Sauerland: Lage in der Wirtschaft bleibt angespannt
Veröffentlicht: Montag, 03.11.2025 13:06
Heimische Wirtschaft fordert angekündigte wirtschaftspolitische Reform von der Politik ein

Die Wirtschaft in Südwestfalen steckt fest. Der Konjunkturklimaindex liegt bei 87 Punkten – kaum besser als im Frühjahr (88).
Das zeigt die heute vorgestellte Konjunktur-Umfrage der IHKs Arnsberg, Hagen und Siegen unter 1.265 Unternehmen mit über 100.000 Beschäftigten. Ein Herbst-Einbruch wie in den Vorjahren blieb zwar aus, doch die angekündigten wirtschaftspolitischen Reformen kommen nicht an. Die Lage bleibt angespannt: 40 Prozent der Industrieunternehmen bewerten ihre Geschäftslage als schlecht, nur 17 Prozent erwarten steigende Exporte. Besonders die USA fallen als Handelspartner aus. Die IHKs fordern daher niedrigere Stromsteuern, reduzierte Netzentgelte und schnellere Genehmigungsverfahren.
Auch der Fachkräftemangel bremst die Wirtschaft. „Ohne gezielte Qualifizierung, bessere Erwerbsanreize und moderne Zuwanderung wird es keine Entlastung geben“, warnt Andreas Knappstein, Präsident der IHK Arnsberg.
Insgesamt fehle es an Investitionen und Vertrauen. Die IHK-Präsidenten fordern von der Bundesregierung konkrete Maßnahmen, um die Wirtschaft zu entlasten und die Rezession zu stoppen: U.a. Stromsteuer senken, Netzentgelte reduzieren, Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigen.
Entspannung im Baugewerbe, düstere Stimmung im Handel
Im Baugewerbe zeigt sich eine leichte Entspannung. In keiner anderen Branche wird die aktuelle Geschäftslage so positiv bewertet. Mehr als ein Drittel der Betriebe spricht inzwischen wieder von einer guten Geschäftslage. Die Investitionsbereitschaft und erwarteten Beschäftigtenzahlen der Baubranche nehmen hingegen wieder ab. Während die Dienstleistungsbranchen in weiten Teilen robust aufgestellt sind, bleibt im Groß- und Einzelhandel die Stimmung äußerst düster. Jeweils etwa ein Drittel der regionalen Groß- und Einzelhändler bewertet ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht und blicken zugleich pessimistisch in die Zukunft. Anhaltende Konsumzurückhaltung, hohe Beschaffungskosten, aber auch der Personalmangel bremsen die Entwicklung aus verschiedenen Seiten.
Fachkräftemangel bremst wirtschaftliche Entwicklung
Der Fachkräftemangel wird in den Branchen, die vermehrt eine gute Geschäftslage melden (Baugewerbe, Dienstleistungen, Verkehrsgewerbe), als größtes Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung genannt. Damit einher geht die Befürchtung, dass der Fachkräftemangel mit einer konjunkturellen Belebung in anderen Branchen – etwa in der Industrie – wieder zunimmt und zu einem ernstzunehmenden Engpass für die wirtschaftliche Entwicklung Südwestfalens wird. Gesamtwirtschaftlich liegt weiterhin die Sorge über die schwache Inlandsnachfrage mit 66 Prozent an der Spitze der Risikoliste. Dahinter folgen wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und steigende Arbeitskosten (jeweils 61 Prozent). Auch Energiepreise und Rohstoffkosten belasten weiterhin jedes zweite Unternehmen. Die Risiken kumulieren in einem Umfeld, das von vorsichtigem Kostenmanagement und verhaltenen Zukunftsinvestitionen geprägt ist.
Bei Investitionen sind Unternehmen zurückhaltend
Nur 17 Prozent der Betriebe planen höhere Investitionen, 38 Prozent rechnen hingegen mit Kürzungen. Bei der Beschäftigung erwarten 32 Prozent eine sin-kende Mitarbeiterzahl, während lediglich acht Prozent einen Personalaufbau planen. Gleichzeitig ist die Finanzierungslage kritisch: Seit einem Jahr bewertet fast die Hälfte der Unternehmen ihre finanzielle Situation als problematisch, jedes sechste Unternehmen berichtet von Liquiditätsengpässen, rund ein Fünftel von sinkendem Eigenkapital. Die Reserven bei vielen Unternehmen schwinden und damit die Möglichkeiten, diese langwierige wirtschaftliche Schwächephase zu überstehen.


