Neue Ausstellung im Sauerland Museum

„ZERRISSENE TRÄUME. Expressionistische Kunst vom Aufbruch in die Moderne bis zur NS-Verfolgung“

© Radio Sauerland

Im Sauerland Museum in Arnsberg beginnt heute eine neue Sonderausstellung. Unter dem Titel „ZERRISSENE TRÄUME wird Expressionistische Kunst vom Aufbruch in die Moderne bis zur NS-Verfolgung" gezeigt. Die Ausstellung will den Blick auf die kunsthistorischen Wirkungen des Aufbruchs in die Moderne und die Einflüsse der historischen Ereignisse auf das künstlerische Schaffen schärfen.

Auf den Ersten Weltkrieg und die ungeahnten Ausmaße industrieller Kriegsführung als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ reagierten viele zeitgenössische Künstler mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln des Expressionismus, der neuen Ausdruckskunst. Ihre Formensprache und ihr neues Sehen und Denken prägten den künstlerischen und gesellschaftlichen Blick auf den Krieg, so das Museum.


„Zerrissene Träume“ bezieht sich zunächst auf einen Ernüchterungsprozess der an ästhetischen Idealen ausgerichteten Künstler im Ersten Weltkrieg, vor allem der »Künstlergruppe Brücke« und des „Blauen Reiters“. Aber auch die Vorstellungen der jüngeren Expressionistengeneration, auf das gesellschaftliche Leben in der Weimarer Republik mit ihrer Kunst einwirken zu können, erwies sich als Utopie. Mit der Machtübernahme der NSDAP zerplatzten diese Träume: Die Nationalsozialisten hielten expressive Kunst für „entartet“, als eine angeblich aufgrund jüdischen und bolschewistischen Einflusses „verdorbene“ Kunstform.

Sammlung Gerhard Schneider

Die Sammlung Gerhard Schneider stellt mit über 6000 Kunstwerken zum gesamten 20. Jahrhundert einen kaum vergleichbaren Bestand dar. Das hervorstechende Merkmal dieses Fundus besteht in der Verbindung von hohem künstlerischen Gestaltungsanspruch und der Wiedergabe historischer und gesellschaftlicher Ereignisse. Neben einer Reihe renommierter Namen wie Beckmann, Heckel, Kandinsky, Kirchner, Marc, Morgner, Pechstein, Schmidt-Rottluff oder Rohlfs findet sich eine kaum zu benennende Zahl von nahezu Unbekannten.


Die Ausstellung wird gemeinsam mit dem Gestaltungsbüro Matthies Weber & Schnegg aus Berlin konzipiert und mit dem Sammler Dr. Gerhard Schneider kuratiert. Die klassische Sammlungspräsentation ergänzt das Museum um eine dynamische Gestaltung aus Farben, Medien, begleitenden Tischvitrinen und einen Vermittlungszugang für Kinder.


Das für die Ausstellung ausgewählte Titelmotiv "Schwester Maria, schlafend" von Heinrich Maria Davringhausen befindet sich bereits im ersten Ausstellungsraum zum Blick auf den frühen Expressionismus bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs und gibt exemplarisch Auskunft über die Vielfalt der Stilmittel und Ausdrucksformen, die die Expressionisten entwickelten.


Seit vermutlich rund 100 Jahren erstmals öffentlich zu sehen ist das Werk "Verwundeter Kavallerist am Wasser" (1917/18) von Lorenz Bösken, das lange in der Versenkung verschwunden war und mit Größe, Farbgebung und Darstellung den Mittelpunkt der Ausstellung zur Verarbeitung des Ersten Weltkriegs bildet.


In künstlerisch hellsichtiger Weise führt im letzten und größten Ausstellungsraum das Werk "Der Abgrund" (1935) von Georg Netzband dem Besucher vor Augen, dass durch die Politik des "Dritten Reichs" die Menschheit nicht nur vor einem Abgrund steht, sondern bereits von ihm verschlungen wird.

Rahmenprogramm

Das Rahmenprogramm ergänzt die Ausstellung um künstlerisch-kreative Angebote. Sowohl tänzerische als auch lyrische Ausstellungsführungen bereichern die bildende Kunst um weitere, darstellerische Ebenen.

Im Januar liest der Kölner Literat Stephan Schäfer aus "Die Ermordung einer Butterblume" von Alfred Döblin, der als Wegbereiter des Expressionismus in der Literatur gilt und dessen Texte bereits 1910/1911 in der Zeitschrift Der Sturm von Herwarth Walden publiziert wurden.

Die schillernde Persönlichkeit Alma Mahler steht im Mittelpunkt einer weiteren Lesung im Februar. Alma Mahler war zunächst mit dem Komponisten und Wiener Operndirektor Gustav Mahler verheiratet, hatte eine Affäre mit dem Bauhaus-Architekten Walter Gropius, den sie nach Mahlers Tod und einer Liaison mit dem Maler Oskar Kokoschka heiratete. Nach der Scheidung von Gropius wurde sie die Ehefrau des Schriftstellers Franz Werfel, mit dem sie gemeinsam in die USA auswanderte.

Die Lesung beleuchtet einige der Facetten dieser "großen Dame", indem sie den autobiografischen Texten Alma Mahlers Stimmen aus ihrer Umgebung und verschiedene Klavierstücke an die Seite stellt.

Die Ausstellung wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.

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