Hochsauerlandkreis bei der Wasserkraft vorne

Im Hochsauerlandkreis gab es im vergangenen Jahr rund 100 Wasserkraftanlagen - die meisten in ganz NRW.

Der HSK bei der Wasserkraft top - zu diesem Ergebnis kommt der Landesverband Erneuerbare Energien NRW in seiner Bilanz des vergangenen Jahres. Im HSK gibt es 99 Wasserkraftanlagen. Damit ist der HSK mit Abstand Spitzenreiter unter den Kreisen in NRW. Am meisten Strom mit Wasserkraft produziert der Landkreis Düren. Grundsätzlich stagniert der Ausbau der Wasserkraft. Nach Angaben des Landesverbandes Erneuerbare Energien sind im vergangenen Jahr landesweit nur drei neue Anlagen ans Netz gegangen:

  • Neubau einer Wasserkraftschnecke am Stauwehr eines Wasserkraftwerkes in Fröndenberg: 132 kW
  • Erweiterung des bestehenden Kraftwerksstandortes an der Wuppertal-Sperre in Radevormwald: 575 kW
  • Installation einer privaten Klein-Turbine in Hemer: 18,5 kW

Erzeugt wird die Energie meist von regionalen Energieversorgern oder von mittelständischem Gewerbe- und Industriebetrieben. Im Sauerland erzeugen auch einige historische Mühlen Strom mit aus Wasserkraft. Zum Beispiel die Berger Mühle in Meschede und die Lennemühle in Schmallenberg-Oberkirchen.

"Unbefriedigende Entwicklung"

„Bei solchen Zahlen verbietet es sich von Ausbau zu sprechen“, kommentiert Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW). Im Wasserkraftsektor setzt sich damit die unbefriedigende Entwicklung der zurückliegenden Jahre fort: Im letzten Jahrzehnt gab es bei der installierten Wasserkraft-Leistung im Land ein Plus von deutlich unter zehn Megawatt. Für Vogel ein Unding: „Nordrhein-Westfalen wäre nicht das Industrieland, das es heute ist, wenn es zu Beginn der Industrialisierung nicht die Wasserkraft gegeben hätte.“

Dabei lägen die Vorteile der Wasserkraft, ihre stetige und gut planbare Verfügbarkeit bei dezentralen Projekten mit hoher Netzverträglichkeit, nach wie vor auf der Hand. Wasserkraftanlagen sind außerdem heute nachhaltig und fischfreundlich, sie genießen vor Ort hohe Akzeptanz. „Wenn ein regenerativer Energieträger für die Stromerzeugung im öffentlichen Interesse liegt und der öffentlichen Sicherheit dient sowie als „vorrangiger Belang“ bei allen Abwägungen zu beachten ist, wie es das Erneuerbare-Energien-Gesetz für alle erneuerbaren Energien festlegt, dann die Wasserkraft – und zwar unabhängig davon wie groß ihr Beitrag zur Energiewende ist. Wir brauchen alle Erneuerbaren, wie es das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat“, betont LEE NRW-Vorsitzender Vogel.

Diese Neubewertung der Wasserkraft ist bei den Genehmigungsbehörden im Land noch nicht angekommen, bedauert der LEE NRW. „Die gesetzliche Bearbeitungsfrist für die Genehmigung beträgt abhängig von der Anlagengröße zwischen ein und zwei Jahren. Es ist aber ein Unding, dass potenzielle Investoren in NRW nach wie vor ein Jahrzehnt und länger auf die behördliche Zustimmung warten“, stellt LEE NRW-Vorsitzender Vogel fest.

Potentiale der Wasserkraft nicht ausgeschöpft

• Das am effizientesten und schnellsten nutzbare Potenzial liegt in der Modernisierung beziehungsweise im Repowering bestehender Standorte. Durch einfache Maßnahmen (z.B. Austausch von Getriebe oder Generator, Einbau einer intelligenten Steuerungstechnik) können die Stromerträge bestehender Anlagen kurzfristig durchschnittlich zwischen 20 bis 25 Prozent gesteigert werden.

• Ein weiteres Potential liegt im Neubau von Anlagen an bereits bestehenden Staustufen in den Gewässern; landesweit gibt es über 13.000 Querbauwerke. Mit den bestehenden rund 480 Anlagen wird nur an knapp vier Prozent der Querverbauungen in den NRW-Gewässern die Wasserkraft genutzt. Viele Querbauwerke können aus Gründen des Hochwasserschutzes oder der Gewässerregulierung nicht entfernt werden. Eine Nutzung dieser Wehre durch die Wasserkraft bei gleichzeitiger Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit bietet sich daher an.

• Zusätzliche Potenziale für die Wasserkraft bestehen an den Talsperren. In NRW gibt es insgesamt 81 Talsperren, im bundesweiten Vergleich ist das der Spitzenwert. Derzeit wird die Wasserkraft an knapp 40 dieser Talsperren genutzt.

Hochsauerlandkreis hat die meisten Wasserkraftanlagen in NRW© Landesverband Erneuerbare Energien NRW
Hochsauerlandkreis hat die meisten Wasserkraftanlagen in NRW
© Landesverband Erneuerbare Energien NRW

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