Winterberger Unternehmen fürchten um Existenz

Skitourismus in den Weihnachtsferien auf der Kippe


Skihang in Winterberg (Sahnehang).
© Radio Sauerland (Symbolbild)

Das Warten auf den Startschuss

Noch nie ist die gesamte Skibranche im Sauerland so unsicher in die neue Saison gestartet, wie in diesem Jahr. Wann geht's los, welche Regeln gelten und wie soll es konkret umgesetzt werden? Alles Fragen, die noch nicht vollends geklärt sind. Dabei ist der erste Test der Schneekanonen und der Lifte bereits erfolgreich gelaufen. Die Skigebiete sind soweit startklar. Auch ein vorläufiges Hygienekonzept ist von der Wintersportarena in Absprache mit dem Gesunheitsamt erarbeitet worden.


Die Ankündigung von NRW-Ministerpräsident Laschet gestern im Deutschlandfunk "man prüfe zur Zeit, ob der Ski-Tourismus im Sauerland ausgesetzt wird", sorgt für weitere Verunsicherung.


Unter anderem gilt: Maskenpflicht in Warteschlangen an den Skiliften. Darunter zählen aber auch typische winterliche Kleidungsstücke wie Schals oder Buffs. Auf der Piste könne dann wiederum genug Abstand gehalten werden, dass kein Mund- Nasenschutz nötig sei.

Außerdem muss in Anstehbereichen der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden.

Skifahrer sollen, wenn möglich, ihr Ticket online buchen. Damit könne die Wintersportarena den täglichen Besucherstrom besser einschätzen. Daher werden bisher auch keine Saisontickets für das Skiliftkarussell Winterberg und Willingen geben.

Vom schlechten Winter in den Nächsten?

Was schon vor dem Start in die Saison feststeht: Es wird schwierig. Der Winter 2019/20 war sehr mild. Ski- und Snowboardfahren war nur an wenigen Tagen möglich. Das Skigebiet Bödefeld/Hunau hatte z.B. nur an 16 Tagen geöffnet. In einer normalen Saison ist dort an 60 Tagen Skifahren möglich. "Es ist eigentlich ein Muss, dass jetzt eine stabile Saison für uns kommt", so Liftbetreiber Christian Lingemann. Man brauche daraus keinen Hehl machen, "so gut sind die letzten Jahre nicht gewesen."


Daher warten die Skiliftbetreiber auf eine Ansage seitens der Politik, um endlich Planungssicherheit zu haben. Das wünscht sich auch Nico Brinkmann von der Erlebnisberg Kappe in Winterberg: "Letztlich gehört die Seilbahnbranche zum ÖPNV. Da könnte man jetzt sagen, Busse und Bahnen dürfen fahren, dürften nicht dann auch Skilifte fahren?" Eine Frage, mit der die Skiliftbetreiber möglicherweise mal in Düsseldorf nachfragen wollen.


Christian Lingemann vom Hunaulift versucht es jedenfalls optimistisch zu sehen. "Wir sind Sauerländer, was sollen wir machen? An der Hunau haben wir schon immer mit Extremen zu kämpfen gehabt und so gehen wir auch dieses Jahr wieder an". Klingt schon fast, wie eine Kampfansage!


Christian Lingemann, Betreiber vom Hunaulift in Schmallenberg© Radio Sauerland
Christian Lingemann, Betreiber vom Hunaulift in Schmallenberg
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Stornierung

Auch die Hotels und Gaststätten schauen unsicher auf die kommenden Wochen. Stand jetzt bleiben Hotels weiterhin für touristische Zwecke geschlossen. Wie es nach dem verlängerten Lockdown ab dem 20.12. aussieht, steht nicht fest. Damit hängt auch die Hotelbranche in der Luft. Auch hier ist Planungssicherheit ein oft gesprochenes Wort.

"Stell dir mal vor, dass es am 18. Dezember heißt: Nächste Woche könnt ihr aufmachen", spekuliert Stefan van Zon vom Hotel Winterberg Resort. "Was passiert dann mit dem Einkauf, wie können wir so schnell unsere Leute einstellen? Wir brauchen in ganz vielen Dingen einfach Klarheit."


Das Problem teilt auch Thomas Decker vom Muhve-In in Winterberg. Über seiner Après-Ski-Location betreibt er ein Hotel. "Eigentlich würden wir für die Wintersaison gerne noch Mitarbeiter einstellen. Ich kann aber niemanden einstellen, den ich hinterher nicht brauche. Die Planung ist das größte Problem", beschreibt er die Lage. Als Hotelier und Discobesitzer ist er gleich doppelt betroffen.


Après-Ski fällt aus

Was wahrscheinlich als einziger Punkt schon feststeht: Eine Après-Ski Saison, wie wir sie kennen, wird es nicht geben. Laut singen, klatschen, tanzen, dicht gedrängt auf der Skihütte oder in der Kneipe ist unvorstellbar. "Im Normalfall haben wir hier einen DJ, wir haben eine Tanzfläche, wir haben einfach viel mehr Stimmung. All das ist dieses Jahr gar nicht denkbar und machbar", so Decker. "Für diese Saison habe ich wirklich ein ganz komisches Gefühl im Bauch."

Auch er fordert schnell Klarheit aus der Politik. Hilfen für die Gastronomie seien für das Überleben extrem wichtig. "Dass jetzt geschlossen ist, kann auch keine Hilfe auffangen. Das, was ein Saisonstart auch emotional im Team bewirkt, kann nichts ersetzen", erklärt Thomas Decker.

Après-Ski im Sitzen mit Abstand sei nach wie vor unvorstellbar. Es wird einfach eine ganz besondere Skisaison.


Thomas Decker, Inhaber vom Muhve-In in Winterberg.© Radio Sauerland
Thomas Decker, Inhaber vom Muhve-In in Winterberg.
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