Mehr Schulverweigerer im Sauerland durch Corona

Bei auffälligem Verhalten ihrer Kinder sollten Eltern sich professionelle Hilfe holen.

Eine Schülerin trägt im Klassenraum eine Maske.
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Die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, dass es im Sauerland mehr Schulverweigerer gibt. Die Kinder- und Jugendpsychatrie der LWL-Klinik in Marsberg empfiehlt betroffenen Eltern sich professionelle Hilfe zu holen. Je früher, desto besser seien die Aussichten auf Heilung und ein intaktes Familienleben. Gerade Angst- und Zwangsstörungen könnten sich verfestigen und die Lebensqualität stark einschränken, so Dr.Falk Burchard der Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychatrie in Marsberg.


Seit rund einem halben Jahr gibt es die neue Kinderstation für Kinder bis 12 Jahre der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Marsberg. Im Gegensatz zu ambulanten Angeboten gibt es bei der stationären Versorgung keine langen Wartezeiten.


Soziale Ängste und Angst vor Leistungsdruck

Aktuell ist bei vielen Familien die Schule ein Thema. Viele Kinder gehen gern zur Schule, andere nicht. Corona hat den Schulverweiger:innen unter den Kindern und Jugendlichen direkt in die Hände gespielt. Dr. Falk Burchard, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Marsberg und Paderborn sagt: "Eine klassische Reaktion auf Situationen, in denen ich mich unwohl fühle, ist das Vermeidungsverhalten." Umso schwerer ist die Zeit, in der es jetzt wieder nach Ferien und Corona mit dem normalen Schulbetrieb losgeht. "Die Schulverweigerung ist ein Symptom hinter dem sich zum Beispiel soziale Ängste oder die Angst vor Leistungsdruck verstecken können", so Burchard.


Für Eltern sei es wichtig zu handeln. "Abwarten ist meist ein schlechter Ratgeber. Gerade bei Angst- und Zwangsstörungen besteht die Gefahr, dass sich das Verhalten festigt und die Lebensqualität stark einschränkt", betont er. "Erst ist es die Schule, dann weitet sich das Vermeidungsverhalten auf Kindergeburtstage aus und eines Tages möchte das Kind gar nicht mehr vor die Tür." Ein Teufelskreis, der in sozialer Isolation münde, die wiederum Depressionen hervorrufen könne. "Manche Kinder schaffen sich durch Medien und Internet eine neue eigene Welt ohne persönliche Kontakte zu den Kindern im eigenen Umfeld zu haben", sagt Burchard.


Auch Zwangs- und Essstörungen hätten deutlich zugenommen. "Kinder und Jugendliche erleben ihre Eltern in der Coronazeit mehr als sonst als unsicher und machtlos. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit verunsichert." Hinzu kommen die Erfahrungen aus Homeoffice und Homeschooling und die damit verbundene Zunahme von häuslichen Problemen.



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