Rekordergebnis für Brauerei Veltins

Krisenjahr 2021 war für die drei Sauerländer Brauereien sehr unterschiedlich. Veltins hat so viel Bier gebraut wie noch nie. Bilanzen von Warsteiner und Westheimer fallen durchwachsen aus.

Die drei großen Sauerländer Brauereien haben ein schwieriges Jahr 2021 hinter sich. Auch das zweite Jahr der Corona-Pandemie war geprägt von einem monatelangen Lockdown, lange geschlossener Gastronomie und vielen abgesagten Veranstaltungen und Events. Die Brauerei Veltins konnte das Krisenjahr für sich nutzen und hat so viel Bier gebraut wie noch nie in der Unternehmensgeschichte. Die Warsteiner Brauerei und die Gräflich zu Stolberg'sche Brauerei Westheim mussten teils erhebliche Einbußen hinnehmen.

Allzeithoch bei Veltins

Die Brauerei Veltins hat insgesamt 3,09 Millionen Hektoliter gebraut. Das ist soviel Bier wie noch nie in der Brauereigeschichte und ein Plus von über 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz ist auf 362 Millionen Euro gestiegen. Deutlich zugelegt hat Veltins u.a beim hellen Pülleken, das erst im Frühjahr 2020 eingeführt worden ist. Das Pülleken erreichte 204.000 Hektoliter und ist damit die erfolgreichste Produkt-Einführung in der Brauereigeschichte, so das Unternehmen. Und der Flaschenbier-Boom insgesamt sorgte für den besten Juni-Ausstoß in der Unternehmensgeschichte.

Die Brauerei habe sich mit diesem Jahresergebnis aus der Abwärtsspirale des deutschen Biermarktes befreit, sagte Michael Huber, Generalbevollmächtigter der Brauerei. Veltins gehe gestärkt aus der Krise und sei die einzige Brauerei in Westfalen mit signifikantem Wachstum.

Der deutsche Biermarkt insgesamt ist 2021 um mehr als 2 Prozent geschrumpft.

Huber erwartet vor 2023 keine Rückkehr zur Normalität.

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Die aktuelle 2G+-Regelung in der Gastronomie bekommt auch die Brauerei zu spüren. Unternehmenssprecher Biene nennt sie "einen Schlag ins Kontor" für alle. Es sei spürbar, dass Gäste ausblieben. Im Ruhrgebiet gebe es erste Lokale, die jetzt im Januar komplett geschlossen haben. Andere denken darüber nach, ihre Ruhetage auszuweiten. Viele Gastronomiebetriebe plagten Personalprobleme, die immer noch andauern, weil Mitarbeiter abwandern.

Dennoch konnte Veltins im vergangenen Jahr 1027 neue Gastwirte gewinnen. Aktuell wird in insgesamt 14.000 Gastronomiebetrieben Veltins und Grevensteiner gezapft.

Kostenlawine überrollt Veltins

Besonders extrem sind im vergangenen Jahr die Kosten für Rohstoffe und Materialien gestiegen. Veltins spricht von einer Kostenlawine, die die Brauerei überrollt. So koste zum Beispiel Strom heute mehr als doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Der Preisanstieg bei Gas liege sogar bei 200 Prozent. Und auch Malz und Kronkorken und Paletten seien deutlich teurer. Lediglich Hopfen sei wegen der guten Ernte auf dem Preisniveau geblieben.

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Investitionsprogramm geht voran

Die Brauerei Veltins investiert bis 2024 insgesamt 420 Millionen Euro in das Unternehmen und modernisiert die Produktionsstätten. In diesem Jahr soll die neue Flaschenabfüllanlage in Betrieb gehen. Damit kann die Brauerei mehr Flaschen abfüllen und flexibler auf den Bedarf reagieren. Allein in diese Anlage fließen 100 Millionen Euro.

Das umfangreiche Investitionsprogramm soll planmäßig 2024, pünktlich zum 200-jährigen Bestehen der Brauerei, abgeschlossen werden. Das Programm liege im Zeitplan, hieß es aus Grevenstein.

Leichtes Minus bei Warsteiner

Die Warsteiner Brauerei hat das Jahr 2021 nahezu auf Vorjahresniveau abgeschlossen. Der Absatz im In- und Ausland ist um 1,1 Prozent im Vergleich zu 2020 zurückgegangen.

"Angesichts der wirtschaftlich äußerst schwierigen Umstände ist dies für unser Unternehmen durchaus ein Erfolg", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Warsteiner Gruppe, Helmut Hörz. Warsteiner habe sich trotz allem besser als der Markt insgesamt entwickelt.

Während der Absatz der Warsteiner Biere insgesamt um über 2 Prozent gesunken sei, sei die Nachfrage nach den alkoholfreien Sorten um fast 20 Prozent gestiegen.

Positiv habe sich vor allem das Auslandsgeschäft entwickelt. Der Absatz im Export sei um über 15 % gesteigert worden, so die Brauerei. Dennoch könne Warsteiner nicht mit ihrer Geschäftsentwicklung zufrieden sein, so Hörz. Prognosen für 2022 seien kaum möglich.

Westheimer Wilder Bock und limoNAHde sehr gefragt

Die Brauerei Westheim zieht eine durchwachsene Jahresbilanz 2021. Die Regionalbrauerei hat nach eigenen Angaben vor allem unter dem Ausfall der Schützenfestsaison und vieler Veranstaltungen und Versammlungen gelitten. Hier fehlten vor allem Absätze beim Fassbier.

Gastronomen und Vereine hätten aber mit vielen Ideen und coronakonformen Konzepten Absatzmöglichkeiten geschaffen, so Brauereichef Moritz von Twickel. Beispielsweise gab es Online-Bierverkostungen mit dem Westheimer Biersommeliers, Fassbieranstiche im Biergarten, Schützenfeste to go und Bierflaschen mit Sonderetiketten im Vereinsdesign.

Im März 2021 ist zum ersten Mal die saisonale Bierspezialität Westheimer Wilder Bock auf den Markt gekommen. Das starke Bier war innerhalb weniger Tage ausverkauft. Mitte März diesen Jahres ist die zweite Auflage geplant. Außerdem hat Westheimer im Juli 2020 erstmals eine Limonade mit dem Namen limoNAHde (NAH steht für regionale Nähe) herausgebracht. Mittlerweile gibt es davon 8 Sorten, die bei den Kunden gut ankämen, so die Brauerei. Auch der Westheimer Heimdienst, ein Lieferservice der Brauerei für all ihre Getränke direkt vor die Haustür, finde breiten Anklang.

Damit seien zwar Umsätze kompensiert worden, der Gesamtumsatz liege aber weiterhin deutlich unter dem Vor-Corona-Jahr 2019. Konkrete Zahlen nannte Westheimer nicht.

Für 2022 hofft die regionale Brauerei mit über 40 Mitarbeitern darauf, dass wieder Schützenfest gefeiert werden können.

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