Sauerland: Friseurhandwerk hat sich von Corona erholt
Veröffentlicht: Donnerstag, 10.04.2025 00:08
Fünf Jahre nach dem Start der Corona-Pandemie hat sich die Friseurbranche im Hochsauerlandkreis wieder erholt. Auch das Interesse diesen Beruf zu erlernen, ist bei jungen Leuten wieder größer

Die Friseurbranche im Sauerland ist von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen worden. Während der Lockdowns mussten die Salons schließen. Außerdem gab es für Friseurinnen und Friseure als "körpernahe Dienstleister" viele Hygieneregeln zu befolgen. U.a. durfte nur eine bestimmte Anzahl von Kunden gleichzeitig bedient werden. Die Mitarbeitenden mussten bei ihrer Arbeit Kunststoff-Visiere oder Nase-Mundschutz tragen. Heute, über fünf Jahre nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie bei uns, läuft es in der Friseurbranche im Hochsauerlandkreis wieder ganz gut. Aktuell gibt es 285 Betriebe, dabei sind die Barbershops mitgezählt.
Auch bilden die Salons soviel Nachwuchs aus wie lange nicht mehr. Jeweils 16 Azubis besuchen die Friseurklassen an den Berufskollegs in Arnsberg und Olsberg. Über die aktuelle Situation im Friseurhandwerk im Hochsauerlandkreis haben wir mit Oliver Schmidt, dem Obermeister der Friseurinnung aus Medebach gesprochen.

Friseur-Nachwuchs
"Junge Leute haben wieder Interesse am Friseurberuf", sagt Oliver Schmidt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein Grund sei die Lage in der Industrie, hier werden eher Stellen abgebaut als geschaffen, dementsprechend gebe es auch weniger Ausbildungsplätze. Außerdem sei es in der Corona-Zeit nicht möglich gewesen in Berufe reinzuschnuppern: "Girls & Boys Day fand nicht statt. Auch andere Events, die für das Handwerk enorm wichtig sind, um zu zeigen, was den Beruf ausmacht, wie Ausbildungsbörsen sind ausgefallen", so der Obermeister der Friseurinnung. Nun könne sich das Friseurhandwerk wieder zeigen und die Nachfrage steigt.
Nach Aussage von Schmidt erlernen immer mehr Männer den Friseurberuf. Viele kommen aus Syrien, Afghanistan und der Türkei. Allerdings würden einige schlecht Deutsch sprechen und scheiterten deshalb oft an der theoretischen Prüfung.
Mindestlohn
Seit Anfang des Jahres liegt der Mindestlohn in Deutschland bei 12 Euro 82. Der muss auch von den Friseursalons im Sauerland gezahlt werden. Das werde zunehmend zum Problem, was die Weitergabe an den Kunden angeht, sagt Schmidt:
"Schon jetzt kommen die Kunden seltener - wer früher alle 2 Wochen zum Nachschneiden kam, kommt jetzt nur noch alle 4 Wochen - das ist deutlich zu spüren".
Kommt der Mindestlohn von 15 Euro in 2026 dann würden die Preise für "aufwendige Frisuren" mit Färben, Dauerwelle und Strähnchen "exorbitant steigen". Vor allem ältere Menschen mit schmaler Rente und Familien mit 2 Kindern würden das spüren.
Grundsätzlich sei der Mindestlohn in der Branche (ausgenommen was die Weitergabe an den Kunden angeht) kein Problem, da alles tariflich geregelt ist. Die ungelernte Kraft bekommt zwar schon sehr viel und sei damit "schon relativ teuer im Verhältnis" - aber durch den Tarif würden die Gehälter für gelernte Kräfte fair angepasst, so Oliver Schmidt.
Konkurrenz durch Barber-Shops?
Grundsätzlich sei der normale Barber-Shop keine Konkurrenz für die Sauerländer Meisterbetriebe der Friseurinnung. Obermeister Oliver Schmidt sagt aber auch: "Wenn der Barber-Shop zum "Friseur" wird und mit ungelernten Kräften arbeitet wird es problematisch - dann betreiben sie Preis-Dumping! Sie haben deutlich niedrigere Ausgaben für ihre Mitarbeiter - weil ungelernt - und bieten den Haarschnitt dann für einen deutlich günstigeren Preis an als der Stammfriseur." Das sei nicht erlaubt, stellt Schmidt klar: "Jeder der Haare schneidet, benötigt eine Ausbildung - zudem muss auch ein Meister vor Ort sein. Der Meister muss nicht zwingend im Salon anwesend sein, aber in 5 Minuten dort sein können."
Die Friseursalons spürten schon ein leichtes Abwandern der Kunden, so Schmidt.: "Ein Großteil kommt aber auch wieder zurück weil er merkt, dass die Qualität zu wünschen übrig lässt und vielleicht auch andere Leistungen nicht stimmen".