Teure Zahnpasta, Fluorid & Karies: Wir klären Mythen rund ums Zähneputzen

Teure Zahnpasta für strahlend weiße Zähne? Zahnseide vor oder nach dem Putzen? Zuckerfreies Kaugummi anstatt Zahnbürste? Und ist Karies eigentlich ansteckend? Zähneputzen lernen wir schon als Kind und trotzdem sind wir uns ab und zu dann doch nicht so sicher, welche Zahnpasta die richtige ist und wie genau wir uns eigentlich die Zähne putzen sollen. Wir haben deshalb mit Zahnarzt Tobias Gerhaupt über 10 Mythen rund ums Thema Zähneputzen gesprochen.

© Praxis Gerhaupt

Mythos 1: Whitening / Aufhellende Zahnpasta ist schädlich.

Das stimmt nicht unbedingt, sagt Tobias Gerhaupt: "Ab und zu kann man die auf jeden Fall mal benutzen, aber die sind schon rauer als normale Zahnpasten. Ich würde sie nicht jeden Tag morgens, mittags, abends benutzen.“ Der sogenannte RDA-Wert gibt an, wie hoch der Schleifkörpergehalt in der Zahnpasta ist. Bei Whitening-Zahnpasten liegt dieser besonders hoch (bei über 80). Das bedeutet einerseits, dass die Zähne so besonders intensiv gereinigt werden, auf der anderen Seite kann die Dauernutzung auch Schäden verursachen, zum Beispiel Zahnfleischreizungen.

Mythos 2: Fluoridhaltige Zahnpasta ist gesundheitsschädlich.

Das stimmt so nicht. Fluorid ist DER wichtige Stoff in der Zahnpasta, betont Tobias Gerhaupt: "Es gibt einen Unterschied zwischen Fluor und Fluorid, der häufig verwechselt wird. Fluor ist tatsächlich giftiges Gas, das will ich auch nicht in der Zahnpasta haben.“ Fluorid hingegen ist ein wichtiges Spurenelement und sorgt für die Festigkeit von Knochen und Zähnen. Gefährlich kann es nur in sehr großen Mengen werden: "Also wenn ein Kind jetzt sechs große Tuben Zahnpasta zu sich nimmt, dann kommt es auch irgendwann zu Vergiftungserscheinungen, aber wenn man eine normale Menge Zahnpasta benutzt, ist das unbedenklich.“

Mythos 3: Teure Zahnpasta ist besser als billige.

Da widerspricht der Experte auf jeden Fall: "Das stimmt nicht. Wichtig ist, dass in der Zahnpasta Fluorid drin ist, das haben die meisten. Alles andere ist Farbe, Geschmack, viel drum herum, aber die muss auf jeden Fall nicht teuer sein. Man kann auch in den Supermarkt gehen und eine günstige nehmen.“ 

Mythos 4: Bestimmte Zahnpasta kann den Zahnschmelz wiederaufbauen.

Das ist nicht möglich. "Wenn man Zahnschmelz abbricht oder wegknirscht und der einmal weg ist, dann ist der weg und dann hilft auch die Zahnpasta nicht“, sagt Tobias Gerhaupt. Er sagt aber auch, dass spezielle Zahncremes bei empfindlichen Zähnen etwas helfen können, da sie freiliegende Zahnkanäle versiegeln können.

© Praxis Gerhaupt
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Mythos 5: Viel hilft viel.

Nicht unbedingt. "Man muss von der Zahnpasta nicht einen Riesenberg auf die Zahnbürste machen“, sagt der Experte. Wo viel aber viel helfe, sei bei der Dauer. Längeres Zähneputzen führt zu einem besseren Ergebnis, sagt Tobias Gerhaupt. Dabei sei aber wichtig nicht zu viel Druck auszuüben, um unser Zahnfleisch zu schonen.

Mythos 6: Zahnseide sollten wir NACH dem Zähneputzen verwenden.

Tatsächlich sei es besser VOR dem Zähneputzen Zahnseide zu verwenden. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie der Mashhad University of Medical Sciences. Durch die Zahnseide werden nämlich Bakterien und Belag aus den Zwischenräumen hervorgeholt. Die Reste würden dann im Mund bleiben, wenn wir die Zahnseide erst nach dem Zähneputzen verwenden. Zahnarzt Gerhaupt sagt, wenn wir die Zahnseide trotzdem lieber nach dem Zähneputzen verwenden möchten, dann sollten wir im Anschluss am besten noch eine Mundspülung benutzen. Generell gelte aber: Zahnseide zu benutzen, ist besser als gar keine Zahnseide zu benutzen.

Mythos 7: Zuckerfreies Kaugummi ersetzt das Zähneputzen.

Das stimmt natürlich nicht. "Zuckerfreies Kaugummi ist gut, wenn man unterwegs ist und die Zähne nicht putzen kann. Die Zahnbürste ersetzen, kann es aber auf gar keinen Fall“, sagt der Zahnarzt. 

Mythos 8: Karies ist nicht ansteckend.

Theoretisch ist Karies tatsächlich ansteckend, in der Praxis spielt das aber keine Rolle. Tobias Gerhaupt erklärt: "Es gibt bestimmte Bakterien, die Karies auslösen. Die werden über Tröpfchen übertragen. Da jedes Kind mal von den Eltern ein Küsschen kriegt, kriegt man die schon als Kind übertragen. Also die hat jeder von uns.“ Selbst wenn wir jemanden küssen der akuten Karies hat, müssen wir uns keine Sorgen machen, sagt der Arzt: "Dafür bräuchte es dann noch Zucker und Säure. Wenn man gut die Zähne putzt, passiert da nichts.“

Mythos 9: Schlechte Zähne können vererbt werden.

Stimmt zum Teil. "Es gibt Bildungsstörungen des Zahnschmelzes, die machen den Zahn anfälliger für Karies und das kann auch vererbt werden. Es gibt auch Erkrankungen, die von den Eltern weitergegeben werden können“, erklärt der Arzt. Generell entstehe Karies aber oft wegen nicht ausreichender Mundhygiene und nicht durch Vererbung. Das sei eher selten der Fall.

Mythos 10: Bleaching-Produkte sind schlecht für die Zähne.

Das stimmt. Die Schäden seien aber abhängig von dem Produkt und der Behandlung. "Es gibt kein Mittel ohne Nebenwirkung. Die Produkte versuchen ja auf chemische Weise den Zahn aufzuhellen. Je höher die konzentriert sind, desto aggressiver wirken die auf den Zahn“, begründet Tobias Gerhaupt. Mögliche Folgen sind beispielsweise empfindlichere Zähne, Schmerzen bei Temperaturunterschieden und entzündetes Zahnfleisch. Ein Bleaching-Prozess sollte immer mit dem Zahnarzt oder der Zahnärztin abgesprochen und auch am besten dort durchgeführt werden. Von Bleaching-Sets aus der Drogerie rät der Experte ab. 

Autorin: Catharina Velten

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