Nachhaltige Festivals: Geht das überhaupt?

Unmengen an Müll und Plastik, hohe CO2-Belastungen für die Umwelt: Festivals sind in der Regel alles andere als nachhaltig. Doch zurzeit scheint sich das ein wenig zu wandeln.

© Julian Huke Photography / Parookaville Festival

Der Vergleich kommt extrem rüber, doch ein Festival könnte laut des "Utopia"-Ragebers an einem Wochenende mit ungefähr 70.000 bis 80.000 Besucherinnen und Besuchern so viel Müll produzieren, wie es eine Stadt in derselben Größenordnung in einem Jahr schafft. Der CO2-Ausstoß wird dabei gar nicht mit eingerechnet, doch bedenkt man die hohe Anzahl an Festivalteilnehmerinnen und -teilnehmern, die per Pkw oder Kleinbus anreisen, wird klar, dass die Treibhaus-Gas-Emissionen beim Reiseverkehr schon in die Höhe schnellen. Die gute Nachricht: Es geht aber auch anders - und vor allem besser. Erste Festivals haben sich vorgenommen, nachhaltiger zu werden, mehr auf Ökostrom zu achten oder strikte Mülltrennung auf dem jeweiligen Gelände zu gewährleisten.

Erste Festivals denken umweltfreundlich

Wie Nachhaltigkeit gehen kann, zeigt ein Blick nach Berlin. Dort schreibt sich das Lollapaloozafestival nicht erst seit vergangenem Jahr auf die Fahne, so gut es auf die Umwelt zu achten. In 2022 stellten die Verantwortlichen folgendes Maßnahmenpaket - eine Nachhaltigkeitscharter - vor, das schließlich den Berichten zufolge, auch umgesetzt wurde.

Maßnahmen des Lollapalooza-Festivals im Jahr 2022

  • Reduzierung der Einwegplastik-Nutzung um 90 Prozent durch Becher-Mehrwegsystem
  • Der CO2-Ausstoß im Bereich Abfallmanagement konnte um 48 Prozent verringert werden, Restmüllmenge sogar um 50 Prozent.
  • Vegane und vegetarische Speisen wurden im Sortiment deutlich mehr angeboten.
  • 20 Prozent des Dieselverbrauchs sind durch Anschluss an Feststrom eingespart worden.
  • Awareness-Teams kümmerten sich um soziale Aspekte, auch das Thema Gleichgerechtigkeit wurde in den Fokus gerückt.

In diesem Jahr soll das Maßnahmenpaket erweitert werden, unter anderem mit einem noch größeren pflanzenbasierten Angebot. Die Logistik soll ebenfalls verbessert werden, zudem sind weitere Maßnahmen für die Besucher geplant.

Milky Chance sehen Mainstream-Festivals hinterherhinken

Wir haben bei den Indie-Pop-Jungs von Milky Chance nachgefragt, ob sie denn auch einen Wandel in der Festivallandschaft erkennen können. Ja, den gibt es, aber noch nicht so, wie vielleicht erhofft. Vor allem in Sachen Mainstream-Festivals bestünde noch Nachholbedarf: "Gerade im Mainstream-Bereich ist noch nicht so viel passiert", erklärt Clemens. Philipp ergänzt, dass auf der anderen Seite aber auch zu wenig über das Thema nachhaltige Anreise gesprochen wird. Die Kosten für ein Bahnticket sind meist zu hoch. Hier könnte die Politik Abhilfe schaffen. "Mit 150 Euro fürs Ticket und 150 Euro für die Zugfahrten bleibt es dabei, zu hoffen, dass die Politik mehr macht, damit diese Preise in Zukunft nicht mehr so hoch sind." Schließlich würden viele deshalb auf das klimaschädlichere eigene Auto ausweichen, was aber wiederum verständlich ist.

So oder so: Die Richtung in Sachen Nachhaltigkeit ist eingeschlagen worden, doch noch längst nicht so, wie es sich der eine oder andere bisweilen erhofft hat.

Autoren: Roschan Häßlin & Joachim Schultheis

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