Sauerland: Soziale Einrichtungen protestieren

Der Caritasverband Brilon und das evangelische Familienzentrum Jona in Marsberg beteiligen sich am landesweiten Protesttag "NRW bleib sozial"

© DKJS/Jakob Erlenmeyer & Nikolaus Götz

Im Sauerland unterstützen viele Einrichtungen den Protesttag "NRW bleib Sozial" heute in Düsseldorf. Um die akuten Notstände in den Fokus der Landespolitik zu rücken, demonstrieren Akteure der Freien Wohlfahrtspflege heute(19. Oktober) vor dem Landtag in Düsseldorf.

In Marsberg protestieren Eltern, Kinder und Mitarbeitende des evangelischen Familienzentrums Jona vor Ort. Auf dem Kirchplatz wollen sie zeigen, welches die negativen Auswirkungen die Mangelfinanzierung auf die Kitas hat. Vertreter des Caritasverbandes Brilon sind bei der Kundgebung in Düsseldorf dabei. Der Verband sieht die soziale Infrastruktur in NRW auf der Kippe. Kitas, Pflegeeinrichtungen, Schuldnerberatung oder Jugendförderung - Mitarbeiter sozialer Einrichtungen seien am Limit.

Caritas Brilon: Qualität der Angebote leidet

„Caritas – Von der Wiege bis zur Bahre: Das wurde früher mit einem Augenzwinkern über uns gesagt und daran ist viel Wahres Wort“, sagt Heinz-Georg Eirund, Vorstand der Caritas Brilon. Insgesamt liegen 64 Dienste und Einrichtungen in der Trägerschaft des Ortscaritasverbandes – von der Frühförderung ab den ersten Lebensmonaten bis hin zum Palliativpatienten am Lebensende. Über 1.200 hauptamtliche Mitarbeiter*innen helfen tagtäglich über 5.000 Menschen. „Wir helfen Menschen in allen Altersgruppen bei Krankheit, Krisen, Behinderung, Sucht, in Armut und mit Fluchtgeschichten. Aber zunehmend werden diese Dienste nicht auskömmlich finanziert“, beklagt Vorstand Heinz-Georg Eirund. „Das kann dazu führen, dass die Qualität leidet oder auch mittelfristig die soziale Infrastruktur zusammenbricht. Es ist eine Negativ-Entwicklung, die bereits seit Jahren anhält, sich sogar verschärft, und zwar bei den allermeisten Trägen und in nahezu allen Bereichen sozialer Leistungen.“ Durch die zurückliegenden Krisen – Corona – und Umwälzungen – Krieg und Inflation – sind sowohl die monetären Rücklagen aufgebracht und / oder Refinanzierungen nicht an der Realität angepasst worden. Hinzu kommt der Personalnotstand.

Angebote müssen eingeschränkt werden 

Die Bedingungen, unter denen soziale Arbeit geleistet wird, sind vielerorts prekär und unterfinanziert. In der Folge müssen viele Träger Angebote einschränken oder ganz einstellen. „Auch bei uns im Altkreis zeichnen sich solche Szenarien ab“, sagt Eirund beispielsweise mit Blick auf die ambulanten Hilfen für Familien, die Migrationsberatung oder die Mutter-Kind-Kliniken. Dort sind im Hausentwurf für 2024 krasse Mittelkürzungen vorgesehen.  

Evangelischer Kirchenkreis Soest-Arnsberg unterstützt Protest in Marsberg

Mitarbeitende bei den evangelischen Einrichtungen haben grundsätzlich keine Streikrecht. Das ist diesmal anders. Der evangelische Kirchenkreis Soest-Arnsberg unterstütze den Protesttag im Familienzentrum Jona Kindergarten ausdrücklich, so die Leitung.

Protest auf dem Kirchplatz in Marsberg

Eltern, Kinder und Mitarbeitende machen sich gegen 10 Uhr auf den Weg zum Kirchplatz, um dort zu protestieren.

Dort legen die Teilnehmer der Aktion z.B. Stolpersteine der Kitas aus, die begangen werden können. Damit wollen sie auf die Mangelfinanzierung der Kitaträgern aufmerksam machen, deren negative Auswirkungen sich letztendlich in den Kitas niederschlagen.

Die Kita- Stolpersteine sollen an Bürgermeister Thomas Schröder übergeben werden.

Die Kita Jona hofft, dass sich dem Protest auch andere Kitas anschließen.

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