Wildkatzen im Sauerland

Naturschützer reißen heute in Schmallenberg Zäune ein, um Wildkatzen und anderen Wildtiere vor Verletzungen zu schützen

© Stefan Eschweiler/BUND

Naturschützer wollen die Lebensbedingungen der Wildkatzen bei uns verbessern. Unter dem Motto: "Wir reißen Zäune ab für die Wildkatzenwälder" startet dazu heute eine Aktion rund um Schmallenberg-Helminghausen. Dort wird ein alter Knotengeflechtzaun entfernt und durch eine Hecke ersetzt. Davon profitieren neben der Wildkatze auch andere Tierarten, die sich im Zaun verfangen und verletzen könnten. Die Aktion haben die Gemüsegruppe Leissetal und der BUND NRW organisiert. Im Sauerland gibt es nach groben Schätzungen 200 bis 300 Wildkatzen.


im Sauerland gibt es wieder mehr Wildkatzen

Nach Angaben des BUND NRW hat sich der Wildkatzenbestand in den vergangenen Jahren erholt. "Wir haben deutlich mehr Nachweise, die zum Teil aber auch darauf zurückzuführen sind, dass ein intensiveres Monitoring betrieben wird." Derzeit profitiere die Wildkatze in jedem Fall von den milderen Wintern. Hinzu komme, dass auch im Wald in den letzten Jahren immer mehr auf Strukturvielfalt geachtet wird, was für die Wildkatze und weitere Wildtiere ein elementares Lebensraumkriterium ist.

Wildkatzen-Monitoring

Katharina Stenglein ist Projektkoordinatorin Wildkatze beim BUND NRW. Die tatsächliche Anzahl an Wildkatzen im Sauerland festzustellen sei schwierig, sagt sie. "Das Problem ist, dass zwar immer wieder Wildkatzensichtungen gemeldet werden und auch die Förster und Jäger Wildkatzensichtungen haben, diese aber nicht wissenschaftlich verifizierbar sind." Deshalb arbeiten die Nturschützer u.a. mit dem Landesbetrieb Wald und Holz zusammen und haben in den letzten beiden Jahren rund um Medebach auch ein Wildkatzenmonitoring mit Hilfe der Lockstockmethode durchgeführt. Dabei sind eine weibliche Wildkatze und vier Kuder (männliche Wildkatzen) nachweisen worden. Allerdings ließen sich nicht alle Wildkatzen über Lockstöcke nachweisen, so Stenglein. "Das Sauerland ist natürlich enorm groß."

Rund um Arnsberg gab es vor rund 15 Jahren ein Monitoring, bei dem auch einige Wildkatzen nachgewiesen werden konnten. Eine Gesamtzahl anzugeben, sei jedoch schwierig, weil dazu einfach zu wenig Daten vorliegen.

Rund um Schmallenberg gibt es nach Aussage von Stenglein in jedem Fall Wildkatzen. "Dies wissen wir anhand von Meldungen, aber leider auch aufgrund von Totfunden an der B511. Hier wurden in den letzten Jahren gleich mehrere Wildkatzen überfahren, auch letzte Woche erst wieder eine."

Das brauchen Wildkatzen zum Wohlfühlen

Wildkatzen benötigen einen strukturreichen Lebensraum. Kleine helle Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen und ruhige, heckenreiche Säume am Waldrand sind die Lieblingsplätze der Wildkatzen. Dort gibt es in der Regel besonders viele Mäuse, die Hauptnahrungsquelle der Wildkatzen. Je vielfältiger und strukturreicher der Wald ist, desto tiefer dringen die Wildkatzen in ihn ein. Und umgekehrt: Wo Gebüsche und Hecken ihnen Deckung bieten, wagen sie sich aus dem Wald heraus. Für Wildkatzen sind folgende Faktoren/ Habitatelemente dabei besonders wichtig: Baumhöhlen, Baumstubben / Wurzelteller, Holzpolter, Dickungen,... > werden zur Geheckanlage präferiert; Nahrungs- und deckungsreiche Waldstrukturen allgemein, wie strukturreiche Laubmischwälder mit Lichtungen sowie hohem Grenzlinienanteil, Windwürfe und Sukzessionsflächen (dort ist die Dichte der Beutetiere hoch); Nahrungs- und deckungsreiche Offenlandbereiche: Wiesen, Bachläufe. Auch intensiv bewirtschaftete Wiesen vor allem in Waldnähe (hohe Beutetierdichte); Nahrungshabitate können im Offenland mehrere Kilometer entfernt von geschlossenen Waldgebieten liegen, unter Umständen auch relativ siedlungsnah; Landwirtschaftliche Nutzflächen (Wiesen) / Offenlandflächen / Bachbegleitvegetationen können wegen guten Beutetierangebots einen guten, strukturreichen Wildkatzenlebensraum darstellen.Von ruhenden Wildkatzen werden undurchdringliche Dickungen bevorzugt.

Quelle: BUND NRW


Alte, nicht mehr genutze Zäune werden entfernt um Wildkatzen zu schützen© BUND NRW
Alte, nicht mehr genutze Zäune werden entfernt um Wildkatzen zu schützen
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