Sauerland: Caritasverband Brilon prüft Einsparmöglichkeiten

Der Caritasververband Brilon fordert mehr staatliche Unterstützung

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Noch steht der Caritasverband Brilon wirtschaftlich gesund da. Bei der 13. Delegiertenversammlung des Caritasverbandes Brilon e.V. sind jetzt aber die akuten Probleme im sozialen Sektor und deren Folgen für die Caritas Brilon mit ihren 64 Diensten und Einrichtungen in den Dekanaten Hochsauerland-Ost und Waldeck deutlich benannt worden. Die geplanten Kürzungen der Landesregierungen NRW und Hessen werden Auswirkungen auf die Arbeit der Caritas bei uns haben. Ein Kernpunkt der Krisenlage kann auf die Formel gebracht werden: Bedarfe steigen, Mittel sinken. Der Hochsauerlandkreis werde von dieser Entwicklung nicht verschont bleiben, so der Caritasverband Brilon. „Die Kassen der öffentlichen Haushalte und Kostenträger sind leer; die Herausforderungen sind gewaltig: Schule, bezahlbarer Wohnraum, Sicherheit, um nur einige Beispiele zu nennen“, sagte Vorstand Heinz-Georg Eirund. Er betonte: „Aber die Wohlfahrt ist nicht Kostenfaktor, sondern die Wohlfahrt ist systemrelevant.“ Gesteigert werde die Krisenlage durch bekannte Faktoren wie beispielsweise (Fach-) Kräftemangel oder die völlig überbordende Bürokratisierung.

Angesichts dieser Engpässe wurde in der Versammlung über die unangenehme Frage diskutiert, ob und wenn ja wie künftig Leistungen priorisiert und möglicherweise reduziert werden müssten.

Angebote in der Pflege zu finanzieren wird immer schwieriger

Zur Finanzierungsstruktur der Caritas stellte Vorstand Heinz-Georg Eirund fest: Der Caritasverband hat einen monatlichen Finanzbedarf von 6,3 Millionen Euro, um den Verpflichtungen wie Sach- und Personalkosten gerecht zu werden. Unsere Einnahmen rechnen sich zu 98 % aus Leistungserträgen. Nur 0,35 % des Gesamthaushaltes sind Kirchensteuermittel. Ganz sicher wird der Anteil der Kirchensteuermittel nicht steigen und zur Stabilisierung der Sozialsysteme beitragen. Die wenigen Kirchensteuermittel werden gezielt für Beratungsangebote eingesetzt. Die Kirche trägt nicht zur Finanzierung von pflegesatzrelevanten Einrichtungen, wie z. B. Altenheime oder Behinderteneinrichtungen, bei. Auch Baumaßnahmen werden nicht durch Kirchensteuermittel finanziert.

 

Eirund stellte in Richtung der politisch Verantwortlichen fest: „Wenn die Mittel nicht durch den Staat zur Verfügung gestellt werden, dann muss der Staat auch erklären, dass es so ist. Wir sind es als Wohlfahrtsverband leid, dass wir uns dafür immer wieder rechtfertigen müssen. Wir sind durchaus realistisch mit Blick auf die Herausforderungen in der Welt und damit auch in Deutschland. Aber unsere Solidarität gilt den Menschen in herausfordernden Lebenssituationen. Wenn Menschen Sicherheit in solch unsicheren Zeiten wie diesen haben, dann trägt das in einem erheblichen Maß dazu bei, dass Frieden erhalten bleibt.

 

Ganz operativ beschrieb Eirund auch am Beispiel der Altenhilfe die Notwendigkeit der staatlichen Pflicht zur Hilfe für Betroffene: Die Kosten für die stationäre Altenhilfe und auch für die ambulanten Angebote sind enorm. „Wir wollen den Caritasverband gut und sicher in die Zukunft steuern, um das Hilfesystem für alle Bürger zu sichern. Dafür ist staatliche Unterstützung unerlässlich. Was aber tut der Staat, dass pflegebedürftige Menschen sich dies leisten können? Hier brauchen sowohl die Betroffenen als auch die Caritas schnelle Antworten.“

Digitalisierung als Chance

Trotz der schwierigen Lage wurde auch über neue Lösungsansätze gesprochen. Gastreferent Gerhard Müller vom Caritas IT Netzwerk Deutschland wies auf die Chancen der Digitalisierung hin, besonders im Hinblick auf den demografischen Wandel. „Die Digitalisierung soll nicht Menschen ersetzen, sondern Menschen Arbeit erleichtern, sie unterstützen und Angebote ergänzen. Denn wir wissen, dass sich der Pflegenotstand noch verschärfen wird“, sagte IT-Experte Müller. „Mit modernen Technologien können wir die Selbstständigkeit fördern und auch die Privatsphäre älterer Menschen schützen und gleichzeitig die Pflegekräfte entlasten.“ Digitale Helfer wie intelligente Notrufsysteme und vernetzte Gesundheitstechnologien könnten in Zukunft dazu beitragen, für ältere Menschen eine gute Versorgungsqualität zu bewahren.

Konkrete Digitalisierungseispiele der Caritas Brilon sind Pflegedokumentation via Spracherkennung „Voize“ oder die neue Mitarbeiter-App der Caritas Brilon. 

Caritasrat

Der Caritasrat hat als Aufsichtsgremium die Aufgabe, die ordnungsgemäße Tätigkeit des hauptamtlichen Vorstandes zu überwachen und dem Vorstand bei der Führung des Verbandes zu beraten. Caritasrat und Vorstand beraten gemeinsam die Strategie und Ausrichtung des Verbandes.

Mitglieder des Caritasrates der Caritas Brilon sind: Ludwig Albracht (Vorsitzender), Anne Bartholome (stellv. Vorsitzende), Ulrich Brüne, Kilian Emde, Dr. Rudolf Pape, Klaus Weber, Pastor Ansgar Drees (beratend).

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