Tag der Zahngesundheit im Sauerland
Veröffentlicht: Donnerstag, 25.09.2025 06:00
Im Mittelpunkt des Aktionstages steht in diesem Jahr die Spucke. Warum die so wichtig ist, lernen heute z.B. Kinder der Grundschule Fleckenberg.

Die erstaunlichen Eigenschaften des Speichels sind den meisten Menschen unbekannt, heißt es von den Organisatoren des Tags der Zahngesundheit, der seit 1991 auf die Wichtigkeit von Vorsorge und Zahnpflege hinweist. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund – Superkraft Spucke“. Viele ekeln sich sogar, wenn sie an Spucke denken. Der Tag der Zahngesundheit 2025 will mit dem Imageproblem des Speichels aufräumen, seine Rolle für unsere Gesundheit verdeutlichen und Tipps zur Stärkung der „Superkraft Spucke“ vermitteln.
Wofür Speichel wichtig ist
„Speichel ist ein echtes Multitalent in unserem Mund“, betont in diesem Sinne Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer. „Er macht elementare Funktionen wie Sprechen, Schlucken oder Essen überhaupt erst möglich.“ Zudem fördert er dank seines hohen Gehalts an Kalzium und Phosphaten die Remineralisierung des Zahnschmelzes. Nach dem Essen neutralisiert Speichel schädliche Säuren in der Mundhöhle und baut die wertvollen Mineralstoffe rasch wieder in die Zähne ein. Unser Immunsystem wäre ohne den Baustein Speichel schlechter aufgestellt. Er enthält Abwehrstoffe wie Antikörper, Enzyme oder Lactoferrin, die Mikroorganismen bekämpfen und Wunden im Mund heilen. Die Liste seiner Top-Eigenschaften lässt sich noch erweitern: Speichel lässt uns beim Essen Aromen erschmecken und sorgt dafür, dass wir Nahrung schlucken können.
Wie wichtig Speichelfluss für unser Wohlbefinden ist, wird oft erst klar, wenn uns die Spucke auf Dauer wegbleibt. Menschen, die zum Beispiel aufgrund von Krebs- oder chronischen Erkrankungen an Mundtrockenheit leiden, sind in ihrer Lebensqualität erheblich eingeschränkt. Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahnhygiene (VfZ), führt aus: „Trockene Münder können richtig weh tun. Die Schleimhaut wird empfindlich, es kommt zu Schwierigkeiten beim Sprechen, Essen und sogar beim Schlafen. Oft wird, resultierend aus diesem Leidensdruck, die Zahnpflege vernachlässigt, weil das Putzen unangenehm ist.“ Regelmäßig über den Tag verteilt Wasser zu trinken, verbessert den Speichelfluss. Das Kauen zuckerfreier Kaugummis fördert ihn ebenfalls. Außerdem kann die Verwendung einer milden Zahnpasta das Zähneputzen erleichtern. Bei Mundtrockenheit sollten sich Betroffene zahnärztlich oder ärztlich beraten lassen. In schweren Fällen können Speichelersatzmittel oder spezielle Medikamente Linderung verschaffen.
Aktionen und Experimente für Kinder
Damit vor allem Kinder frühzeitig lernen, wie wichtig es ist, sich um die eigenen Zähne zu kümmern, nutzt der Aktionskreis Zahngesundheit im Hochsauerlandkreis den Tag der Zahngesundheit dafür, um in Grundschulen auf das Thema aufmerksam zu machen. Bereits am Montag war das Team des Aktionskreises in der Grundschule Schmallenberg zu Gast, heute erfahren Kinder der dritten und vierten Klassen in Fleckenberg etwas über Zahnhygiene. An mehreren Stationen drehen sich Aktionen und Experimente vor allem um die Bedeutung des Speichels, so Regina Döhring-Caspary vom Aktionskreis Zahngesundheit. So lernen Kinder etwa, wie Speichel dabei hilft, Nahrung zu schlucken und wieso bestimmte Lebensmittel nicht an den Zähnen kleben bleiben, andere dagegen schon. In Zusammenarbeit mit dem Kreisgesundheitsdienst wird außerdem eine Fotobox aufgestellt, die die Zähne der Kinder fotografiert, nachdem diese mit einer speziellen Farbe eingefärbt worden sind. Im Vorher-Nachher-Vergleich können die Kinder dann sehen, wie Zähneputzen die Farbe entfernt und auf welche Stellen sie vielleicht künftig besser achten sollten bei der Zahnhygiene. Die Erfahrungen der Aktionstage zeigten, dass die Kinder daraus viel mitnehmen würden, so Regina Döhring-Caspary. „Die Kinder haben Spaß und was wir vermitteln wollen, bleibt besser hängen, als wenn es nur im trockenen Unterricht behandelt würde.“ Der Effekt sei langzeitlich und gehe über gesunde Zähne hinaus, denn wenn Kinder darauf achten, dass sie eher Dinge essen, die nicht schlecht für die Zähne sind, tue das der Gesamtgesundheit gut, weil die Kinder sich dann gesünder ernährten und so auch die Gefahr z.B. vor Übergewicht geringer werde. Zusätzlich zu den Aktionen rund um den Tag der Zahngesundheit bietet der Aktionskreis regelmäßig in Kitas und Grundschulen Projekte an.
Hälfte der Kinder geht nicht zur Vorsorge
Der Tag der Zahngesundheit soll auch auf das Thema Vorsorge hinweisen. Wie wichtig das ist, zeigen Zahlen der Krankenkasse AOK NordWest. Demnach nutzte im letzten Jahr nur rund die Hälfte der Kinder zwischen sechs und 17 Jahren das Angebot der kostenlosen Vorsorge. Insgesamt nahmen 6.308 Kinder und Jugendliche die kostenfreien Untersuchungen in Anspruch. Das entspricht 58,9 Prozent aller AOK-versicherten Kinder und Jugendlichen in der Altersgruppe im Hochsauerlandkreis. „Bei der Zahnvorsorge ist noch viel Luft nach oben. Kontinuierliche Zahnarztbesuche sind entscheidend für die lebenslange Erhaltung der Mundgesundheit. Je früher dabei mit der gezielten Zahnpflege begonnen wird, desto besser“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Dirk Schneider.
Zahngesundheit so früh wie möglich
Kinderzähne sind bereits ab dem ersten Zahn anfällig für Karies und Zahnfäule. Daher gibt es für Kinder bis sechs Jahre die zahnmedizinische Früherkennung. So nutzten im vergangenen Jahr im Hochsauerlandkreis 1.963 Kinder die Untersuchungen zur Frühprävention, in 2023 waren es 1.866. „Um Karies im Milchzahngebiss von Kleinkindern zu vermeiden, sollte die Zahnvorsorge schon mit dem Durchbruch des ersten Zahns beginnen“, so Schneider. Denn gesunde Milchzähne verringern das Risiko von Zahn- und Kieferfehlstellungen der bleibenden Zähne. Auch die Eltern sollten die Phase, in der die ersten Zähne durchbrechen, gut mitbegleiten und das Kind an eine regelmäßige Zahnpflege gewöhnen. Nach der zahnärztlichen Früherkennung werden die Kinder von sechs bis 17 Jahren im Rahmen der Individualprophylaxe dann halbjährlich untersucht. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Prophylaxe ab dem sechsten Lebensjahr zweimal im Jahr. Auch die Fissurenversiegelung der bleibenden großen Backenzähne wird bis zum 18. Lebensjahr vollständig bezahlt.