Sauerland: Caritas-Armutswochen starten

Sieben Prozent der Menschen im Hochsauerlandkreis leben von der Mindestsicherung. Sie gelten als arm

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Armut hat viele Gesichter und kann jeden treffen. Die Zahl der Menschen, die von Armut gefährdet sind, steigt auch im Sauerland. Das spüren auch die Beratungsstellen der Caritas im Hochsauerlandkreis. „Armut betrifft längst nicht mehr nur Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger“, berichtet eine Fachberaterin aus der Caritas-Beratungsstelle Arnsberg/Sundern. „Immer mehr Ratsuchende kommen zu uns, weil die steigenden Lebenshaltungskosten, Mieten oder Energiepreise sie in finanzielle Schieflage bringen – selbst bei Vollzeitbeschäftigung."

Jetzt starten die Caritas-Wochen der Armut. Unter dem Motto „Türen offen halten: Allgemeine Sozialberatung sichern“ machen der Deutsche Caritasverband, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der SKM Bundesverband in diesem Jahr auf die prekäre Finanzierung der Allgemeinen Sozialberatung (ASB) aufmerksam.

Immer mehr Sauerländer suchen Beratung in Notlagen

Die Beratungsstellen der Caritas sind für viele Menschen die erste und oft einzige Anlaufstelle in sozialen Notlagen – offen für alle, kostenlos und niedrigschwellig. Auch im Raum Arnsberg und Sundern zeigt sich, wie dringend diese Unterstützung gebraucht wird. Die Beratungsstellen verzeichnen deutlich mehr Anfragen als in den Vorjahren. Im vergangenen Jahr hat es allein in den Beratungsstellen der Caritas Arnsberg-Sundern 879 Beratungsgespräche zu sozialen Notlagen gegeben. 2023 waren es nur 653. In den Gesprächen geht es häufig um ganz praktische Fragen: Wie lässt sich der Lebensunterhalt sichern, welche Ansprüche bestehen auf staatliche Unterstützung und wie kann die Familie trotz hoher Belastungen stabil bleiben? „Unsere Aufgabe ist es, Orientierung zu geben und gemeinsam Wege aus der Krise zu suchen“, so beschreiben es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Caritas-Allgemeinen Sozialberatung.

Finanzierung der Beratung ist gefährdet

Die Sozialberatung sei akut gefährdet, so die Caritas. Die Finanzierung der Allgemeinen Sozialberatung werde nahezu vollständig aus Eigenmitteln des Caritasverbandes Arnsberg-Sundern getragen – dazu zählen auch die kirchlichen Mittel des Trägers. Eine gesetzlich verankerte öffentliche Finanzierung existiert nur begrenzt, nicht alle Kommunen unterstützen deshalb das Angebot finanziell, obwohl sie dieses Angebot inhaltlich für ihre Bürgerinnen und Bürger selber nutzen. Angesichts steigender Anfragen und sinkender Kirchensteuereinnahmen stoßen viele Beratungsstellen an ihre Grenzen.

Bereits im vergangenen Jahr sind bundesweit einige Angebote reduziert bzw. sogar eingestellt worden. Die Caritas fordert daher gemeinsam mit SkF und SKM eine verlässliche Mitfinanzierung durch Kommunen und Länder. „Die Allgemeine Sozialberatung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Infrastruktur vor Ort“, so ein Sprecher der Caritas Arnsberg-Sundern. „Wenn diese Türen schließen, stehen viele Menschen buchstäblich allein da. Das dürfen wir nicht zulassen“.

Nach den gerade erschienenen Zahlen der Landesstatistiker leben im Hochsauerlandkreis 7 Prozent der Bevölkerung von der Mindestsicherung. NRW-weit sind es 12 Prozent.

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