Mehrwegpflicht in der Gastronomie: So kommt sie im Sauerland an

Bisher setzen viele Kunden noch auf Einwegverpackungen. Der heimische Hotel- und Gaststätteverband sieht die vielen unterschiedlichen Mehrwegangebote als Grund.

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Seit Anfang des Jahres haben Sauerländer in der Gastronomie die Wahl zwischen Einweg- und Mehrwegverpackungen. In vielen Betrieben im HSK wird mit einem Pfandsystem gearbeitet. Das Panoramacafé in Winterberg berechnet einen Euro Pfand auf Tassen und fünf Euro Pfand auf Schüsseln. Das Café verwendet das System "reCup GmbH". Kunden können das geliehene Geschirr in allen Gastronomiebetrieben abgeben, die mit dem selben System arbeiten. Es sei der deutschlandweit größte Anbieter, so das Panoramacafé. Damit wolle man es den Kunden möglichst einfach machen. Außerdem können Sauerländer hier auch eigenes Geschirr mitbringen und befüllen lassen.

Im Jägerhof in Brilon verwende man schon seit zehn Jahren Mehrwegverpackungen. Seit der Coronapandemie hat der Jägerhof das Mehrwegangebot noch verstärkt. Das Essen wird auf Tellern angerichtet, so wie im Restaurant auch. "Wir haben das Essen in Kartons verpackt und die Abholer müssen den Karton mit den leeren Tellern wieder zurück bringen. Es funktioniert sehr gut", sagt Inhaber Andreas Piorek.

Die Bäckereien bei uns sind vor allem beim Kaffee to-go von der Mehrwegpflicht betroffen. Die Bäckerei Franzes berechnet für Mehrwegkaffeebecher einen Euro Pfand. Die Becher können dann immer wieder neu befüllt oder abgegeben werden. Auch hier dürfen eigene Becher mitgebracht werden, so die Innungsbäckerei.

Bei der Bäckerei Vielhaber sollen Mehrwegbecher zwei Euro Pfand kosten. Auch eigene Becher werden demnächst akzeptiert. Kunden, die eigene Becher mitbringen, sollen künftig zehn Cent weniger für ihr Getränk bezahlen, so die Bäckerei. Für die eigenen Becher werde außerdem eine kontaktlose Ausgabefläche installiert, sodass es zu keinen hygienischen Problemen komme.

Resonanz bisher unterschiedlich

Die Gastronomen bei uns berichten von unterschiedlicher Resonanz. Bei der Bäckerei Franzes sei das Verhältnis ausgeglichen, so die Bäckerei. 50 Prozent der Kunden setzen weiterhin auf Einwegverpackungen, während die andere Hälfte die Mehrwegvariante annimmt. Die Bäckerei habe damit gerechnet, dass das Mehrwegangebot besser angenommen werde.

Im Panoramacafé in Winterberg bevorzugen die Kunden aktuell die Einwegverpackungen. Geschäftsführer Martin Brinkmann geht aber davon aus, dass künftig mehr Kunden auf die Mehrwegvariante umsteigen, da "jetzt auch immer mehr Gastronomien (...) daran teilnehmen und es dementsprechend für die Kunden immer einfacher wird, ihre Mehrwegverpackungen zu tauschen". Der heimische Hotel- und Gaststätteverband hält die unterschiedlichen Mehrwegmodelle für kompliziert. Deswegen würden viele Kunden aus Bequemlichkeit auf die Einwegvariante setzen. Es bleibe abzuwarten, welches System sich auf Dauer durchsetze.

Ausnahmen und Kritik

Einige Betriebe sind von der Mehrwegpflicht befreit. Gastronomen, die weniger als fünf Angestellte beschäftigen, müssen keine Mehrwegverpackungen anbieten. Auch wenn der Laden kleiner als 80 Quadratmeter ist, gilt die Mehrwegpflicht nicht. Lieferdienste sind ebenfalls ausgeschlossen.

Der heimische Hotel- und Gaststätteverband kritisiert diese Regel, da in genau diesen Betrieben der meiste Verpackungsmüll anfalle. Im HSK fallen viele Gastronomiebetriebe, wie zum Beispiel Imbisse, unter die Ausnahmeregelung. In der klassischen Gastronomie erwartet der Verband, dass sich durch die Mehrwegpflicht nicht viel Müll einsparen lasse. Das To-Go-Geschäft laufe seit dem Ende des Lockdowns nicht mehr so gut. Außerdem kritisiert der Hotel- und Gaststätteverband, dass es keine einheitlichen Vorgaben für das Mehrwegangebot gebe. In einigen Betrieben müssen Kunden Pfand für das Geschirr zahlen, in anderen müsse das Geschirr über eine App ein- und ausgecheckt werden. Das mache das System für die Kunden unübersichtlich. Deswegen geht der Verband davon aus, dass viele Kunden aus Bequemlichkeit weiterhin die Einwegverpackungen bevorzugen werden. Ein weiterer Kritikpunkt des Hotel- und Gaststätteverbandes ist die "Dauerkrise" in der sich die Branche seit der Coronapandemie befinde. Die Umsetzung der Mehrwegpflicht sei für die Gastronomen zusätzlicher Aufwand.

 

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