Sauerland: Forstexperten zum Wald der Zukunft
Veröffentlicht: Mittwoch, 16.04.2025 00:00
Auswahl der Baumarten spielt bei der Wiederbewaldung die wichtigste Rolle, zeigt der Walddialog in Arnsberg.

Der Klimawandel verändert unsere Wälder sichtbar. Stürme, Dürreperioden und Schädlinge haben kreisweit in den letzten Jahren viel Wald zerstört, in ganz NRW sind es über 130.000 Hektar Wald. Experten aus Wissenschaft, Forstpraxis, Verwaltung und Umweltverbänden stehen vor der Frage, wie sieht ein zukunftsfähiger, stabiler Wald aus? Welche Baumarten kommen mit den Klimaveränderungen am besten zurecht? Diese Fragen wurden jetzt bei einer Tagung in Arnsberg diskutiert.
Thomas Kämmerling, Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz Nordrhein-Westfalen sagt, nachhaltige Forstwirtschaft ist ein Beitrag zum Klimaschutz und zur Generationengerechtigkeit: „Der gesamte Staatswald in NRW ist FSC-zertifiziert – das bedeutet: Wir bewirtschaften unsere Wälder verantwortungsvoll, mit Rücksicht auf Klima, Natur und Menschen.“ Besonders entscheidend sei die Auswahl der Baumarten, die heute gepflanzt werden: „Jede neue Pflanzung ist eine Entscheidung für die nächsten 100 Jahre. Wir brauchen Wälder, die mit Trockenheit, Hitze und Extremwetter zurechtkommen – und das dauerhaft.“
Es sei wichtig zu wissen, wie unterschiedliche Arten – sowohl heimische als auch alternative – mit Klimastress umgehen. Auch genetische Vielfalt, Bodenverhältnisse und Pflegekonzepte spielten eine entscheidende Rolle.
Dr. Ralf Petercord vom NRW-Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz betonte bei dem Treffen von Experten in Arnsberg: „Es reicht nicht, einfach neue Arten zu pflanzen – wir müssen den ganzen Wald umbauen: klug, vielfältig und angepasst an den Standort.“ Mittlerweile weiß man, dass Mischwälder mit mehreren Baumarten robuster und weniger anfällig für Schädlinge oder Trockenperioden sind. Sie sind ein wichtiger Baustein für eine stabile und klimaresiliente Zukunft der Wälder.
Die Rotbuche hat eine Zukunft
Die heimischen Rotbuche verfüge über erhebliche genetische und epigenetische Anpassungspotenziale. In strukturreichen Beständen könne sie ein stabiles Waldinnenklima schaffen, das auch unter Trockenstress günstige Bedingungen biete. Sie dürfe nicht vorschnell abgeschrieben werden. In geeigneten Lagen und Mischbeständen könne sie auch in Zukunft eine wichtige Rolle im klimaangepassten Wald spielen.
Nutzung von Totholz
Auch abgestorbene Bäume können weiter genutzt werden. Als Beispiel wird Demonstrationsfläche im Lehr- und Versuchsrevier Hirschberg genannt. Dort gibt es sogenannte Harvester-Verhauflächen. Dabei werden abgestorbene Baumstämme gezielt zu Mikroklima- und Schutzstrukturen verarbeitet, die jungen Pflanzen zugutekommen. Dieser innovative Ansatz zur Wiederbewaldung schützt vor Austrocknung und Wildverbiss, heißt es.
Rudolf Hansknecht, Fachbereichsleiter für den landeseigenen Wald bei Wald und Holz NRW: „Die verschiedenen Ansätze zeigen, dass wir die Baumartenwahl im Klimawandel differenziert betrachten müssen. Besonders vielversprechend ist der Ansatz, klimaangepasste Baumartenmischungen mit verschiedenen Herkünften zu etablieren, um das Risiko zu streuen und die Widerstandsfähigkeit der Waldökosysteme zu erhöhen.“
Fazit
Der FSC-Walddialog 2025 habe gezeigt, dass die Zukunft unserer Wälder nur gemeinsam gestaltet werden könne – durch den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Verwaltung, Politik, Waldbesitzern und der Zivilgesellschaft. Fachleute aus ganz Deutschland arbeiten daran, unsere Wälder als Lebensraum, Klimaschützer, Erholungsort und Rohstoffquelle auch in Zeiten des Klimawandels zu erhalten. Die Veranstaltung in Arnsberg war ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg, heißt es.
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