Weite Wege zur Ausbildung für Handwerks-Azubis im Sauerland

Lange Fahrten zu Berufsschulen verderben die Lust an einer betrieblichen Ausbildung. Handwerkskammer Südwestfalen fordert finanzielle Förderung von Wohnheimen für Azubis.

© Handwerkskammer Südwestfalen

Lange Fahrtzeiten zur Ausbildung - sie sind ein wesentlicher Punkt, warum sich junge Leute gegen eine Ausbildung im Handwerk entscheiden. Das sagt die Handwerkskammer in Arnsberg. So müssten Azubis im Fleischerei-Handwerk bis nach Münster fahren. Diese Strecke sei zum Beispiel aus Schmallenberg mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu schaffen. Deshalb fordert die Handwerkskammer mehr Wohnheime an den Berufsschulen. Das Internat am Berufsbildungszentrum in Arnsberg hat bis zu 8000 Gäste im Jahr und ist immer ausgebucht.

"betriebliche Ausbildung anders organisieren"

Geförderte Wohnheime für Azubis, wie für Studierende in den Universitätsstädten, gebe es nicht, so Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen. Dabei müssten zum Beispiel Fliesenleger aus ganz Südwestfalen ab dem 2.Lehrjahr zur Ausbildung nach Hagen, oder Azubis im Fleischereihandwerk bis nach Münster fahren. Viele der Azubis hätten noch gar keinen Führerschein. Schmitt kann sich deshalb vorstellen, die betriebliche Ausbildung anders zu organisieren. Zum Beispiel könnten die Fächer Deutsch, Englisch oder Ethik, die alle Auszubildenden belegen müssen, gebündelt wohnortnah angeboten werden. Auch kleinere Klassen müssten möglich sein. Aktuell würden die Schulen in Ballungsräume verlegt, so Schmitt. Die einzige Ausbildungsmöglichkeit für Optiker bestehe in Dortmund. In diesem Bereich seien die Ausbildungszahlen auch deshalb eingebrochen.

Das Internat am Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer in Arnsberg

Das Angebot im Internat des BBZ in Arnsberg zu übernachten nutzen viele Azubis. Rund 55.000 Übernachtungen zählt die Handwerkskammer im Jahr. 104 Einzelzimmer und 64 Doppelzimmer stehen zur Verfügung. Es ist die größte Einrichtung ihrer Art in der Region und zu 100 Prozent ausgebucht. "Wir müssen Interessenten absagen", sagt Hendrik Schmitt. "Weil die Auszubildenden noch jung sind (zwischen 14 und 18 Jahren" können wir sie nicht sich selbst überlassen". Neben der Übernachtung werden die Azubis sozialpädagogisch betreut und haben Freizeitangebote wie Kino, Tennis und Tischtennis. Essen können die Auszubildenden für wenig Geld dazu buchen.

Finanzielle Herausforderung

Das Internat zu betreiben, stellt für die Handwerkskammer in Arnsberg eine besondere finanzielle Herausforderung. dar. Allein aus Mitgliedsbeiträgen und Kursgebühren sei sie nicht zu stemmen, so Schmitt. Die Handwerksbetriebe beteiligen sich mit 14 Euro an der Übernachtung. Der Bund schießt im zweiten und dritten Lehrjahr 60 Euro zu.

"Das Land NRW hat Anfang des Jahres die Zuschüsse gestrichten", so Hauptgeschäftsführer Schmitt. Diese wegfallenden finanziellen Mittel könne die Handwerkskammer nicht so einfach kompensieren. Er appelliert an die Landespolitik, die betriebliche Ausbildung gerade im ländlichen mehr zu fördern, zum Beispiel auch Wohnungen für Azubis zu finanzieren.

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