Sauerland: Immer mehr Mischwälder in der Region

Wälder werden vielfältiger und jünger, zeigt die Waldinventur NRW.

Der Wald bei uns verändert sich, das ist ein Ergebnis der Waldinventur in NRW. Ergebnisse wurden heute im Beisein von Forstministerin Silke Gorißen in Arnsberg vorgestellt. Was mit dem bloßen Auge bereits erkennbar war, ist nun mit Zahlen belegbar, heißt es. Die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur zeigen, wie Stürme, Dürre und Borkenkäfer als Folgen des Klimawandels den Wald in den letzten zehn Jahren verändert haben. Forstfachleute des Landesbetriebs Wald und Holz Nordrhein-Westfalen haben bei Arnsberg die Ergebnisse der aktuellen Waldinventur für Nordrhein-Westfalen im Detail erläutert.

Der Wald hat viele Funktionen

Forstministerin Silke Gorißen: „Der Wald erfüllt wichtige Funktionen für die Natur, für die Holzwirtschaft und auch für die Gesellschaft. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse sind daher wichtiger denn je, um unseren Wald in Zeiten des Klimawandels mit all seinen Facetten und Strukturen beurteilen zu können. Unsere Forstleute sammeln mit großer Expertise wichtige Daten über den Wald. Durch den Vergleich mit Ergebnissen früherer Inventuren lassen sich Rückschlüsse ableiten, auf deren Basis wir Entscheidungen für die künftige Waldentwicklung treffen können. Der Aufbau klimaanpassungsfähiger Wälder ist eine Generationenaufgabe, die wir gemeinsam bewältigen werden.“

Mehr Laubwälder

Auch im Sauerland sind klassische Baumarten wie die Fichte stark reduziert oder teilweise sogar verschwunden. Dadurch hat der Holzvorrat in NRW im Vergleich zur letzten Inventur um rund 15 Prozent abgenommen – er ist aber immer noch größer als bei der ersten Waldinventur vor rund 40 Jahren. Trotzdem wachse der Wald immer noch. In Nordrhein-Westfalen ist der Anteil der Laubholzbäume durch den Abgang der Fichte und den Umbau der Wälder zu Mischwäldern auf 65 Prozent gestiegen. Bei der ersten Inventur vor fast 40 Jahren, betrug der Laubwaldanteil noch weniger als die Hälfte.

Wälder sind jünger geworden

Das Fichtenholz wurde überwiegend als Bau- und Konstruktionsholz oder in der Spanplattenindustrie genutzt. Nur ein geringer Teil der Fichten wurde als Energieträger verwendet.

Durch den Wegfall vieler Fichtenwälder ist der Wald im Durchschnitt auch jünger geworden. Es gibt deutlich mehr Bestände im Alter unter 20 Jahren, als dies bei der letzten Inventur der Fall war. Alexander Weller, Leiter Team Waldplanung, Wald und Holz NRW: „Wo die Fichte weggefallen ist, wächst nun neuer Wald. Hier bieten sich neue Chancen für klimaangepasste Wälder. Wir können gezielt Einfluss nehmen und die Wälder so gestalten, dass sie mit den Folgen des Klimawandels besser zurechtkommen.“

Thema Klimaschutz

Der Wald und seine nachhaltige Bewirtschaftung sind auch in Zukunft wichtige Bausteine bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels, heißt es. Denn die Klimaschutzleistung des Waldes beschränke sich nicht nur auf den Waldspeicher, also die Fähigkeit der Bäume Kohlenstoff zu binden. Der Wald leistet viel mehr.

Denn die Nutzung des Holzes in langlebigen Produkten ermögliche den Aufbau eines zweiten Kohlenstoffspeichers außerhalb des Waldes – den Holzproduktspeicher. Gleichzeitig werde durch die Holznutzung, zum Beispiel beim Gebäudebau, CO2-Emissionen statt der Verwendung fossiler Rohstoffe eingespart (Substitutionsleistung). Denn solange der Wald wächst, speichert er kontinuierlich Kohlenstoff. Zudem liefert er den nachwachsenden Rohstoff Holz. Die Gesamtleistung des Waldes inklusive der Holznutzung als Klimaschützer sei entscheidend. Deshalb wird gemeinsam mit dem Waldbesitz auf eine nachhaltige, zukunftsfähige Forstwirtschaft und den Umbau des Waldes hin zu klimaanpassungsfähigen, stabilen Mischwäldern gesetzt.

Förderung

Das Land Nordrhein-Westfalen fördert die Forstwirtschaft wegen ihrer ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung auch weiterhin. Maßnahmen, die zu einer Strukturverbesserung führen, werden insbesondere gefördert. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW informiert und berät bei Förderanträgen hier.

Methodik der Bundeswaldinventur

Die bundesweite Großrauminventur erfolgt nach einheitlichen Aufnahmeverfahren in einem Stichprobenraster. In einem Turnus von zehn Jahren vermessen Inventurtrupps an permanenten Probepunkten Bäume im Wald und erheben viele weitere Merkmale. Deutschlandweit gibt es rund 80.000 Stichprobenpunkte, an denen rund 520.000 Probebäume vermessen und weitere Untersuchungen zum Wald durchgeführt werden. Die Forstfachleute des Landesbetriebs Wald und Holz NRW haben die Aufnahme für Nordrhein-Westfalen durchgeführt und rund 10.000 Stichprobepunkten im Land koordiniert und begleitet. Die erste Bundeswaldinventur fand 1987 statt. Aus den umfangreichen Daten berechnet das Thünen-Institut im Auftrag des BMEL statistische Angaben über die Waldfläche, die Baumarten-Vielfalt, den Altersaufbau der Wälder, Holzvorrat und Holznutzung.

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