Tag der seelischen Gesundheit

"Lass Zuversicht wachsen - Psychisch stark in die Zukunft." Das ist das Motto der Aktionswoche der seelischen Gesundheit. Selbsthilfegruppen und Kliniken im Sauerland unterstützen betroffene Menschen

© Landschaftsverband Westfalen-Lippe

Schwitzen, Herzrasen bis hin zum Kollabieren - das sind die äußeren Symptome einer Panikattacke. Sie können Ausdruck einer seelischen Störung sein. Die Woche der seelischen Gesundheit rückt auch im Sauerland psychische Erkrankungen in den Mittelpunkt. Oft gehen Depressionen einher mit einer Angststörung. Betroffen sind viele Menschen im Hochsauerlandkreis. Genaue Zahlen gibt es nicht. Bei der Selbsthilfe Kontaktstelle des Hochsauerlandkreises sind 12 Selbsthilfegruppen registriert, die sich ausschließlich mit dem Thema Depression und Angststörungen auseinandersetzen. In einer Gruppe in Winterberg treffen sich Angehörige von Betroffenen.

"Lass Zuversicht wachsen - Psychisch stark in die Zukunft." Das ist das Motto der Aktionswoche der seelischen Gesundheit.

"Psychische Erkrankungen hat es schon immer gegeben"

Anke Blank ist Chefärztin am LWL-Klinikum in Marsberg. Für Radio Sauerland beantwortet sie einige Fragen zum Thema Angststörungen :

Wie sehen die Krankheitsbilder im Bereich Angststörungen aus?

Angst an sich ist erstmal ein gesundes und wichtiges Gefühl, das uns hilft, zu überleben. Bei einer Angststörung nehmen Gefühle und Gedanken der Angst ein ungesundes Ausmaß an und machen uns unseren Alltag schwer. Manche Betroffene machen sich so viele Sorgen, dass sie immer angespannt sind, sich kaum noch etwas trauen und sich lieber zurückziehen. Andere Betroffene erleben immer wieder Panikattacken, bei denen einige Minuten der Körper verrücktspielt. Wieder andere haben große Angst vor ganz konkreten Szenarien, zum Beispiel vor öffentlichen Verkehrsmitteln oder vor bestimmten Tieren. Menschen mit einer Angststörung macht dann Dinge nicht mehr, die ihnen Angst machen oder Angst machen könnten - Dinge, die vor der Erkrankung zum Alltag gehört haben.

Gibt es Angststörungen häufiger als früher? Welches können die Ursachen sein?

Oft kommt es uns vor, als wären heute mehr Menschen psychisch krank als früher, obwohl das in Wahrheit gar nicht so ist. Eigentlich werden nur mehr psychische Erkrankungen als solche erkannt und behandelt. Zum Beispiel wissen mehr Menschen, dass die körperlichen Symptome einer Panikattacke wie Schwitzen, Herzrasen bis hin zum Kollabieren Ausdruck der seelischen Störung sind. Auch Ärzte und andere Fachkräfte im medizinischen und sozialen Bereich erkennen Warnsignale und Symptome von Angststörungen inzwischen viel besser. Daher nehmen auch die Zahl der Diagnosen zu. Das ist gut, da so die Wege zur hilfreichen Behandlung gebahnt werden.

Wie groß ist der Anteil dieser Patienten im LWL-Klinikum in Marsberg?

In unseren Tageskliniken in Marsberg, Schmallenberg-Bad Fredeburg und Meschede liegt der Anteil der Menschen, die wegen einer Angststörung behandelt werden, in den letzten Jahren gleichbleibend bei etwa 10 %. Dazu kommt noch mal etwa dieselbe Zahl an Personen, die neben anderen psychischen Erkrankungen auch an einer Angststörung leiden: zusammen sind dies also etwa ein Fünftel der Patienten. Im Gegensatz dazu liegt im stationären Bereich in Marsberg der Anteil bei unter 0,5 %.

Welche Hilfen gibt es für diese Patienten? Gibt es Heilung?

Die gute Nachricht ist: Angststörungen sind wirklich gut behandelbar und in vielen Fällen auch heilbar. Selbst Patienten, die nicht vollständig von ihrer Angststörung geheilt werden können, erleben durch Behandlung in der Regel eine deutliche Linderung ihrer Symptome. In den allermeisten Fällen ist eine ambulante Behandlung ausreichend. Gute erste Anlaufstellen sind der Hausarzt oder ein Psychotherapeut. Auch Kontakt- und Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen können helfen, sich im komplizierte Hilfesystem zurecht zu finden. Und wenn das nicht ausreicht, sind teilstationäre und in sehr seltenen Fällen auch stationäre Behandlungen möglich.

Weitere Unterstützung für Menschen mit psychischen Erkrankungen im Hochsauerlandkreis

Neben den 12 Selbsthilfeguppen im Hochsauerlandkreis gibt es auch teilweise bei den Beratungsstellen für Psychisch Erkrankte des Hochsauerlandkreises (z. B. Förderkreis Psychische Gesundheit e.V. in Arnsberg, IPSYLON e.V. in Brilon und die Beratungsstellen in Trägerschaft der Diakonie und des Sozialwerk St. Georg) immer wieder mal professionell begleitete Gesprächskreise. Das sind allerdings keine "klassischen" Selbsthilfegruppe, die sich rein aus Betroffenen und/oder Angehörigen zusammensetzen, sondern ähnlich wie in Kliniken von Fachpersonal geleitete Gesprächskreise, so die Selbsthilfe Kontaktstelle HSK. Diese Gesprächskreise werden von den Beratungsstellen nach Bedarf angeboten und sind zum Teil auch zeitlich begrenzt.

Mehr Infos gibt es hier:

Selbsthilfe Kontaktstelle Hochsauerland

Veranstaltung zur Aktionswoche seelische Gesundheit in Marsberg am 14. Oktober

Die Marsberger Einrichtungen Wohnverbund und Klinikum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) laden zum Genuss-Café mit Waffeln ein. Chefärztin Anke Blank hält einen Vortrag zum Thema.

Lea Kriesche, Teamleitung der ambulanten Angebote, und Erika Gerstmann von der Kontakt- und Beratungsstelle, erwarten die Gäste: "Zuversicht verbindet uns Menschen", so Lea Kriesche. "Menschen mit psychischen oder kognitiven Beeinträchtigungen sowie Suchterkrankungen brauchen andere Menschen, die ihnen Mut machen. Zuversicht wird auch aus Kontakten gewebt."

Die Veranstaltung findet in den Räumlichkeiten des offenen Treffs statt. "Wir treffen uns jeden Donnerstag im Haus Kleffner, um gemeinsam Zeit zu verbringen", so Erika Gerstmann. "Wir spielen, basteln oder backen. Es gibt auch gemeinsame Ausflüge und Fahrten." Zum Genuss-Café werden Waffeln gebacken. "Der Duft von frischen Waffeln weckt bei vielen Menschen positive Erinnerungen. Und das ist auch ein Ziel von unserem Treff neben dem Aufbau von sozialen Beziehungen: Einfach die Kleinigkeiten im Leben wertzuschätzen. Das trägt viel zur seelischen Gesundheit bei."

14. Oktober, von 16 bis 18 Uhr im Haus Kleffner, Hauptstraße 64 / Ecke Dr. Rentzing Str.

ab 16 Uhr: Öffnung des Café Betriebs

16.30 Uhr: Vortrag "Lass Zuversicht wachsen - Psychisch stark in die Zukunft." mit Anke Blank, Chefärztin des LWL-Klinikums Marsberg


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