Sauerland: NGG fordert mehr Geld für Gastro-Angestellte

Rund 6.900 Menschen arbeiten im Hochsauerlandkreis im Gastgewerbe. Ab Sommer wird über ihren Lohn verhandelt.

Johanna Leber (Mitte) ist Auszubildende im ersten Lehrjahr im "Jagdhaus Wiese" in Schmallenberg-Jagdhaus.  (August 2016)
© Radio Sauerland

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Nordrein-Westfalen und die Arbeitgeber vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga NRW) werden ab Sommer über einen neuen Tarifvertrag verhandeln, wie die NGG mitteilt. Die Gewerkschaft hat dazu auch bereits eine Forderung auf den Tisch gelegt: Um 14 Prozent sollen die Löhne für die Angestellten in der Branche steigen. Davon sollen auch Azubis profitieren.

Viele junge Menschen brechen Ausbildung ab

Es sei dringend notwendig, mehr in den Nachwuchs zu investieren, so Isabell Mura von der NGG Südwestfalen. Denn die Abbrecherquote bei Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe in Nordrhein-Westfalen liege deutlich über dem Durchschnitt anderer Branchen. „Die Gründe dafür, die Ausbildung an den Nagel zu hängen, sind ganz unterschiedlich: Die Azubis begreifen schnell, dass sie noch arbeiten müssen, wenn andere längst frei haben. Dazu kommt, dass das Klima zum Beispiel in den Küchen oft rau ist. Da hilft es auch nicht, wenn Gäste mit dem Trinkgeld quasi ein Trostpflaster kleben“, so Mura.

Weniger Personal – mehr Überstunden

Während der Corona-Pandemie seien die Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe im Hochsauerlandkreis deutlich zurückgegangen. Davon habe sich die Branche noch längst nicht erholt, heißt es von der NGG Im Gegenteil: „Mehr Arbeit wird aktuell von weniger Köchinnen, Kellnern und Rezeptionistinnen geschultert. Das geht auf Dauer nicht gut“, so NGG-Geschäftsführerin Mura. Schon jetzt würden kräftig Abstriche im Angebot gemacht: „Dünnere Speisekarten, weniger Zimmer, dafür mehr Ruhetage – der Personalmangel macht vielen Hotels, Restaurants und Gaststätten zu schaffen“, so Isabell Mura.

Dabei sei das Problem des Fachkräftemangels oft hausgemacht: „Gute Leute bekommt die Branche nur über gute Löhne. Und genau daran hapert es: Wer in der Gastronomie arbeitet, hat einfach zu wenig im Portemonnaie. Dabei sind das Kochen und Kellnern echte Stress-Jobs. Dazu kommen Arbeitszeiten bis spät in die Nacht und viele spontane Überstunden“, sagt NGG-Geschäftsführerin Isabell Mura. Allein in Hotels, Restaurants und Gaststätten haben die Beschäftigten im HSK im vergangenen Jahr laut einer Auswertung des Pestel-Instituts rund 52.000 Überstunden geleistet, davon knapp 40 Prozent unbezahlt.

Übernachtungszahlen steigen

Dazu kommt, dass die Nachfrage nach Übernachtungen im Hochsauerlandkreis steigt. Im vergangenen Jahr registrierte das Statistische Landesamt kreisweit mehr als vier Millionen Übernachtungen und damit fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. „Es kommen reichlich Gäste. Aber die wollen guten Service. Und genau daran hapert es oft“, so Mura. Die Branche brauche Fachkräfte, die ihren Job gelernt hätten. „Weder ein Hotelfachmann noch eine Restaurantfachfrau lässt sich durch angelernte Mini-Jobber ersetzen. Genau das versucht die Branche aber gerade.“ So sei mittlerweile mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Gastro-Bereich als Mini-Jobber tätig.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hatte der Dehoga zuletzt verstärkt empfohlen, Arbeitskräfte aus dem Ausland einzusetzen.

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