«Schale ist dahoam»: Bayern poltern und feiern
Veröffentlicht: Sonntag, 18.05.2025 10:56

Fußball-Bundesliga
Sinsheim/München (dpa) - Erst rechneten die Meister-Bayern mit ihren Kritikern ab, dann feierten sie im engsten Kreis schon vor dem großen Fan-Empfang auf dem Münchner Rathausbalkon eine rauschende Saisonabschlussparty. Spätestens als Kapitän Manuel Neuer die Meisterschale präsentierte und die scheidende Vereinslegende Thomas Müller mit den geladenen Gästen ein lautstarkes «Super Bayern, super Bayern - hey, hey» anstimmte, war der Ärger über die öffentliche Empörung über den Ibiza-Trip verraucht.
«Wir wollten die Schale endlich wieder nach München holen. Das ist uns gelungen», rief Neuer freudestrahlend den jubelnden Edel-Fans und Vereinsmitarbeitern bei der ausgelassenen Feier zu. Nach dem souveränen 4:0 am letzten Spieltag bei der TSG 1899 Hoffenheim schloss der Rekordmeister die Saison in der Fußball-Bundesliga mit 82 Punkten und 99 Toren als unangefochtene Nummer eins ab.
Bayern-Patron Uli Hoeneß stellte daher zufrieden fest: «Ich habe immer gesagt, dass der deutsche Meistertitel der ehrlichste ist - und den haben wir mit einer unglaublichen Distanz geholt. Leverkusen 13 Punkte, Dortmund 25 Punkte - wenn mir das vor der Saison einer gesagt hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt. So souverän haben wir selten die Meisterschaft gewonnen.»
Bayern kritisieren Kritiker
Vor dem Beginn des Party-Marathons hatte der Ehrenpräsident wegen der öffentlichen Kritik an dem kurzen Abstecher einiger Profis auf die spanische Ferieninsel Ibiza zu Wochenbeginn zum verbalen Rundumschlag ausgeholt. «Das sind so Dinge, die typisch sind für den Zustand unserer Medien - dass sie so einen Schwachsinn wie so eine kleine Reise so wichtig nehmen. Es geht nicht mehr um Fußball, es geht um jeden Furz links und rechts daneben», polterte Hoeneß.
Auch Müller, der den FC Bayern nach 17 Profijahren und mehr als 500 Spielen verlässt, machte seinem Ärger Luft. «Es geht immer viel über Moral und wenn man mit dem Finger auf den anderen zeigen kann, da sind wir in Deutschland ja sowieso ganz vorn dabei», ätzte der 35-Jährige.
Für Joshua Kimmich war die teilweise Empörung über den Abstecher vor dem letzten Saisonspiel zwar kein Problem. «Aber ich habe sie nicht verstanden. Wir hatten drei Tage frei und sind erwachsene Menschen. Wenn man zwei Tage auf Ibiza war, ist das nicht unprofessioneller, als drei Tage in München zu sein und viel Alkohol zu trinken und spät ins Bett zu gehen», sagte Kimmich.
Starke Reaktion der Mannschaft
Den souveränen Auftritt in Hoffenheim empfanden die Bayern-Profis daher als Genugtuung. «Wir wollten das mit unseren Füßen klären, das haben wir gut gemacht», sagte Mittelfeldspieler Aleksandar Pavlovic. Kimmich wertete die Leistung als «ein sehr positives Zeichen von der Mannschaft. Wir haben uns die gesamte Saison über den Arsch aufgerissen, um solche Erfolge als Truppe gemeinsam zu feiern.»
Laut Müller sei es dem Meister darum gegangen, «den Menschen da draußen zu zeigen, dass man mit zwei Tagen Ibiza und der völlig berechtigten Party, die man auch nach einer Meisterschaft machen muss, trotzdem ein Spiel 4:0 gewinnen kann.»
Großen Anteil daran hatte Vincent Kompany. Der Trainer stellte seine Elf bestens ein und scheute auch nicht davor zurück, Stars wie Topstürmer Harry Kane und den wechselwilligen Leroy Sané zunächst auf die Bank zu setzen. Bei dem Engländer hatte der Coach nach dessen Rückkehr von Ibiza einen Spannungsabfall beobachtet. Sané, der das Bayern-Angebot zur Vertragsverlängerung bis 2028 abgelehnt hat, hatte sich zwei Tage vor dem Spiel noch einen Abstecher nach Monaco geleistet.
Viel Lob für den Trainer
Kompany, der bei den Bayern nach der Trennung von Thomas Tuchel im Vorjahr nicht als 1a-Lösung galt, hat sich für die Münchner längst als Glücksgriff erwiesen. «Die Mannschaft ist besser geworden. Und das ist auch ein Verdienst unseres Trainers», sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen. Und Sportvorstand Max Eberl befand: «Wir haben einen Trainer, der aus den Spielern wieder das herausholt, was sie können.»
Das höchste Lob für den 39 Jahre alten Belgier gab es aber von Hoeneß: «Dafür, dass er vorher noch nie in Deutschland gearbeitet hat und dies erst seine zweite Trainerstation ist, hat er einen überragenden Job gemacht. Er hat den FC Bayern in der Öffentlichkeit befriedet.»
Kompany versprach, man wolle «weiterarbeiten und weiter siegen». Möglichst schon bei der Club-WM in den USA, die Mitte Juni beginnt und den Münchnern nach dem verpassten Champions-League-Finale im eigenen Stadion die Chance bietet, ihr internationales Renommee aufzupolieren. Eberl gab daher das Motto aus: «Wenn der FC Bayern an solch einem Wettbewerb teilnimmt, will er ihn auch gewinnen.»