Sauerländer forschen zur Bodenqualität

Daten zu Regenwürmern und anderen Bodenbewohnern werden gesammelt. Sie sorgen für fruchtbare Böden und sauberes Trinkwasser, bauen Humus auf und Schadstoffe ab.

Fraunhofer Institut
© Lea Gawlik / Radio Sauerland

In Böden befinden sich 60 Prozent der gesamten Artenvielfalt der Erde. Bodenorganismen sorgen für fruchtbare Böden und sauberes Trinkwasser, bauen Humus auf und Schadstoffe ab. Und dennoch: Wie es tatsächlich um Bodenlebewesen in Deutschland steht, ist oft unbekannt. Um diese Lücke zu schließen, startet das Umweltbundesamt (UBA) mit der Fraunhofer-Gesellschaft aus Schmallenberg und zehn weiteren Institutionen ein langfristiges Forschungsprogramm zur biologischen Vielfalt in Deutschlands Böden und welche Leistungen sie erbringt. Das Programm wird gefördert mit Mitteln aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN).


Boden ist die Lebensgrundlage

Bundesumweltminister Carsten Schneider: „Die große Artenvielfalt macht den Boden zu dem, was er ist: eine existentielle Lebensgrundlage für uns Menschen und unsere Umwelt. Gesunde und lebendige Böden sind echte Allrounder: Sie sind nicht nur die Grundlage für unsere Nahrung, sie dienen auch als Wasserspeicher, selbst bei extremer Trockenheit oder Überschwemmungen, und speichern zudem viel Kohlenstoff, was gegen den Klimawandel hilft.“

UBA-Präsident Dirk Messner: „Bodenorganismen helfen uns, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern und die Fruchtbarkeit der Böden zu erhöhen. Das ist eine unbezahlbare Leistung, wenn man bedenkt, dass 90 Prozent unserer Nahrungsmittel auf Böden angebaut werden. Umso schädlicher sind Schadstoffeinträge, Bodenausbeutung, Dürren und Bodenerosion, denn sie setzen der Bodenbiodiversität stark zu und gehen mit Bodenverlust einher.“

Welt im Boden war oft verborgen

Bisher blieb die Welt der Bodenorganismen oft verborgen, obwohl sie für den Menschen essentiell ist, so das Fraunhofer Institut. Der Wert der Bodenbiodiversität sei lange unterschätzt worden, obwohl sie überhaupt erst das Funktionieren unserer Ökosysteme sicherstelle. Ist der Boden gesund, sind Bodentiere und Mikroorganismen aktiv, heißt es. Sie steuern Nährstoffkreisläufe, speichern Kohlenstoff in Böden, durchmischen die Bodenschichten und helfen dabei, Regenwasser zu speichern. Hier sind ‚Ökosystemingenieure‘ wie zum Beispiel Regenwürmer am Werk. Aber auch Insekten, die wir sonst oberhalb der Böden wahrnehmen, seien auf gesunde Böden angewiesen. So nistet ein Großteil der für die Bestäubung wichtigen Wildbienenarten in Böden.

Daten zu Regenwürmern und anderen Bodenbewohnern werden erfasst

Doch zahlreiche schädliche Einwirkungen wie Bodenbelastungen, nicht nachhaltige Bodennutzung und der Klimawandel setzen der Bodenbiodiversität zu, heißt es. Um die Folgen besser verstehen und ihnen entgegenwirken zu können, wird in dem Forschungsprojekt nun die typische Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften in den Böden Deutschlands erforscht. Ziel der ‚Basiserfassung Bodenbiodiversität‘ – kurz: BioDive4Soil, die im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK) umgesetzt wird, ist es, den guten biologischen Bodenzustand zu definieren und folgenreiche Abweichungen zu erkennen. Zusammen mit der Erhebung von Daten zu Regenwürmern, Springschwänzen, Milben, Nematoden, Pilzen und Bakterien werden auch Einflussfaktoren erfasst. 

Bislang fehlen Infos

Denn im Gegensatz zu den umfangreichen Kenntnissen z. B. über Gewässerökosysteme, fehlten Informationen zur Bewertung des biologischen Bodenzustands und seinen Veränderungen über die Zeit bisher gänzlich. „Die gemeinsame Projektarbeit in BioDive4Soil in den nächsten Jahren ist eine einmalige Chance, systematisch und übergreifend die biologische Vielfalt in den Böden zu untersuchen“, sagt Prof. Christoph Schäfers vom Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie. „Die Ergebnisse werden entscheidende Antworten auf die dringende Frage liefern, wie die Biodiversität in Böden besser geschützt und ihre Leistungen für den Menschen erhalten werden können."

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