Sauerland: Weiter viele Stellen für Auszubildende

Die Arbeitsagentur Meschede-Soest hat heute Bilanz des Beratungsjahres für Auszubildende gezogen

Kellner bei der Arbeit.
© Pixabay

Mehr Ausbildungsplätze als Bewerber - dieser Trend hat sich im Sauerland fortgesetzt. Die Arbeitsagentur Meschede-Soest hat heute eine Bilanz des des Beratungsjahres gezogen. Danach waren am Ende noch über 320 Ausbildungsplätze unbesetzt. In Handwerksbetrieben im Hochsauerlandkreis sind 545 Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. Ein leichter Anstieg um vier Prozent. Die Handwerkskammer hält es für erschreckend, wie schwierig sich auch in diesem Jahr die Suche nach Azubis gestaltet hat.

Gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz

Es sind aussichtsreiche Zeiten für Ausbildungssuchende, die aus einer vielfältigen Mischung der offenen Ausbildungsstellen wählen können“, bilanziert Oliver Schmale, Chef der Agentur für Arbeit Meschede-Soest, das aktuelle Ausbildungsjahr.

1.415 Jugendliche aus dem Hochsauerlandkreis haben sich seit Oktober 2022 an die Berufsberatung der heimischen Agenturen für Arbeit gewandt, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Der Vielzahl an Bewerberinnen und Bewerbern stehen 2.655 gemeldete Berufsausbildungsstellen gegenüber, von denen am Ende des Beratungsjahres noch 321 betriebliche Ausbildungsplätze unbesetzt sind; 67 Jugendliche waren noch unversorgt. Jedem Jugendlichen standen rechnerisch rund 4,8 unbesetzte Ausbildungsstellen zur Verfügung.

„Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt klafft weiter auseinander. Erfreulicherweise sind in diesem Jahr nur noch wenige Bewerberinnen und Bewerber unversorgt, wenngleich noch einige offene Ausbildungsstellen übrigbleiben. In diesem Berufsberatungsjahr haben die Unternehmen knapp 9 Prozent mehr Ausbildungsstellen gemeldet als im Vorjahr“. Beliebt bei den Jugendlichen im Hochsauerlandkreis sind kaufmännische Berufe. Im Einzelhandel bestehen noch viele Möglichkeiten, einen Ausbildungsplatz zu finden.

Oliver Schmale: „Wir sollten bei all der Bilanzierung auch bereits im Blick haben, dass durch die Rückkehr zu G8 im Jahr 2026 landesweit rund 40.000 weniger Schulabgehende erwartet werden. Wir rechnen deshalb damit, dass die Unternehmen in den nächsten zwei Jahren mehr Ausbildungsstellen melden könnten. Jugendliche, die derzeit noch einen Ausbildungsplatz suchen, sollten Kontakt zur Berufsberatung aufnehmen. Es ist auch zu diesem Zeitpunkt immer noch möglich, eine Ausbildung zu starten.“

Fazit der IHK und der Handwerkskammer

Industrie- und Handelskammer Hellweg-Sauerland

„Die Zahlen der neuen abgeschlossenen Ausbildungsverträge in unseren Unternehmen konnten nach dem hervorragenden Ergebnis des vergangenen Jahres von plus 7,6 Prozent, dem Spitzenwert in ganz NRW, auf hohem Niveau gehalten werden“, freut sich Jörg Nolte, Hauptgeschäftsführer der IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland, „und das trotz der deutlich weiter anwachsenden Schere zwischen dem Angebot von Ausbildungsplätzen und der Nachfrage von jungen Menschen bei der Agentur für Arbeit“. Nolte geht aber auch davon aus, dass bei dieser Entwicklung kein weiterer Anstieg in den nächsten Jahren zu erwarten ist. „Die Sicherung des Fach- und Arbeitskräftenachwuchses ist schon heute eine der größten Konjunkturrisiken für unsere Unternehmen“, weiß der IHK-Chef. Demografisch bedingt wird sich das Problem mit dem Ausscheiden der Babyboomer aus dem Erwerbsleben in den nächsten Jahren noch verschärfen.

Positiv ist, dass wieder ein größerer Teil junger Menschen die Attraktivität und die Karrierechancen der beruflichen Bildung erkannt hat. Mittlerweile beginnen wieder mehr junge Menschen eines Jahrgangs in NRW eine Ausbildung als ein Studium. Dennoch steht insgesamt zu wenig Nachwuchs zur Verfügung. „Es gilt, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, um zusätzliche Fachkräftepotenziale für die Unternehmen der Region zu erschließen“, sagt Jörg Nolte. Diese könnten beispielsweise auch durch eine gezielte Nachqualifizierung gehoben werden.

Handwerkskammer Südwestfalen

„Es ist auch in diesem Jahr wieder erschreckend zu sehen, wie schwierig sich die Suche nach Auszubildenden gestaltet, denn auch in 2023 geht die Schere zwischen offenen Ausbildungsstellen und Bewerbern erneut auseinander. Eine Lücke, die sich in den nächsten Jahren noch einmal zu vergrößern droht – nicht zuletzt infolge der demografischen Entwicklung und des konjunkturellen Abschwungs", so Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen


Im Bezirk der Handwerkskammer Südwestfalen mussten wir zum Stichtag 30. September bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen einen geringfügigen Rückgang von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Erfreulich ist im Hochsauerlandkreis jedoch in diesem Jahr ein leichter Zugang von rund vier Prozent: Wurden 2022 lediglich 526 Verträge abgeschlossen, sind es jetzt wieder 548. Damit befinden wir uns zwar im Durchschnitt der letzten fünf Jahre (545 Verträge), liegen aber deutlich hinter Vor-Corona-Zeiten mit über 600 Verträgen.


Problematisch – und letztlich seit Jahren bekannt – ist die demografische Entwicklung. Hinzu kommt, dass die berufliche Ausbildung nicht den Stellenwert bei der Berufswahl erhält, die sie verdient. Der Akademisierungstrend ist nach wie vor ungebrochen. Hier gilt es, mit vereinten Kräften gegenzusteuern. Die Politik muss handeln, die berufliche Bildung muss endlich so ausgestaltet werden, dass Schüler, Eltern und Lehrer die betriebliche Ausbildung als gleichwertige Alternative wahrnehmen.

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