Sauerland: Indonesische Pflegefachkräfte in Hallenberg

Im Seniorenzentrum St. Josef in Hallenberg arbeiten jetzt zwei Pflegekräfte aus Indonesien

© Caritasverband Brilon/Sandra Wamers

Der Caritas Brilon geht neue Wege, um dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen. Seit Anfang Juli arbeiten zwei junge Leute aus Indonesien im Seniorenzentrum in Hallenberg. Die beiden haben in ihrer Heimat schon eine Ausbildung zur Pflegefachkraft, müssen jetzt aber im Sauerland noch eine Kenntnisprüfung ablegen. Vermittelt wurden die neuen Pflegekräfte über das "Tripel Win Programm“. Das läuft in Kooperation der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit und gilt der nachhaltigen Gewinnung von Pflegekräften aus dem Ausland. Mit Blick auf den immer akuter werdenden Fachkräftemangel hatte sich der Caritasverband Brilon im vergangenen Jahr dazu entschieden, an dem Programm teilzunehmen.

"Bereicherung für das Team"

Heinz-Georg Eirund, Vorstand Caritasverband Brilon, freut sich über die Ankunft der beiden neuen Auszubildenden: „Wir sind stolz darauf, dass wir internationale Fachkräfte wie Ibu Santy und Bapak Anto bei uns begrüßen dürfen. Ihre unterschiedlichen kulturellen Hintergründe bereichern unser Team und fördern das interkulturelle Verständnis." Zugleich sei ihm bewusst, dass das Thema „Fachkräfte aus dem Ausland“ auch polarisieren kann. „Sie leben jetzt weit weg von ihren Familien und bringen ihre Expertise und Arbeitskraft in der Fremde ein“, sagt Vorstand Heinz-Georg Eirund. Es sind Themen, die vorab diskutiert und auch mit den beiden Azubis besprochen wurden. „Danach haben wir uns dafür entschieden. Die Akquise, Ausbildung und Inklusion ausländischer Fachkräfte ist ein Weg von vielen, um den Fachkräftemangel zu begegnen“, betont Eirund auch mit Blick auf Tarif-Lohn, Digitalisierung und dem zu oft verhalten Wunsch, der Pflege und der Arbeit mit und am Menschen endlich die verdiente Wertschätzung entgegenzubringen.  

Schrittweise zur qualifizierten Pflegeausbildung

Ibu Santy und Bapak Anto sind in Indonesien bereits als Fachkräfte anerkannt. „Bei uns gelten sie als Pflegekräfte in Anerkennung“, erklärt Recruiterin Julian Cornelius. Nach der Kenntnisprüfung, auf die sich beide aktuell vorbereiten, erfolgt dann die Anerkennung zur Pflegefachkraft in Deutschland. „Deutschland ist neu in dem Programm, vorher gab es nur Japan“, erklärt Ibu Santy. Anfang Juli wurden die beiden im Caritas Seniorenzentrum St. Josef in Hallenberg empfangen, wo sie auch eine kleine Wohnung haben und zunächst als Pflegehilfskräfte arbeiten.. „In Indonesien werden viele Pflegekräfte ausgebildet, allerdings mangelt es an Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Knapp 250.000 Pflegekräfte sind in Indonesien arbeitslos“, berichtet Julia Cornelius, Recruiterin beim Caritasverband Brilon. Sie begleitet den komplexen Rekrutierungs- und Onboardingprozess.

13.000 Kilometer Luftlinie bis in die Heimat

Die 24-jährige Santy stammt aus Pontianak, einer Stadt auf der Insel Borneo mit etwa 670.000 Einwohnern. Diese Stadt liegt knapp 3 Kilometer südlich des Äquators und ist für ihr heißes, tropisches Klima bekannt. Santy ist katholisch, besucht gerne den Gottesdienst in der St. Heribert Kirche Hallenberg und träumt davon, wenn später alles passt, einen Hund zu haben. Anto ist 30 Jahre alt, Muslim und stammt aus Semarang, einer Großstadt an der Nordküste Javas mit knapp 1,7 Millionen Einwohnern. Anto hört gern Pop- und Jazzmusik, mag Lesen und Spazierengehen sowie Kochen. Recruiterin Julia Cornelius hilft den beiden angehenden Pflegefachkräften, sich im Alltag einzufinden: Bankkonto eröffnen, Handy einrichten, Behördengänge erledigen, Supermarkt samt Umgebung erkunden. „Anto und Santy sollen sich bei uns wohl- und angenommen fühlen“, betont Cornelius. Dafür sorgt im Arbeitsalltag das Team um Einrichtungsleiterin Beate Heimbach-Schäfer vom Seniorenzentrum St. Josef. Ganz dicht dran ist vor allem Praxisanleiterin Lisa Kleie. „Und das machen die zusammen schon sehr gut“, lobt Bewohner Eduard Senge.

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