Schützenvereine gehen digital

Uni Paderborn veröffentlicht Studie über das sauerländer Schützenwesen

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Die Schützenbrüder im Sauerland haben zwar unter dem Ausfall der Schützenfeste in diesem Jahr gelitten, 95 Prozent von ihnen finden die Entscheidung aber richtig. Das hat eine Studie der Universität Paderborn ergeben, an der fast 2300 Schützenbrüder teilgenommen haben und die heute vorgestellt worden ist. Die Studie steht auch als Podcast der Uni zur Verfügung.

„Die Coronakrise hat den Lebensnerv und Wesenskern der Schützenvereine getroffen, nämlich Gemeinschaft und Geselligkeit“, sagt Jonas Leineweber von der Uni Paderborn, der die Studie leitet, „gerade das Zusammenspiel von Gemeinschaft und Geselligkeit ist in der Krise nur schwer umzusetzen und digital zu ersetzen!“ Aber genau Geselligkeit und Gemeinschaft, die in der Krise besonders schwer miteinander in Einklang zu bringen sind, zeichnen der das Schützenwesen für die 2280 Befragten aus, so Leineweber weiter.

Bierstangen und Bratwurst am wenigsten vermisst

Am meisten hat den Befragten die Tradition des Schützenfestes gefehlt. Über 80% der Befragten gaben an, dass ihnen das Schützenfest speziell als Ort der Begegnung und des Wiedersehens mit Freunden und Bekannten sowie als Ort der Geselligkeit und Gemeinschaft fehle.

„Das ausgelassene Feiern und das gemeinsame Essen und Trinken wird nur von 66% und damit am wenigsten vermisst!“ zitiert Leineweber die Studie. Der Ausfall macht aber Hunger auf mehr: fast die Hälfte der Befragen gab an, sich umso mehr auf das nächste Schützenfest zu freuen.

Corona treibt die Schützen digital nach vorn

Die Corona-Epidemie hat aber auch dazu geführt, dass gut ein Drittel der Schützenvereine mehr den Computer und die sozialen Medien für die Vereinsarbeit nutzen. „Das war zwar auch schon vor Corona ein Thema, wurde aber nicht mit der nötigen Entschlossenheit und Dringlichkeit betrieben,“ zieht Jonas Leineweber Bilanz, „das betrifft besonders den Bereich der Vereinskommunikation!“

Das biete auch Chancen für die Zukunft. So könnten künftig auch Vereinsmitglieder, die nicht vor Ort leben, stärker in die Vereinsarbeit einbezogen werden. „Bisher war das „Nicht-vor-Ort-sein“ wohl eines der gewichtigsten Ausschlusskriterien von Vorstands- und Vereinarbeit“, sagt Leineweber weiter.

 

Düstere Aussichten wenn Corona bleibt

Sollte die Coronakrise auch im kommenden Jahr oder sogar im übernächsten Jahr unverändert anhalten, fürchten viele Schützenvereine im Sauerland Austritte. „60% der befragten Schützenbrüder gehen dann von einem Mitgliederschwund aus“, zieht Leineweber Bilanz, „54% sogar von einer Existenzbedrohung der Schützenvereine“. Bei anhaltendem Pandemiegeschehen befürchten 83% sogar einen grundsätzlichen Rückgang kultureller Angebote in ihrem Wohnort und 70% ein Zurückgehen sozialer Aktionen.

Damit würde auch das Gemeinschaftsgefühl in den Orten nachlassen und die Unzufriedenheit wachsen, so Leineweber. „Das zeigt, welche Bedeutung die Vereine gerade in den ländlichen Regionen als Träger kultureller Infrastruktur einnehmen!“

 

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