Wasserstoff für das Sauerland
Veröffentlicht: Montag, 19.07.2021 17:40
Klimaschutz-Modellregion Sauerland gestartet. Arnsberg soll klimaneutral werden.
In Arnsberg soll künftig Wasserstoff genutzt werden. Damit will die Stadt als erste im HSK klimaneutral werden. Die Westenergie hat heute gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die sogenannten Klimaschutz-Modellregion Sauerland offiziell gestartet. Ein Projekt, von dem sich die Beteiligten Strahlkraft nicht nur für die Region sondern für ganz Deutschland erhoffen. Landrat Schneider und Arnsbergs Bürgermeister Bittner sprachen deshalb auch von einem guten Tag für das Sauerland und für Arnsberg.
Die Westenergie hat aus guten Gründen das Sauerland für dieses Riesen-Projekt ausgewählt. Das Sauerland und insbesondere Arnsberg bieten alles, was notwendig ist, um Wasserstoff erzeugen, transportieren, speichern und verteilen zu können, so Vorstandsvorsitzender Katherina Reiche.
Das Projekt soll in mehreren Stufen umgesetzt werden, der Start dafür ist Mitte nächsten Jahres geplant.
Zukunftstechnologie Wasserstoff
In Arnsberg soll gezeigt werden, dass die Klimaziele erreicht werden können. Wichtigster Baustein des Modellprojektes ist die Nutzung von Wasserstoff. Industriebetriebe, mittelständiges Unternehmen und auch Fahrzeuge sollen demnächst Wasserstoff nutzen und damit klimaneutral produzieren bzw. fahren. Das Interesse in der heimischen Wirtschaft sei groß, hieß es heute bei der Vorstellung des Projektes im Neheimer Kaiserhaus. IHK-Hauptgeschäftsführerin Ilona Lange sagte: "Das sei das Beste, was uns passieren konnte."
Gasleitung wird auf Wasserstoff umgestellt
Kern des Projektes ist eine 11 km lange schon vorhandene Gas-Hochdruckleitung, die von Arnsberg nach Balve-Eisborn führt. Diese Gasleitung soll auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt werden. Das Speichervolumen sei ausreichend, um beispielsweise 1000 moderne Einfamilienhäuser an einem kalten Wintertag mit nachhaltiger Energie zu versorgen, hieß es.
Am östlichen Ende der Leitung in Arnsberg-Niedereimer steht eine 110-kv-Umspannanlage. Hier soll eine sogenannte Pyrolyse-Anlage zur Wasserstoffproduktion entstehen, so der Plan. Von dort gelangt der Wasserstoff in die Speicherleitung und kann bedarfsgerecht an die verschiedenen Nutzer verteilt werden.
Und die Westenergie hat schon prüfen lassen, ob das Projekt überhaupt funktioniert. Der TÜV Nord habe bereits in einem Gutachten bestätigt, dass die Gasleitung auf den Betrieb mit reinem Wasserstoff umgestellt werden könne.
Umsetzung startet 2022
Das Projekt soll in mehreren Stufen umgesetzt werden, die erste ab Mitte kommenden Jahres. Zuvor sollen Fördermittel beantragt werden. Es geht um Milliarden.
Der erste Abschnitt zur Klimaschutz-Modellregion Sauerland umfasst alles von der Erzeugung über den Transport und die Verteilung bis zum Verbrauch.
Durch die verschärften Klimaschutzziele werde Wasserstoff auch im Bereich der Mobilität immer wichtiger werden. Davon geht die Westenergie aus, kurzfristig bis 2026 und mittelfristig bis 2030. Deshalb sollen künftig z.B. auch die städtischen Fahrzeuge der Müllabfuhr, Bussen und LKW der heimischen Speditionen mit Wasserstoff fahren. Die notwendige Infrastruktur soll mit diesem Projekt geschaffen werden.
Einig ist sich aber die Politik darin, dass die Genehmigung und Entscheidungen der Behörden deutlich schneller getroffen werden müssen als bisher. Sonst habe ein solches Projekt keine Chane.
"Türkiser Wasserstoff"
Die Anlage nutzt grünes Methan, aber auch Schmutzwasser und methanhaltige Abfallprodukte, um Wasserstoff herzustellen. Während des Umwandlungsprozesses entsteht Kohlenstoff, deshalb gehört er in die Kategorie türkiser Wasserstoff. Und der feste Kohlenstoff wird über das Projekt an Industrieunternehmen weitergegeben, die es für ihre Produktion nutzen können.