Sauerland: 330 Ausbildungsstellen sind noch unbesetzt

Die Arbeitsagentur Meschede-Soest hat zusammen mit der Handwerkskammer und der IHK eine Bilanz des Ausbildungsjahrs 2023/24 gezogen

© Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten

Trotz schwächelnder Konjunktur gibt es im Hochsauerlandkreis für junge Leute noch viele Chanen einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Arbeitsagentur Meschede-Soest hat jetzt zusammen mit IHK Hellweg Sauerland und der Handwerkskammer Arnsberg eine Jahresbilanz des Ausbildungsmarktes bei uns gezogen. Auf jeden suchenden Jugendlichen sind rein rechnerisch 1,7 freie Ausbildungsplätze gekommen. Besonders im Einzelhandel und im Dachdecker-Handwerk sind Stellen unbesetzt geblieben. Insgesamt sind 330 Stellen aktuell noch frei. Es sei auch jetzt noch möglich eine Ausbildung zu starten, so die Arbeitsagentur. ugendliche, die derzeit noch einen Ausbildungsplatz suchen, sollten Kontakt zur Berufsberatung aufnehmen


Bilanz IHK Hellweg-Sauerland

„In den vergangenen Jahren konnte die Zahl der Ausbildungsverträge in unserer Region immer stabil gehalten werden. In diesem Jahr jedoch registrieren wir erstmals weniger Ausbildungsverträge von den Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen als im Vorjahr“, bedauert Jörg Nolte, Hauptgeschäftsführer der IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland. „Wir kommen allerdings von einem hohen Niveau, denn im letzten Jahr konnten wir noch den stärksten Anstieg in NRW vermelden.“ Nolte weist darauf hin, dass in den nächsten Jahren insbesondere der beruflich qualifizierte Nachwuchs fehlen werde, da viele Menschen mit diesen Qualifikationen aus dem Erwerbsleben ausscheiden. „Der nicht vorhandene Auszubildende von heute ist die fehlende Fachkraft der Zukunft“, so Nolte, „und Fach- und Arbeitskräfte fehlen schon jetzt in fast allen Branchen“.

Netzwerk „karriere-hier.de“ ausbauen

Daher werde die IHK ihre Anstrengungen im gemeinsamen Netzwerk „karriere-hier.de“ weiter ausbauen. Ziel des Netzwerkes ist es, gemeinsam mit vielen Partnern die Chancen der Region und die einer beruflichen Bildung noch transparenter zu machen. „Es gilt, noch mehr junge Menschen und deren Eltern für eine Ausbildung begeistern“, sagt Jörg Nolte. „Hier waren wir in den letzten Jahren schon erfolgreich, allerdings reicht das allein nicht aus, um dem demografisch bedingten Rückgang entgegenzuwirken.“ Daher berate die IHK Arnsberg ihre Betriebe intensiv über Möglichkeiten, weitere Fach- und Arbeitskräftequellen zu erschließen, beispielsweise über Teilqualifizierung.

Der Rückgang der Verträge zu Ende September betrug insgesamt 136 (-6,3%) im Vergleich zum Vorjahr, wobei es im Hochsauerlandkreis 56 (-5%) weniger waren.

Bilanz Handwerkskammer Südwestfalen

„Es ist auch in diesem Jahr wieder erschreckend zu sehen, wie schwierig sich die Suche nach Auszubildenden gestaltet, denn auch im Jahr 2024 bleibt die Schere zwischen offenen Ausbildungsstellen und Bewerbern recht groß. Über 500 offene Stellen im südwestfälischen Handwerk blieben unbesetzt. Eine Lücke, die sich in den nächsten Jahren vermutlich noch einmal infolge der demografischen Entwicklung und des konjunkturellen Abschwungs vergrößern wird. Resignation macht sich in einigen Betrieben breit.

Im Bezirk der Handwerkskammer Südwestfalen mussten wir zum Stichtag 30. September bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen einen deutlichen Rückgang von 6,4 Prozent, das sind 113 Verträge, gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Erfreulich ist für den Hochsauerlandkreis jedoch, dass die Zahl mit 549 nahezu gleich geblieben ist. (+1 Vertrag).


Problematisch – und letztlich seit Jahren bekannt – ist die demografische Entwicklung. Hinzu kommt, dass die berufliche Ausbildung nicht den Stellenwert bei der Berufswahl erhält, die sie verdient. Der Akademisierungstrend ist nach wie vor ungebrochen. Hier gilt es, mit vereinten Kräften gegenzusteuern. Eine neue Bundesregierung muss zügig handeln, die berufliche Bildung muss endlich so ausgestaltet werden, dass Schüler, Eltern und Lehrer die betriebliche Ausbildung als gleichwertige Alternative wahrnehmen.


Gelingt uns das nicht, ist mittelfristig aufgrund des Fachkräftemangels mit erheblichen Wohlstandsverlusten zu rechnen. Eines muss uns klar sein, die Spirale dreht sich immer weiter: Weniger Personal, weniger Aufträge, weniger Umsatz, weniger Gewerbesteuern, weniger öffentliche Leistungen usw.


Das Team Fachkräftesicherung der Handwerkskammer Südwestfalen setzt sich daher gezielt mit vielfältigen Aktionen und Maßnahmepaketen für Nachwuchs- und Fachkräftewerbung ein. Als Handwerkskammer engagieren wir uns gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Unsere Wirtschaft und damit die Zukunftsfähigkeit unseres Landes stehen auf dem Spiel!“



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