«Nackte Kanone»-Comeback: Kann Liam Neeson auch albern?

Deutschlandpremiere "Die nackte Kanone Reboot"
© Jens Kalaene/dpa

Neu im Kino

Berlin (dpa) - Da steht Liam Neeson nun also im Erdbeerschlüpfer. Der 73 Jahre alte Hollywoodstar ist eigentlich für Actionfilme bekannt. Jetzt bringt er mit der «Baywatch»-Ikone Pamela Anderson (58) die kultige Slapstick-Reihe «Die nackte Kanone» zurück. Keine leichte Aufgabe. Denn viele Fans lieben das Original für die flachen Witze, Wortspiele und absurde Situationskomik. 

Mehr als 30 Jahre sind nach dem dritten und bislang letzten Teil aus der Reihe vergangen, die einst Leslie Nielsen (1926-2010) als trotteligen Polizisten Frank Drebin berühmt machte. 

Wenn solche Klassiker neu erzählt werden, ist das oft eine Gratwanderung. In diesem Fall ist das Revival durchaus gelungen, auch wenn es nicht an die Vorlage herankommt. Der Film ist eher eine Hommage. 

Neuauflage als Fortsetzung: Neeson als Frank Drebin Junior

Zur Erinnerung: In der Trilogie, die zwischen 1988 und 1994 erschien, stiftete Drebin bei seinen Ermittlungen allerhand Chaos. Unvergessen ist etwa die Szene, wie er bei einer Pressekonferenz mit der Queen versehentlich sein Mikro offen lässt, als er auf Toilette ist. Drebins große Liebe Jane Spencer wurde von Priscilla Presley gespielt. Und auch der 2024 gestorbene Footballstar und Skandal-Promi O.J. Simpson tauchte als Ermittler auf. 

 

Regisseur Akiva Schaffer, ein früherer «Saturday Night Live»-Autor, erzählt die Geschichte jetzt in seiner Neuauflage als (actionlastige) Fortsetzung mit Anspielungen auf das Original. «Family Guy»-Schöpfer Seth MacFarlane ist als Produzent mit an Bord. Vorneweg: Priscilla Presley hat einen Mini-Auftritt. Und Liam Neeson kann auch lustig sein. 

Der gebürtige Nordire spielt Frank Drebin Jr. - den Sohn von Frank Drebin. Pamela Anderson verkörpert seine Angebetete Beth Davenport, deren Bruder tot in einem E-Auto gefunden wurde. Sie bittet Drebin, den Fall aufzuklären. 

Der Tod des Programmierers führt den Ermittler mit seinem Kollegen Ed Hocken Junior (Paul Walter Hauser) zum Chef einer zwielichtigen Tech‑Firma (Danny Huston). Der will mit einem apokalyptischen Projekt das Verhalten der Menschen kontrollieren. Hier gilt: Die Witze stehen mehr im Fokus als eine ausgeklügelte Handlung.

Der Kaffeebecher als heimlicher Star

Wie die Originalfilme fällt die neue «Nackte Kanone» mit fast eineinhalb Stunden knapp aus und parodiert einige Klischees aus Krimis und Actionfilmen. 

Dass Ermittler (angeblich) zum Beispiel gerne Kaffee trinken, ufert im Film dermaßen aus, dass sich absurd viele Kaffeebecher im Büro stapeln. Neeson bekommt im fahrenden Auto auch plötzlich einen Kaffee zum Mitnehmen durchs Fenster gereicht. 

Bankräuber bekämpft er direkt zu Beginn im Schulmädchenkostüm und Erdbeerschlüpfer. Neeson wirkt in seiner Rolle verbissener als sein Vorgänger Nielsen, schafft es aber, seine trockene Miene bei den Blödeleien zu behalten.

Auch Pamela Anderson hat starke Momente, etwa wenn sie als Beth Davenport zur Ablenkung bierernst einen lautmalerischen Scat-Song auf der Bühne performt («Shoo-bee-doo-ba»).

Neeson: Komödie nicht auf die leichte Schulter nehmen

«Die Komödie ist eine ernste Angelegenheit. Wenn man versucht, sie auf die leichte Schulter zu nehmen, wird man meiner Meinung nach auf die Nase fallen», sagte Neeson der Deutschen Presse-Agentur. 

Anderson, die gerade ihre Filmkarriere wieder aufblühen lasst, fügte hinzu, Comedy sei wie eine Wissenschaft. «Es kommt auf jedes Detail an, bis hin zur Betonung.»

Details im Hintergrund führen wie im Original zu einigen Lachern. Beispiel: In einer Szene auf der Polizeiwache sieht man beiläufig, wo sogenannte Cold Cases, also nicht vollständig aufgeklärte Verbrechen, im Büro gelagert werden: in einer Kältekammer. 

Herausfordernd dürfte es sein, die englischen Wortspiele ins Deutsche zu übersetzen. Daher empfiehlt es sich, den Film, wenn möglich, auf Englisch zu schauen. 

Schaffer versucht, wie die «Nackte Kanone»-Schöpfer David und Jerry Zucker und Jim Abrahams, Witze am laufenden Band zu präsentieren. Das gelingt aber nicht unbedingt in solch einem engen Tempo wie im Original.

Kein Fluchen, aber umso frechere Witze

Regisseur Schaffer sagte der Fachzeitschrift «Blickpunkt Film», ihm sei es wichtig gewesen, den Ton und Geist der Vorlage zu ehren, aber gleichzeitig etwas Eigenes zu finden. 

Auf die Frage, wie er mit dem grenzüberschreitenden Humor der früheren Filme im heutigen kulturellen Klima umgehe, sagte er: «Ich habe einfach versucht, witzig zu sein.» 

Das Original sei beim Thema Fluchen sehr zahm gewesen. Es gebe keine Schimpfwörter, was erlaube, riskantere Gags einzubauen. «Das wollte ich auch: Kein Fluchen, dafür aber umso frechere Witze.»

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