Motorradlärm nervt weiter Anwohner im Sauerland

Schmallenberger Initiative gegen Motorradlärm will Politik wachrütteln

© "Silent rider"

Motorradlärm bleibt im Sauerland ein Problem. Das stellt die Initiative gegen Motorradlärm und Raserei in Sundern bald zehn Jahre nach ihrer Gründung fest. Die "schwarzen Schafe" unter den Motorradfahrern hätten sich bei den vielen Aktionen der Initiative in den vergangenen Jahren nicht gesprächsbereit gezeigt. So hatten die Anwohner in Hellefeld zum Beispiel Motorradfahrer bei einem Kaffee zu einem Gespräch gebeten und Motorradclubs besucht. Das Klientel, welches hochtourig auf den Straßen des Sauerlandes unterwegs ist, sei so nicht zu erreichen gewesen, so Jan Kunen einer der Mitgründer der Motorradlärm und Raserei in Sundern. Auch die Rüttelstreifen auf der beliebten Motorradstrecke über die Hellefelder Höhe bringen nichts, so Kunen. Enduro-Fahrer würden sie Erhöhungen zu Sprüngen nutzen. Außerdem hätte der harte Winter den Streifen zugesetzt.

Schmallenberger Initiative gegen Motorradlärm fordert härtere Maßnahmen

Motorradlärmgegner aus dem Schmallenberger Sauerland zeigen sich kämpferisch. "Wir wollen die Politik in Sachen Verkehrslärm wachrütteln", sagt Hubertus Dohle, einer der Vertreter der Lärmgegner aus Lenne- und Sorpetal. Nicht nur der Lärm der Motorradfahrer, sondern auch der LKW und Sportwagen, die durch Oberkirchen rauschen, sei nicht mehr auszuhalten. Deshalb fordert Dohle Schutz vor Verkehrslärm. In anderen Regionen gebe es für Motorradfahrer ein Tempo-50-Limit für den Lärmschutz. Außerdem kann sich Dolle vorstellen, dass Motorräder, die die Grenzen für die Lärmemission überschreiten sofort stillgelegt werden. In Tirol würde das schon praktiziert. Das würde manch einen Motorradfahrer fernhalten, so dohle. Seines Wissens hat auch die Polizei zwei Geräte, um die Lärmemission von Motorrädern zu messen. Als letzten möglichen Schritt sieht er ein Fahrverbot für Motorradfahrer an den Wochenenden. So ein Gesetzentwurf liegt nach Dohles Informationen dem Bundesrat vor.

Stadt Schmallenberg misst Verkehrsaufkommen

Seit zwei Jahren ist die B 236 zwischen Schmallenberg-Oberkirchen und Albrechtsplatz an den Wochenenden in der Saison für Motorradfahrer gesperrt. Seitdem hat des auf dieser Strecke deutlich weniger Motorradunfälle gegeben, so die Stadt Schmallenberg. Tote und Schwerverletzte gab es keine. Die Stadt Schmallenberg führt zur Zeit Langzeitmessungen des Verkehrs durch. Im Herbst soll ausgewertet werden, ob und in welchem Umfang sich der Verkehr von der Bundesstraße auf Nebenstrecken verlagert hat. Mit der Messung reagiert die Stadt auf Beschwerden von Anwohnern im Sorpe- und Lennetal.

Gemeinsam gegen Motorradlärm

In einigen Orten im Sauerland haben sich Initiativen gegen Motorradlärm gebildet. Hubertus Dohle von der Schmallenberger Bewegung schwebt vor, sich mit anderen Initiativen zum Beispiel aus Sundern und Eslohe-Wenholthausen zusammenzutun. "Mann darf nicht aufhören Druck auf die Politik zu machen", so Dohle.

Polizei: Problem ist das Fahrverhalten

Die Polizei im Hochsauerlandkreis sieht das Problem des Lärms nicht in hochgezüchteten Rennmaschinen. Das Problem sei eher das Fahrverhalten der Motorradfahrer, so Polizeisprecher Sebastian Held. Deshalb appelliere die Polizei immer wieder an die Vernunft der Fahrer. Die Polizei im Hochsauerlandkreis kontrolliere aber gerade an den Wochenende ganz gezielt Motorradfahrer. Beim Verdacht, dass eine Maschine technisch verändert worden ist, geht es auch am Wochenende schon mal auf den Prüfstand. Größeres Problem sind aber die Motorradfahrer, die zu schnell fahren. In diesem Jahr hat es im Hochsauerlandkreis schon zwei tödliche Motorradunfälle gegeben. In beiden Fällen verunglückten die Fahrer ohne Fremdeinwirkung. Das trifft auf drei Viertel aller Motorradunfälle zu, so die Polizei.

"Silent Rider"

Bei Motorradfahrern besonders beliebte Regionen haben sich im Verein "Silent Rider" zusammengeschlossen. Die Stadt Schmallenberg ist Mitglied, die Stadt Sundern Unterstützer. Ziel des Vereins ist, durch Aufklärung und Sensibilisierung mit Bannern den Motorradlärm zu reduzieren. "Silent Rider" unterstützt auch Gesetzesinitiativen, um den Motorradlärm zu reduzieren. Zum Beispiel den Versuch strengere Regeln und höhere Grenzwerte bei der Zulassung von Motorrädern europaweit einzuführen. In der letzten Zeit werde aber auch versucht, mit Motorradfahrern ins Gespräch zu kommen, hieß es vom Verein.

Motorrad-Unfallstrecken im Sauerland

Die Unfallschwerpunkte für Motorradunfälle im HSK haben sich im vergangenen Jahr etwas verändert. Laut dem aktuellen Unfallatlas NRW gab es zum Beispiel im vergangenen Jahr nur einen Motorrad- oder Rollerunfall auf der Strecke von Schmallenberg-Oberkirchen zum Albrechtsplatz. Auch die Zahl der Motorradunfälle auf der B236 in Hallenberg ist zurückgegangen. Beide Strecken gehörten 2019 noch zu den Unfallschwerpunkten im HSK. Mehr Motorradunfälle als im Vorjahr gab es dagegen zwischen Brilon-Alme und Büren. Laut dem Unfallatlas gab es vergangenes Jahr insgesamt fünf Unfälle mit Beteiligung von Motorradfahrern oder ähnlichen Krafträdern, alle nur wenige Meter von einander entfernt, nahe der Ortsgrenze von Brilon-Alme.

Weitere Unfallschwerpunkte bei Krafträdern im HSK 2020 waren die Strecke von Arnsberg-Oeventrop nach Warstein-Hirschberg (fünf Unfälle), die Strecke zwischen Sundern-Hachen und Amecke am Sorpesee (zehn Unfälle), Sundern-Hagen und Rönkhausen (sechs Unfälle) und zwischen Arnsberg-Holzen und dem Hönnetal (neun Unfälle).

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