Sauerland: Ende des 2.Weltkriegs vor 80 Jahren
Veröffentlicht: Freitag, 04.04.2025 10:31
In Schmallenberg erinnert eine Vortragsreihe an die letzten Tage des Krieges. Im Sauerland-Museum in Arnsberg beschäftigt sich eine Sonderausstellung mit Unrecht und Willkür der NS-Militärjustiz

2025 jährt sich das Ende des 2. Weltkrieges zum 80. Mal. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht bedingungslos. Zur Zeit wird in vielen Orten im Sauerland auf diese Zeit zurückgeblickt.
Im Sauerland-Museum startet heute eine Ausstellung zu Unrecht und Willkür der NS-Justiz.
Die Stadt Schmallenberg startet mit einer Vortragsreihe. Dabei geht es um die ersten Wochen im April 1945, als der Krieg die Stadt und die Dörfer erreichte. Am 1. April wurde der sogenannte „Ruhrkessel“ um das Ruhrgebiet und Sauerland geschlossen. Was folgte war die Befreiung unserer Orte von der nationalsozialistischen Diktatur. Vielerorts kämpften die letzten verbliebenen Soldaten der Wehrmacht – häufig zu junge und zu alte Männer – noch erbittert gegen die amerikanischen Soldaten. Zum Jahrestag der Befreiung dieser Orte lädt das Stadtarchiv Schmallenberg in Zusammenarbeit mit den Ortsheimatpflegern der Stadt Schmallenberg und dem Dritten Ort zu einer Vortragsreihe zum Kriegsende ein. An sieben Terminen werden die Erlebnisse und Erfahrungen aus den betroffenen Orten geschildert und näher beleuchtet, wie die Bevölkerung die Kämpfe und das Kriegsende wahrgenommen hat
Die Termine der Vortragsreihe:
Fr 4.4 19:00 Uhr Schieferbergbau- und Heimatmuseum, Holthausen Bärbel Michels (Ortsheimatpflegerin Holthausen, Huxel & Sorpetal)
Sa 5.4 16:00 Uhr Schützenhalle, Oberkirchen Michael Keuthen (Ortsheimatpfleger Oberkirchen & Winkhausen). Anschließend berichtet Terry Barnhart, der eigens aus Denver/Colorado angereist ist, von den Erlebnissen seines Vaters Robert Gene Barnhart, der als amerikanischer Soldat an den Kämpfen beteiligt war. Terry Barnhart beschreibt anhand von Fotos, amerikanischen Funkberichten, Tagebüchern und den Erinnerungen seines Vaters die Kämpfe aus amerikanischer Perspektive.
So 6.4 11:00 Uhr Antoniushaus, Fleckenberg Frank Hanses (Ortsheimatpfleger Fleckenberg, Jagdhaus & Lenne)
Mo 7.4 18:00 Uhr Holz- und Touristikzentrum, Schmallenberg Johannes Hardebusch (Ortsheimatpfleger Schmallenberg)
Di 8.4 19:00 Uhr Schützenhalle, Bödefeld Philipp Wegener (Ortsheimatpfleger Bödefeld-Freiheit)
Do 10.4 18:30 Uhr Grundschule, Berghausen Johannes Greve (Ortsheimatpfleger Berghausen) Friedhelm van Lottum (Ortsheimatpfleger Dorlar) 2
Fr 11.4 19:00 Uhr Gasthof Siepe („Zur hohen Hunau“), Obersorpe Bärbel Michels (Ortsheimatpflegerin Holthausen, Huxel & Sorpetal) Tjark-Ole Keske (Stadtarchiv Schmallenberg) wird in einem einführenden Vortrag die historischen Ereignisse rund um den Ruhrkessel erläutern. Danach wird der jeweilige Ortsheimatpfleger zu den Geschehnissen der letzten Kriegstage in seinem Ort referieren. Am Ende kann man sich dann noch in einer offenen Fragerunde zu dem Thema austauschen.
Jeder Termin behandelt nur die Orte des jeweiligen Ortsheimatpflegers. Es lohnt sich also auch mehrere Veranstaltungen zu besuchen, empfiehlt die Stadt Schmallenberg.
Sonderausstellung im Sauerlandmuseum: "Was damals Recht war"

Eine neue Sonderausstellung im Raum "Westfalen" des Sauerland-Museums in Arnsberg beschäftigt sich mit Unrecht und Willkür der NS-Militärjustiz.
Bis 1945 haben zehntausende Soldaten und Zivilisten ihr Leben durch die Urteile der Wehrmachtgerichte verloren. Die Mehrzahl der Deutschen begegnete den Opfern der Wehrmachtjustiz auch nach 1945 mit Ablehnung und Feindschaft. Diese Sicht verstellt den Blick auf den Unrechtscharakter der deutschen Militärjustiz. Zwischen 1998 und 2009 hob der Deutsche Bundestag die meisten Unrechtsurteile auf. Viele Betroffene waren zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben.
Während des Zweiten Weltkrieges diente die Kriegsgerichtsbarkeit als Terrorinstrument der militärischen und politischen Führung. Insgesamt wurden etwa 20.000 Menschen hingerichtet, unzählige andere starben in Lagern oder in Strafeinheiten. Allein ca. 15.000 Todesurteile wurden an Deserteuren vollstreckt. Zudem konnte jegliche Form von Abweichung oder Ungehorsam als "Wehrkraftzersetzung" gewertet und mit dem Tod bestraft werden. Hinzu kamen Personen, die als sogenannte Volksschädlinge oder auch als Angehörige des Widerstandes in besetzten europäischen Ländern verurteilt worden sind. Die Fallgeschichten der Opfer werden in der Ausstellung in Überblicksdarstellungen zur Geschichte der deutschen Militärjustiz eingebettet. Auch die Ausgrenzung und Nichtachtung der überlebenden Justizopfer in den deutschen Nachkriegsstaaten werden dargestellt. Demgegenüber stehen Biografien von deutschen Militärjuristen und Befehlshabern mit ihren Handlungsspielräumen vor 1945 sowie ihren Karrieren nach dem Krieg an Gerichten, Hochschulen oder in der Politik.
Die Ausstellung "Was damals Recht war …", die nun – acht Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs – über Unrecht und Willkür der NS-Militärjustiz informiert, ist ein Projekt der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Rahmenprogramm im Sauerland-Museum
Zum 80. Jahrestag der Kapitulation Deutschlands lädt das Museum am Dienstag, 6. Mai, zu einem kostenfreien Vortrag über das Ende des Zweiten Weltkriegs speziell in Westfalen und im Sauerland ein. Der Referent Prof. Dr. Malte Thießen ist Leiter des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte.
Schulkassen ab der 9. Jahrgangstufe werden mit eigenen Vermittlungsprogrammen an das Thema herangeführt.
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung finden regelmäßig sonntags um 14:30 Uhr statt.
Die Ausstellung läuft bis zum 22. Juni.