufen setzen sich zusammen aus einer Tabellenerhöhung von 1,7% ab dem 1.7.2025 sowie einer Erhöhung der Tabelle von weiteren 1,9% ab dem 1.7.2026.
- Eine einmalige überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütung innerhalb des Gesamtpaketes ist vorstellbar.
- Darüber hinaus sind die Metallarbeitgeber bereit, mit der IG Metall über Korrekturen im Bereich der tariflichen Freistellungszeit zu sprechen. Die Ergebnisse einer hierfür einzusetzenden Arbeitsgruppe beider Tarifparteien werden Teil eines Gesamtpaketes.
- Das Angebot ist zwingend verbunden mit einer dauerhaft verankerten und ausgeweiteten automatischen tariflichen Differenzierung für Unternehmen in schwieriger wirtschaftlicher Lage.
Die Position der IG Metall
„Solidarität gewinnt“, unter diesem Motto, läuft die diesjährige Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Die IG Metall fordert für ihre Mitglieder ein Plus von 7 Prozent bei den Entgelten und 170,00 Euro mehr für die Auszubildenden.
Trotz der unterschiedlichen wirtschaftlichen Situationen in den Betrieben, hätten die Beschäftigten eine angemessene Entgelterhöhung verdient. Die aktuellen strukturellen Probleme wie hohe Energiekosten, Unsicherheiten beim Thema E-Mobilität, Steuerbelastungen, hoher Bürokratieaufwand können nicht mit Tarifpolitik gelöst werden!
Nach wie vor müssten die Beschäftigten ein hohes Preisniveau stemmen, da der dramatische Anstieg in den letzten Jahren nicht wieder gesunken sei. Durch eine angemessene Entgelterhöhung werde der private Konsum gestärkt und somit auch die gesamte Wirtschaft. Und nicht zuletzt habe Tarifpolitik auch immer etwas mit Wertschätzung der Arbeit zu tun.
In NRW hat es bereits erste Warnstreiks der IG Metall gegeben, auch in Südwestfalen.