Sauerland: Suche nach Bäcker-Azubis
Veröffentlicht: Dienstag, 15.10.2024 11:57
In der Branche sind derzeit viele Ausbildungsstellen frei. Mehrere Maßnahmen sollen das ändern.

Gutes Brot ist echte Handwerksarbeit. Darauf macht heute am Mittwoch der Tag des Brotes aufmerksam. Der soll zudem Werbung für den Beruf des Bäckers machen. Denn die Branche plagen Zukunftssorgen, das zeigt u.a. eine Auswertung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Demnach gab es im Frühjahr im Hochsauerlandkreis 38 Bäckerei-Azubis. Zehn Jahre zuvor waren es noch mehr als 100. „Die Azubi-Zahlen bei den Bäckereien im Hochsauerlandkreis sind damit dramatisch eingebrochen – um rund 65 Prozent. Jetzt geht es darum, diesen Trend zu stoppen“, sagt die Geschäftsführerin der NGG Südwestfalen, Isabell Mura.
Bis zu 200 Euro mehr pro Monat
Um das zu erreichen, ist zuletzt die Ausbildungsvergütung im Bäckerei-Handwerk gestiegen. „Wer seine Ausbildung anfängt, geht mit mindestens 860 Euro im Monat nach Hause. Das sind 180 Euro mehr als bislang. Im zweiten Ausbildungsjahr gibt es 190 Euro zusätzlich. Und im dritten bekommt der Bäckerei-Nachwuchs 1.085 Euro – ein Plus von 200 Euro. Im Schnitt haben die Bäckerei-Azubis damit rund ein Viertel mehr auf dem Konto“, so Mura. Außerdem werde es bis zum Jahresende noch eine Inflationsausgleichsprämie von 50 Euro pro Monat geben. Die NGG Südwestfalen ruft alle Bäckerei-Azubis im Hochsauerlandkreis zu einem „Azubi-Konto-Check“ auf. „Wer das zusätzliche Geld noch nicht bekommt, sollte sich melden. Dazu gibt es auch noch ein Ticket-Geld von 29 Euro im Monat für den ÖPNV. Da kommt also einiges zusammen“, erklärt NGG-Geschäftsführerin Mura.
„Back dir deine Zukunft“
Die Handwerkskammer Südwestfalen meldet für die Branche derzeit noch einige offene Ausbildungsstellen. Gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft setzt sie sich ebenfalls dafür ein, mehr Azubis zu finden. Dazu gibt es mehrere Initiativen wie „Frisch gebackene Azubis“ oder „Back dir deine Zukunft“, die Lust auf die Ausbildung in einer Bäckerei machen sollen. Zudem gibt es immer wieder Aktionen in Schulen wie Handwerkstage, Schülerwerkstätten oder Jobmessen, wo die Ausbildungsmöglichkeiten im Bäckerhandwerk aufgezeigt werden.
Betriebe vor dem Aus
Die Nachwuchsgewinnung sei gerade im Blick auf eine drohende Angebotsminderung wichtig, heißt es von der Kreishandwerkerschaft. In den letzten Jahren ist die Zahl der Bäckereien im Hochsauerlandkreis immer weiter zurückgegangen, vor allem viele kleinere Betriebe sind betroffen. Ein Grund sei die fehlende Nachfolgerregelung, so Peter Junker, Bäckermeister aus Meschede. „Bäcker im Alter von 63 bis 65 überlegen aktuell einmal mehr, ob sie noch weiterarbeiten und den Betrieb aufrechterhalten oder früher in Rente gehen.“ Zwar würden schließende Betriebe oft von größeren Bäckereiketten übernommen, die Angebotsvielfalt schrumpfe dadurch aber und das schade auch der Qualität, so Junker.
Ausgezeichnete Bäckereien
Dass es im Sauerland hervorragendes Brot und andere Backwaren gibt, hat zuletzt auch das Fachmagazin „Der Feinschmecker“ festgestellt. Das hatte die Bäckerei Jürgens in Arnsberg-Holzen vor allem für ihre Brotauswahl sowie das Backhaus Café Liese in Bestwig-Olsberg für seine besondere Stollenauswahl ausgezeichnet und auf die Liste der 500 besten Bäcker in Deutschland aufgenommen.
Tag des Brotes
Über 3.000 Brotspezialitäten backen Innungsbäcker hierzulande – mit dieser Vielfalt und dem handwerklichen Können ist die Deutsche Brotkultur weltweit einzigartig. Zum Welttag des Brotes am 16. Oktober macht der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks besonders auf dieses Gut aufmerksam und feiert das zehnjährige Jubiläum der Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. „Brot verbindet: Ob beim Abendbrot, beim Frühstück oder als Genuss unterwegs, als Grundnahrungsmittel steht es bei vielen täglich auf dem Ernährungsplan und das natürlich nicht nur in Deutschland“, erläutert Bernd Kütscher, Geschäftsführer des Deutschen Brotinstituts.