Sauerland: Hilfe für junge Menschen mit Depression

Ein neues Programm soll Jugendliche und junge Erwachsene mit einer Depression nach dem Klinikaufenthalt unterstützen.

© LWL/Julia Heuwedel

Depressionen gehören auch im Hochsauerlandkreis zu den häufigsten und schwerwiegendsten psychischen Erkrankungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Viele Betroffene bekommen nach einem Klinikaufenthalt im HSK keine Termine bei einem Psychotherapeuten. Für diese Gruppe ist das neue" iCan" Programm gedacht. Die Kinder- und Jugendpsychatrie in Marsberg beteiligt sich daran, Per App bekommen junge Leute zwischen 13 und 25 Jahren von einer Chat-Box Unterstützung beim Bewältigen ihrer Probleme. Das Programm soll Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Depressionen helfen, nach einer Klinikbehandlung gut in den Alltag zurückzukehren.

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen verbreitet

Depressionen zählen weltweit zu den häufigsten und schwerwiegendsten psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In Deutschland sind rund sechs Prozent aller Kinder und Jugendlichen betroffen. In schweren Fällen ist oft ein Klinikaufenthalt nötig.

Nach der Entlassung aus der Klinik ist eine zeitnahe ambulante Nachsorge von entscheidender Bedeutung, in Form von ambulanter Psychotherapie und/oder psychiatrischer Weiterbehandlung. Ziel ist dabei, Rückfälle zu verhindern und die in der Klinik erzielten Fortschritte zu festigen.

Programm als Antwort auf lange Wartezeiten für Therapieplätze

Oft stellt der Übergang von einer stationären Depressionsbehandlung in die ambulante Nachsorge eine Herausforderung dar. Die langen Wartezeiten auf Therapieplätze von durchschnittlich sechs Monaten - in ländlichen Regionen oft noch länger - erschwere den Zugang. Auch zögerten viele junge Betroffene aufgrund von Scham oder dem Wunsch, ihre Probleme selbst zu bewältigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, so die LWL-Klinik in Marsberg.

Hier setzt iCAN an: Junge Menschen mit Depressionen erhalten nach der Klinikzeit Zugang zur App, in der sie Übungen machen, die dabei helfen, im Alltag besser zurechtzukommen. Dabei werden sie von einem Chatbot, einem Dialogsystem, unterstützt, der regelmäßig nach der Stimmung fragt und motiviert, die Übungen nutzen. Zudem erleichtert der in der App eingebaute Navigator die Suche nach einer Anlaufstelle wie z.B. einer ambulanten Therapie. Zusätzlich erhalten die Patientinnen und Patienten eine persönliche Begleitung durch Telefongespräche mit Psychologinnen und Psychologen.

Studie zur Wirksamkeit des Programms

In einer großangelegten klinischen Studie mit Betroffenen im Alter zwischen 13 und 25 Jahren wird das Programm erforscht. Die Studie soll ermitteln, ob Teilnehmende nach drei bzw. sechs Monaten weniger depressive Symptome aufweisen als Studienteilnehmende, die die Standardversorgung erhalten. Zudem wird analysiert, ob iCAN-Teilnehmende schneller Nachsorgeangebote finden und seltener wieder in der Klinik behandelt werden müssen.

Hintergrund

Die iCAN-Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier und Diplom-Psychologe Stefan Lüttke von der Universität Greifswald ist eine Kooperation von Expertinnen und Experten für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Greifswald und Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie Expertinnen und Experten für Gesundheitspsychologie der Universität Greifswald.

An dem Projekt sind außerdem die beiden Unternehmen mentalis GmbH und 100 Worte Sprachanalyse GmbH sowie zahlreiche Krankenkassen (AOK Baden-Württemberg, AOK Nordost, AOK Rheinland-Pfalz / Saarland, Bahn BKK, mkk, HEK, Mobil Krankenkasse, Pronova BKK, Siemens-Betriebskrankenkasse, TK) beteiligt. Unterstützt wird das Projekt von 32 Kliniken in Deutschland sowie von Berufs- und Fachverbänden, der Bundespsychotherapeutenkammer und der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.

An dieser Studie können junge Patientinnen und Patienten zwischen 13 und 25 Jahren teilnehmen, die wegen Depressionen in einer der teilnehmenden Kliniken oder Tageskliniken behandelt werden, ein Smartphone besitzen und bei einer Gesetzlichen Krankenversicherung versichert sind. Die Anmeldung erfolgt direkt in den teilnehmenden Kliniken beim Klinikpersonal. Weitere Informationen sind auf der Webseite ican-studie.de verfügbar.

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